Wettbewerbsstudie des Weltwirtschaftsforums Standort Deutschland überholt die USA
Die Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Staaten driftet zunehmend auseinander. Deutschland überholte im Vergleich des Weltwirtschaftsforums erstmals die USA und bleibt in der weltweiten Spitzengruppe. Griechenland und andere Euro-Krisenstaaten rutschten in der Rangliste dagegen deutlich ab.
Deutschland ist einer Studie zufolge erstmals wettbewerbsfähiger als die USA. Im weltweiten Standortvergleich des Weltwirtschaftsforums verteidigte die Bundesrepublik ihren sechsten Platz aus dem Vorjahr. Die Vereinigten Staaten rutschten dagegen vom fünften auf den siebten Rang ab. Spitzenreiter ist wie in den vergangenen Jahren die Schweiz vor Singapur. Vor Deutschland liegen zudem noch die EU-Staaten Finnland, Schweden und die Niederlande.
Infrastruktur in Deutschland ausgezeichnet
Das Weltwirtschaftsforum untersuchte für seine Vergleichsstudie 144 Staaten anhand zahlreicher Kriterien. Dazu zählen Infrastruktur, staatliche Rahmenbedingungen, der Finanzmarkt, das Bildungswesen und der Arbeitsmarkt. "Deutschland hat eine ausgezeichnete Infrastruktur", sagte Margareta Drzeniek vom Weltwirtschaftsforum. "Die Unternehmen sind zudem sehr innovativ und in der Lage, alle Stufen der Wertschöpfung zu leisten - von der Produktion bis hin zu Marketing und Vertrieb." Auch die Ausbildung, vor allem die praktische Aus- und Weiterbildung in den Betrieben, wurde gelobt.
Kritisiert wurde der deutsche Arbeitsmarkt, den das Weltwirtschaftsforum ungeachtet der bisherigen Reformen als zu starr bewertete. "Einstellungen sind für die Unternehmen sehr teuer", sagte Drzeniek. "In schlechten Zeiten ist es für sie zudem sehr schwierig, Stellen abzubauen." Das Weltwirtschaftsforum bemängelte zudem "fehlende Flexibilität bei der Bestimmung der Löhne". Negativ auf das deutsche Ergebnis wirkte sich zudem das Steuersystem aus, das als zu kompliziert gilt.
Die USA bleiben zwar laut der Studie die innovationsfreudigste Volkswirtschaft der Erde. Dennoch fiel das Land im internationalen Vergleich zurück. Grund für den Abstieg seien "insbesondere das geringe Vertrauen der Öffentlichkeit in die Politiker und der scheinbare Mangel an staatlicher Effizienz", schrieben die Forscher.
Griechenland schlechter als mehrere Entwicklungsländer
Der Standortvergleich belegt auch, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Staaten angesichts der Schuldenkrise weiter auseinanderdriftet. Zwar rangieren drei Länder der Eurozone unter den sechs Top-Standorten weltweit. Für mehrere Krisenländer ging es jedoch im Vergleich zum Vorjahr weiter bergab. Portugal verlor vier Plätze und ist jetzt 49. von 144 Nationen. Zypern rutschte um elf Ränge auf Platz 58 ab. Das europäische Schlusslicht ist Griechenland auf Rang 96 - deutlich hinter Entwicklungsländern wie Botswana und Kambodscha.
"Die Kluft zwischen den besten europäischen Ländern und den schwächeren Staaten ist noch größer geworden", sagte Drzeniek. "Dennoch: Es gibt einige Erfolge, etwa in Spanien und Italien. Dort sind der Arbeitsmarkt flexibler und der Wettbewerb stärker geworden. Es dauert jedoch, bis sich das auszahlt."