Fragen und Antworten Wie entsteht der Weltklimabericht?
Hunderte Delegierte haben in Stockholm um den ersten von vier Teilen des Weltklimaberichts gerungen. Hinter dem Bericht steht der Weltklimarat (IPCC), der bereits seit Jahren vor den Folgen der Erderwärmung warnt. Doch die Institution hat auch Kritiker.
Was ist der Weltklimarat?
Als Weltklimarat wird im Deutschen der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bezeichnet. Das Gremium mit seinen 195 Mitgliedern wurde von den Vereinten Nationen 1988 gegründet, um die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels zu erforschen. Der IPCC forscht nicht selbst, sondern hat Hunderte Experten ernannt, die die neusten Forschungsergebnisse zum Klimawandel prüfen.
Um welchen Bericht geht es?
Der IPCC kam in dieser Woche in Stockholm zusammen, um den ersten Teil des fünften Weltklimaberichts zu verabschieden. In diesem ersten Teil geht es um die physikalischen Grundlagen der globalen Erwärmung. Darin warnen die Wissenschaftler vor einem deutlich höheren Anstieg des Meeresspiegels. Bis zum Jahr 2100 drohen die Weltmeere demnach um 26 bis 82 Zentimeter zu steigen - 2007 war lediglich mit einem Anstieg von 18 bis 59 Zentimeter gerechnet worden. Auch das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, wird den Prognosen zufolge verfehlt.
Worum ging es in Stockholm genau?
Die Delegierten der Mitgliedsländer trafen sich hinter verschlossenen Türen mit den Autoren des ersten Teils des Berichts, um eine Zusammenfassung für die politischen Entscheider auszuarbeiten. Dabei gingen sie einen Entwurf Zeile für Zeile durch. Dieser Prozess zog sich hin, weil die Formulierungen einstimmig beschlossen werden mussten. Die Delegierten können den Text für zu vage oder zu komplex halten oder sie befürchten, dass die Sprache außerhalb der Welt der Wissenschaft nicht verstanden wird. Es wurde sogar um Grammatik und einzelne Wörter gestritten. Auch politische Haltungen spielten eine Rolle: So wollte China von einer Weltkarte, die in dem Entwurf gezeigt wurde, die Landesgrenzen entfernen, um "unnötige Debatten" zu verhindern.
Wofür werden die Weltklimaberichte gebraucht?
Die Berichte des IPCC bilden die wissenschaftliche Grundlage für die UN-Verhandlungen über den Klimaschutz. Der fünfte Bericht dient den Regierungen als Orientierung, wenn sie ein neues Klimaschutzabkommen aushandeln, das bis 2015 verabschiedet werden und 2020 in Kraft treten soll.
Was sagen die Kritiker zum IPCC?
Einige Wissenschaftler haben die Arbeitsweise des Weltklimarats als zu langsam und umständlich kritisiert. Wenn die Berichte endlich veröffentlicht würden, seien sie schon veraltet. Aus der Politik wurde der Vorwurf laut, die Formulierungen in den Berichten seien zu wissenschaftlich und schwer zu verstehen. Der Bericht von 2007 wies zudem zahlreiche Fehler aus. So hieß es unter anderem fälschlicherweise, die Gletscher im Himalaya würden bis 2035 verschwinden. Klimaskeptiker erklärten, diese Fehler seien Beweis dafür, dass der IPCC unsauber arbeite. Anhänger des IPCC sagten dagegen, solche Fehler kämen selten vor. Es habe sich dabei um einen Übertragungsfehler gehalten. Eigentlich sei das Jahr 2350 gemeint gewesen.
Wie genau sind die Projektionen des IPCC?
Der IPCC gibt langfristige Vorhersagen zur Erwärmung des Weltklimas ab, also werden wir wohl erst am Ende dieses Jahrhunderts wissen, wie genau diese Vorhersagen waren. Die Wissenschaftler sind sich jedoch einig, dass die Prognosen des IPCC die besten sind, die zur Verfügung stehen, und auf soliden Untersuchungen basieren. Sie betonen jedoch auch, dass eine gewisse Unsicherheit immer bleibt.
Was sagt der IPCC zur Pause bei der Erderwärmung?
Wenn Klimaforscher über die globale Erwärmung sprechen, beziehen sie sich meist auf Untersuchungen der vergangenen 100 Jahre oder mehr. Sie schenken kürzeren Zeitabständen in der Regel keine Beachtung. Weil in den Medien aber so häufig über eine mutmaßliche Pause der Erderwärmung berichtet wurde, da die Durchschnittstemparatur weniger stark gestiegen war als vorhergesagt, forderten viele Regierungen, dass auch der IPCC auf dieses Thema eingehen müsse. Klimaskeptiker erklärten, die Pause zeige, dass die weltweite Erwärmung zum Erliegen gekommen sei. Der IPCC führt dagegen an, dass es sich dabei um "natürliche Schwankungen" handele, die für langfristige Klimatendenzen nicht aussagekräftig seien. Eine andere Erklärung besagt, dass die Weltmeere die Wärme zeitweise aufgenommen haben.
Quelle: AP