IWF-Entscheidung über Reservewährung Yuan auf dem Weg zur Weltwährung
Der IWF will heute den chinesischen Yuan in seinen Währungskorb aufnehmen. Neben US-Dollar, Euro, Pfund und Yen. Für Peking wäre es vor allem ein symbolischer Erfolg. Denn im Welthandel werden nur 2,8 Prozent der Zahlungen in Yuan abgewickelt.
Es lassen sich viele Argumente gegen die Aufnahme des Yuan in den IWF-Währungskorb vorbringen. Chinas Währung, auch Renminbi genannt, ist nicht frei handelbar, ihr Kurs ist nicht frei schwankend, sondern maßgeblich von Peking bestimmt. Der Yuan spielt als Reservewährung kaum eine Rolle in der Welt, liegt hier noch hinter dem australischen und dem kanadischen Dollar. Und auch im globalen Währungshandel ist das durch Kapitalkontrollen abgeschirmte chinesische Geld keine große Nummer.
Und doch sind Peking und offenbar auch der Internationale Währungsfonds davon überzeugt, dass der Yuan neben Dollar, Euro, Yen und Pfund Teil des IWF-Währungskorbs werden soll, aus dem sich die sogenannten Sonderziehungsrechte bilden - eine Kunstwährung des Fonds, in der er unter anderem Finanzhilfen auszahlt. Für die chinesische Regierung ist die Aufnahme vor allem ein wichtiger politischer Prestigegewinn, eine Anerkennung sich verändernder globaler Machtverhältnisse.
Wenig praktische Änderungen
Der IWF reformiert sich, weil Schwellenländer wie China ihren Anteil am Welthandel massiv vergrößern konnten, sagt Liu Junhong vom Chinesischen Institut für Gegenwärtige Internationale Beziehungen, einer regierungsnahen Denkfabrik. Der IWF, wie er bisher ist, stelle nicht mehr die Realität der heutigen Weltwirtschaft dar. Eine Reform der Sonderziehungsrechte sei unvermeidlich.
Ändern wird sich nach einer Aufnahme des Yuan zunächst wenig. Experten erwarten nicht, dass die Investoren sich deshalb auf Chinas Währung stürzen. Doch die internationale Anerkennung bestätigt Pekings langfristiges Ziel: der Yuan soll zu einer großen Weltwährung aufgebaut, die Dominanz des US-Dollars gebrochen werden.
Chinesen haben viele Namen für ihr Geld. Als Oberbegriff für die Währung ist in China "Renminbi" geläufig, was übersetzt Volkswährung bedeutet. Die offizielle Abkürzung der Währung, die auch im internationalen Zahlungsverkehr genutzt wird, lautet jedoch CNY - Chinese Yuan. International ist daher meist einfach nur von Yuan die Rede. Das Geld ist in die Einheiten Yuan, Jiao und Fen eingeteilt. Dabei entspricht ein Yuan zehn Jiao. Ein Jiao sind wiederum zehn Fen. Im Alltagsgebrauch werden oft aber ganz andere Begriffe genutzt. Ein Yuan wird umgangssprachlich als Kuai (Stück) bezeichnet, ein Jiao dagegen Mao (Haar) genannt.
Nur 2,8 Prozent aller Zahlungen in Yuan
Zuletzt wurden 45 Prozent aller internationalen Zahlungen in Dollar abgewickelt, nur 2,8 Prozent in Yuan. Chinas Währung holt allerdings schnell auf und verbreitet sich in der Welt. Seit 2009 hat Peking an die 40 so genannte Swap-Abkommen mit anderen Ländern geschlossen. Das heißt: Handelspartner können ihre Geschäfte direkt in Yuan anstatt in US-Dollar abwickeln.
Auch für Anleger macht die Regierung den Yuan immer breiter verfügbar durch Yuan-notierte Finanzprodukte. In Frankfurt etwa hat vor knapp zwei Wochen eine neue deutsch-chinesische Börse mit rund 200 Renminbi-Produkten den Handel aufgenommen. Einen Schub dürfte Chinas Währung zudem durch Pekings "Neue-Seidenstraße-Initiative" erhalten. Dabei will China Infrastruktur- und Handelskorridore nach Asien, Europa und Afrika aufbauen. Immer mehr dieser Auslandsprojekte werden in Yuan bezahlt und nicht in Dollar. Bis zur Weltwährung ist es trotzdem noch ein weiter Weg.
Wie viel Risiko will Peking eingehen?
"Wir sollten nicht vergessen, dass die Internationalisierung des Yuan ein langfristiges Ziel ist und eine lange Reise", sagt Andrew Shen von Chinas Bankenaufsicht. "Der US-Dollar hat einst das britische Pfund überholt, aber erst 70 Jahre, nachdem die US-Wirtschaft die Größe der britischen erreicht hatte. Ich glaube, die Internationalisierung des Yuan ist in ihrem vorsichtigen und maßvollen Ablauf auf dem rechten Weg."
70 Jahre wird Peking vermutlich nicht warten wollen. Wie schnell wiederum der Yuan aufholt, hängt stark vom Reformwillen der chinesischen Regierung ab. Sie müsste den Yuan und seinen Wechselkurs befreien, die Kapitalkontrollen aufheben, den freien Tausch zulassen - ökonomisch riskante Schritte. Ob sich Peking im neuen Fünfjahresplan ab 2016 schon dazu durchringen kann, ist ungewiss. Gewiss ist, dass Chinas globaler Machtanspruch lauter wird.