Vor rund 10.000 Jahren Mensch hat Mitschuld am Aussterben des Wollnashorns
Nashörner mit langem, wolligem Fell: Zehntausende Jahre lebten Neandertaler und moderne Menschen mit ihnen zusammen - jagten sie aber auch. Das schwächte die Population nachhaltig, zeigt eine neue Studie.
Das Wollnashorn ist vor rund 10.000 Jahren ausgestorben. Der Mensch trägt daran laut einer aktuellen Studie Mitverantwortung. Zu dem Ergebnis kommt ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Hervé Bocherens von der Universität Tübingen.
"Moderne Menschen, Neandertaler und andere lebten Zehntausende von Jahren mit den Wollnashörnern", so Bocherens vom Tübinger Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (SHEP). Die Tiere seien dann aber intensiv bejagt, nach Süden gedrängt und dabei isoliert worden.
Auch Temperaturveränderungen ein Grund
Wollnashörner weideten nach Angaben der Universität in trockenen, offenen Landschaften. Fossilien zeigten, dass die Tiere bis vor etwa 35.000 Jahren im Norden Europas und Asiens verbreitet waren. Mit dicker Haut und langem, wolligem Fell seien sie an tiefe Temperaturen angepasst und etwa so groß wie das heutige Breitmaulnashorn gewesen.
Die konstante Bejagung durch den Menschen zusammen mit Temperaturveränderungen schwächte die Populationen der Tiere nachhaltig, so die Studie. Sie seien quasi in eine Sackgasse geraten und mussten in für sie "suboptimalen Gebieten" leben.
"Gleiches Schicksal für heutige Nashörner verhindern"
Ihr Verschwinden mache damit auch die Gefährdung heutiger großer Wildtiere deutlich. Während es im späten Pleistozän, das vor rund 12.000 Jahren endete, noch 61 große Pflanzenfresser mit einem Gewicht von über 1.000 Kilogramm gegeben habe, lebten heute nur noch acht solcher Arten. Durch die Klimaerwärmung werde sich ihre Situation in den nächsten Jahren noch weiter verschlechtern.
"Wir brauchen dringend verstärkte Schutzmaßnahmen, um zu verhindern, dass die heutigen Nashörner dasselbe Schicksal erleiden wie ihre Verwandten, die Wollnashörner", sagte der Tübinger Professor Bocherens.