Invasive Pilzinfektion Candida auris breitet sich immer mehr aus
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 77 Fälle von Infektion mit dem Pilz Candida auris erfasst - sechs Mal mehr als in den Vorjahren. Expertinnen und Experten plädieren für eine verbesserte Meldepflicht.
Der Pilz Candida auris gehört zu den Hefepilzen. Andere Hefepilze sind nützlich in der Bierherstellung oder als Backtriebmittel, aber Candida auris kann uns krank machen.
Forschende des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen haben im Jahr 2023 einen deutlichen Anstieg der Candida auris-Fallzahlen in Deutschland registriert. In den vergangenen Jahren gab es jeweils 12 Fälle, für 2023 konnten 77 Fälle nachgewiesen werden - es handelt sich somit um eine Versechsfachung.
Für immungeschwächte Menschen gefährlich
Für gesunde Menschen ist Candida auris in der Regel ungefährlich, da das Immunsystem den Pilz abwehren kann. Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann er jedoch gefährlich werden. Wenn Candida auris in den Blutkreislauf gelangt, kann das zu einer Blutvergiftung führen, die in gut der Hälfte aller Fälle tödlich endet. Daher stellt der Pilz besonders für Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen eine Bedrohung dar.
Pilz ist resistent gegen einige Antimykotika
Candida auris kann sich im Gegensatz zu anderen Candida-Pilzarten auch über Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch verbreiten - also über eine Kette von Berührungen. Bei den restlichen Candida-Arten wurden nur in den seltensten Fällen Übertragungen zwischen Menschen beobachtet. Einige der Candida auris-Pilzstämme weisen bereits Resistenzen gegenüber Antimykotika, den typischen Antipilzmitteln, auf.
Alexander Aldejohann vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen sagt dem SWR, dass "90 Prozent der isolierten Pilzproben gegen ein Antimykotikum resistent sind und 30 Prozent sogar gegen zwei oder mehr. Und da wir a priori nur drei bis vier Antimykotika-Klassen insgesamt haben, ist das natürlich problematisch".
Candida auris wurde 2009 erstmals nachgewiesen
Seit der ersten Beschreibung von Candida auris im Jahr 2009 im Ohr einer japanischen Patientin steigen die Fallzahlen weltweit an. In manchen Regionen hat der Pilz schon andere Candida-Arten verdrängt. Im internationalen Vergleich sind die deutschen Candida auris-Zahlen laut Aldejohann noch auf einem sehr niedrigen Niveau.
Für die nächsten Jahre erwarten Experten, dass die Fälle in Deutschland - so wie auch in anderen Ländern - weiter zunehmen. Daher sei es wichtig, Ärztinnen und Pfleger bestmöglich darauf vorzubereiten.
Forschende befürworten eine generelle Meldepflicht
Eine Besiedlung mit Candida auris - fachsprachlich Kolonisation - kann Infektionen auslösen. Diese müssen laut der aktuellen Meldepflicht an das Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen gemeldet werden. Es ist aber auch möglich, dass Personen nur von dem Pilz besiedelt sind, ohne Krankheitsmerkmale aufzuzeigen. Ansteckend sind sie dann aber trotzdem.
Daher plädieren Expertinnen und Experten für eine Ausweitung der Meldepflicht auch für diese Fälle. So könnten unkontrollierte Ausbrüche in Krankenhäusern rechtzeitig erkannt und verhindert werden.