Gesundheit Wie gefährlich sind Schwermetalle in Tampons?
Blei, Arsen und Cadmium: Ein Forschungsteam aus den USA hat Tampons untersucht und bei zahlreichen Marken Schwermetalle gefunden. Deutsche Institute geben Entwarnung, doch viele Fragen sind noch offen.
"Blei ist immer giftig, egal in welchen Konzentrationen", meint Kathrin Schilling, analytische Chemikerin an der Columbia University in New York und eine der Co-Autorinnen einer Studie, die in den vergangenen Tagen viel Aufsehen erregt hat. Denn sie ergab, dass möglicherweise ein Risiko durch Metalle in Tampons bestehen könnte.
Dass Schwermetalle wie Blei und Arsen überhaupt in Tampons vorhanden sind, sei das eine. Aber die Art, wie Frauen sie aufnehmen, mache es besonders heikel, erläutert Schilling:
"Wenn man dem eben vaginal ausgesetzt ist, wird es sehr viel schneller über den Körper aufgenommen. Und es wird eben nicht erst mal über die Leber gefiltert." Die Schwermetalle gingen also erst mal durch den ganzen Blutkreislauf, bevor sie zur Leber gelangten. "Das heißt, die Giftstoffe können sich viel leichter verteilen oder eben Schaden anrichten", so Schilling.
Konkrete Auswirkungen noch unklar
Was genau die Metalle aus den Tampons im Körper anrichten, wurde in der Studie nicht untersucht; die Forschenden hatten 24 Tampon-Sorten verschiedener Marken und Stärken aufgelöst und in einem Massenspektrometer untersucht. Und alle enthielten die 16 Metalle, auf die die Produkte hin analysiert wurden, von Arsen bis Zink.
Es wurden sowohl Tampons aus den USA als auch der EU untersucht, Bioprodukte ebenso wie konventionelle. Dabei enthielten Letztere mehr Blei als die Produkte aus Biobaumwolle, diese dafür mehr Arsen.
In großen Studien wie der US-amerikanischen National Health Survey sind in der Vergangenheit Zusammenhänge von Metallbelastung und allgemein erhöhter Sterblichkeit, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Vorformen von Diabetes und Krebs gefunden worden.
Ob sich die Schwermetalle aus den Tampons lösen und wenn ja, in welchen Mengen sie über die Vaginalschleimhaut aufgenommen werden, ist bislang nicht klar. Das soll in Folgestudien untersucht werden, erklärt Chemikerin Schilling.
"Bemerkenswerte Menge"
Dennoch bezeichnet sie die Menge der Schwermetalle in den Periodenprodukten als bemerkenswert: "Wenn man jetzt diesen Tampon in einem Liter Wasser auflösen würde, so wie er jetzt ist, und würde dieses Wasser trinken, dann wäre Blei zehnmal höher als nach den Trinkwasser-Regularien der EU erlaubt ist, also über zehnmal mehr."
Diese Art der Auflösung geschieht natürlich nicht im Körper. Und da die Metalle in den Tampons nur in geringen Mengen nachgewiesen wurden, sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung keine gesundheitlichen Folgen zu erwarten. Die Belastung sei vergleichbar mit der Hintergrundbelastung aus Lebensmitteln, Hausstaub, Verkehr und Industrie.
Wie die Metalle in die Tampons gelangen, ist nicht klar: Baumwollpflanzen können sie über Wasser, Luft oder Boden aufgenommen haben - oder sie wurden hinzugefügt, etwa als Weißmacher oder antibakterieller Wirkstoff. Zink beispielsweise soll mikrobielles Wachstum verhindern; dieses Metall hätten die Forschenden jeweils in relativ großen Mengen gefunden, sagt Studien-Co-Autorin Schilling.
Idee zur Studie kam zufällig auf
Die National Health Survey wird in den USA alle zwei Jahre durchgeführt, mit ausführlichen Fragebögen und Blutproben. Bei einer dieser Erfassungen fiel eine Korrelation auf: zwischen der Konzentration von Metallen im Blut und der Nutzung von Tampons, so beschreibt es Schilling. Und da es noch keine Studien über Metalle in Tampons gab, kam die Forschungsgruppe auf die Idee.
Auch wenn die Ergebnisse umstritten sind und Kritikerinnen und Kritiker die untersuchte Menge an Tampons als zu gering ansehen, ist zumindest ein Ziel der Forschenden erreicht: eine Diskussion anzustoßen über die Inhaltsstoffe in den Periodenprodukten. Hersteller sollten diese nach Ansicht der Forschenden besser ausweisen und die Herkunft des genutzten Materials dokumentieren. Zudem müssten die Produkte besser kontrolliert werden.
7.500 Tampons im Laufe eines Lebens
Denn die Menge der Frauen, die Tampons über lange Zeit benutzen, ist immens: In Deutschland sind es - je nach Umfrage - zwischen siebeneinhalb und zwölf Millionen, mehr als die Hälfte der Menstruierenden. In den USA sind es sogar bis zu 80 Prozent.
Das können im Laufe eines Lebens 7.500 Tampons sein. Für etwas, das man sich derart intim zuführt, wären Kontrollen wünschenswert, sagen Medizinerinnen: Mandy Mangler etwa ist Chefärztin zweier Kliniken für Gynäkologie und Geburtshilfe in Berlin. Die Spezialistin für feministische Medizin ist nicht an der Studie beteiligt, aber auch nicht erstaunt über die Ergebnisse.
"Welche Gesundheitsschäden damit verbunden sind, das weiß man einfach nicht. Und es ist ein gängiges Problem in der Frauenheilkunde", so Mangler im WDR-Hörfunk.