Long Covid Karliczek geht von 350.000 Patienten aus
Etwa jeder zehnte Corona-Erkrankte kämpft nach Angaben von Forschungsministerin Karliczek mit Spätfolgen - auch Long Covid genannt. Das bedeute, dass etwa 350.000 Menschen in Deutschland davon betroffen seien.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek geht davon aus, dass in Deutschland ungefähr 350.000 Menschen an Spätfolgen einer Covid-Infektion leiden. Mittlerweile hätten rund 3,5 Millionen Menschen eine Infektion hinter sich. Schätzungsweise jeder Zehnte davon kämpfe mit Spätfolgen, sagte sie.
"Ich finde das ist eine unglaublich hohe Zahl", so die CDU-Politikerin. Karliczek sprach von rund 50 verschiedenen und "sehr individuellen" Symptomen. Patienten hätten etwa wiederkehrende Kopfschmerzen, litten unter extremer Erschöpfung oder Konzentrationsschwierigkeiten und könnten nicht mehr zur Arbeit gehen.
Zu diesen Symptomen gibt es dem Ministerium zufolge bislang nur "unzureichende Erkenntnisse". "Wir kennen das Sars-CoV-2-Virus erst seit gut einem Jahr", unterstrich Karliczek. "Zum heutigen Zeitpunkt kann niemand sagen, wer nach einer Ansteckung Langzeitfolgen entwickeln wird und warum."
Spätfolgen unabhängig vom Krankheitsverlauf
Experten sprechen vom "Post Covid Syndrom", umgangssprachlich ist auch von "Long Covid" die Rede. Die genannten Spätfolgen können demnach unabhängig davon auftreten, ob jemand einen leichten oder schweren Krankheitsverlauf hatte.
Wegen der Neuartigkeit der Erkrankung fehlen aber immer noch fundierte Kenntnisse zu den Spätfolgen. "Umso wichtiger ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, um die betroffenen Patientinnen und Patienten bestmöglich behandeln und bei ihrer Genesung unterstützen zu können", erklärte Karliczek.
Fünf Millionen Euro für Forschung
Für die weitere Erforschung stellt das Bundesforschungsministerium deshalb nach Karliczeks Angaben nun zunächst fünf Millionen Euro zur Verfügung. Das sei nur der erste Schritt, sagte sie. "Long Covid wird für unser Gesundheitswesen enorme Folgen haben. Wir stehen in der Gesellschaft vor einer großen Herausforderung und auch vor einem ernstzunehmenden Kostenpunkt."
Stefan Schreiber, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Karliczek: "Das ist nicht nur einfach eine Verlängerung von Covid". Die Betroffenen litten sechs bis zehn Monate nach der Infektion an nennenswerten Symptomen. Er sprach von einem "eigenständigen Krankheitsbild".
Anträge können bis zum 14. Juli eingereicht werden, der Förderzeitraum beträgt maximal zwei Jahre. Ziel ist es nach Angaben des Ministeriums, "möglichst zeitnah den verfügbaren wissenschaftlichen Kenntnisstand über die Spätsymptome von Covid-19 zu erschließen, zu bündeln und weiterzuentwickeln". Damit sollten die Betroffenen bestmöglich behandelt werden können.