Biodiversität in Kenia Mit Kreativität gegen invasive Pflanzen
Invasive Arten, wie die Wasserhyazinthen, können ganzen Lebensräumen schaden. Nur schwer wird man sie wieder los. In Kenia ist man auf eine kreative Idee gekommen: Aus der Plage wird etwas Nützliches.
Michael Otieno sitzt in einem schmalen Holzboot. Er fährt hinaus auf den Viktoriasee, den größten Süßwassersee in Afrika. Michael beugt sich zur Seite, zieht große, grüne Pflanzen aus dem Wasser und legt sie ins Boot. Es sind Wasserhyazinthen. An dieser Stelle treiben sie in riesigen Teppichen auf der Oberfläche des Viktoriasees.
"Sie gefährden alles, was im Wasser lebt", erklärt Otieno. "Heimische Pflanzen werden überwuchert, kriegen kein Licht. Hinzu kommt, dass die Pflanzen dem Wasser Sauerstoff entziehen. Deshalb können Fische, wie der Viktoriabarsch, hier nicht gut leben."
Wasserhyazinthen sind hübsche Pflanzen mit ihren sattgrünen Blättern und blassvioletten Blüten. Ursprünglich stammen sie aus Mittel- und Südamerika, wurden einst als Zierpflanzen nach Kenia gebracht. Hier sind sie zu einer Plage geworden.
Wasserhyazinthen sind Schwimmpflanzen. Sie verwurzeln nicht am Boden, sondern treiben an der Wasseroberfläche.
Aus Plage wird Neu
Aus den wuchernden Wasserpflanzen macht Otieno etwas Neues, etwas Nachhaltiges. In seiner Werkstatt schneidet er die Stängel und Blätter der Wasserhyazinthen in kleine Stücke. "Die geschnittenen Wasserhyazinthen werden gekocht und kommen dann in den großen Mixer."
In dieser Maschine aus Metall kommt alles zusammen: Wasser, Pflanzen und Altpapier. Es entsteht ein Papierbrei. Der wird dünn auf bespannte Holzrahmen gestrichen und trocknet in der Sonne. Dann ist das Papier fertig. Michael zieht es mit den Händen vorsichtig von den Rahmen ab.
Vasen aus Altpapier
Es ist etwas fester als gewöhnliches Papier und hat eine gröbere Struktur, durch die zerkleinerten Pflanzenteile. Je nach Wunsch kann die Papierfarbe variieren, erzählt Michael. "Manche Kunden mögen das Papier heller, andere dunkler. Wenn wir es dunkler machen, nehmen wir 90 Prozent Wasser-Hyazinthen und zehn Prozent Altpapier."
Aus diesem Papier macht Anthony Karugu in seiner Werkstatt Vasenhüllen. Er legt einen großen Papierbogen in eine graue Maschine ein und stanzt Formen aus. Anschließend legt er zwei Vasenformen passend übereinander und näht sie an den äußeren Rändern zusammen.
An einer Nähmaschine näht Anthony das Papier aneinander. Später wird die Vase über eine Dose oder ein Glas gezogen.
Anthony mag die Idee, Dinge zu recyceln, sie neu zu nutzen: "Als ich von dem Projekt hörte, habe ich sofort mitgemacht. Es trägt dazu bei, die Umwelt zu schützen und schafft Arbeitsplätze für etliche Leute."
Die fertigen Vasenhüllen werden dann verkauft, in einem Laden in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Das Innenleben der Vasenhülle besteht aus dem, was man gerade so Zuhause herumstehen hat: Konservendosen, Marmeladen- oder Senfgläser. Darüber wird die Vasenhülle gezogen, Schnittblumen rein - und fertig ist die Vase, die vorher eine Pflanze war.