Globale Erwärmung Weltklimarat drängt zum Handeln
Kurz vor der UN-Klimakonferenz warnt der Weltklimarat vor den Auswirkungen der Erderwärmung. Ein Anstieg um zwei Grad könne enorme Folgen haben. Es müsse jetzt schnell gehandelt werden.
Die Risiken der Erderwärmung lassen sich nach Ansicht des Weltklimarats IPCC durch die Begrenzung auf 1,5 Grad einigermaßen einschränken. Dieses Ziel könne aber nur durch einen raschen Wandel auf allen Feldern erreicht werden.
Zwei Monate vor dem nächsten UN-Klimagipfel warnen die Forscher in einem Bericht davor, was schon bei einer Erwärmung um 1,5 Grad Celsius passieren kann - und erst recht bei zwei Grad. "Die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen erfordert rasche, weitreichende und beispiellose Veränderungen in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft", erklärte der IPCC im Anschluss an eine mehrtägige Sitzung. Es gehe um Veränderungen in den Bereichen Energie, Industrie, Gebäude, Transport, in den Städten und auf dem Land. Beobachter beschrieben den Sonderbericht als politischen Weckruf.
Weitreichende Unterschiede
Der Bericht zeigt einige klare Unterschiede zwischen einer Erwärmung von 1,5 und einer von zwei Grad. Der globale Meeresspiegel würde bis zum Ende dieses Jahrhunderts bei 1,5 Grad Erwärmung um zehn Zentimeter weniger klettern als bei zwei Grad. "Das würde beinhalten, dass zehn Millionen weniger Menschen den Risiken ausgesetzt wären, wie der Versalzung von Äckern oder Überschwemmungen durch Stürme in küstennahen Gebieten", sagt IPCC-Autor Wolfgang Cramer.
Einen eisfreien Arktischen Ozean im Sommer gibt es laut IPCC bei 1,5 Grad wahrscheinlich einmal pro Jahrhundert, bei zwei Grad vermutlich "mindestens einmal pro Jahrzehnt". Auch warnen die Autoren, dass etwa 70 bis 90 Prozent der Korallenriffe verschwinden, wenn es um 1,5 Grad wärmer wird als vor der Industrialisierung. "Mit zwei Grad wären praktisch alle verloren."
Bei zwei Grad Erwärmung könnten deutlich weniger Fische gefangen werden. Einig sind sich die meisten Forscher, dass die Welt ohne zusätzliche Anstrengungen auf drei bis vier Grad Erwärmung zusteuert. Im Klimaabkommen von Paris hatten die Länder eine Obergrenze von deutlich unter zwei Grad Erwärmung beschlossen. Es sollte auf Drängen kleiner Inselstaaten zudem versucht werden, sie bei 1,5 Grad zu stoppen.
Grundlage für Weltklimakonferenz
Der Weltklimarat wurde damit beauftragt, einen Sonderbericht zum 1,5-Grad-Ziel zu erstellen. Er analysierte daraufhin über 6000 Studien. Die Zusammenfassung des neuen Berichts wurde in der vergangenen Woche mit Vertretern von 195 Staaten abgestimmt, so dass diese nun ein politisches Gewicht hat. Die Daten sind auch Grundlage für die Weltklimakonferenz im Dezember im polnischen Kattowitz.
Der globale Ausstoß etwa von Kohlendioxid (CO2) müsste nach dem IPCC-Bericht für das 1,5-Grad-Ziel von 2010 bis 2030 um 45 Prozent fallen und im Jahr 2050 Null erreichen. Nach dem neuen IPCC-Bericht kann der Mensch im Vergleich zu älteren Berichten möglicherweise etwas mehr CO2 ausstoßen, um dennoch das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Hofreiter und Schulze fordern schnelles Handeln
Bundesumweltministerin Svenja Schulze setzte sich für schnelles Handeln ein. "Wir dürfen beim Klimaschutz keine Zeit mehr verlieren. Das ist die Kernbotschaft des Berichts", sagte die SPD-Politikerin. "Die nächsten Jahre sind entscheidend, damit unser Planet nicht aus dem Gleichgewicht gerät." Man müsse den Abschied von Kohle, Öl und Gas hinbekommen.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte als Konsequenz aus dem neuen Bericht die Bundesregierung auf, schnellstmöglich die Stromerzeugung aus Kohle zu beenden. "Hitzesommer, Extremwetter, Ernteausfälle - alle Alarmzeichen stehen auf Rot", sagte er.