Waldzustandserhebung 2023 "Der Wald entwickelt sich zum Dauerpatienten"
Den deutschen Wäldern geht es nicht gut - nach wie vor. Nur jeder fünfte Baum ist gesund. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir fordert eine Langzeitkur für die Wälder. Doch die Finanzierung ist unklar.
Der Zustand der Wälder in Deutschland bleibt angesichts von Hitze, Trockenheit und Käferschäden angespannt. Bei der Vorstellung der Waldzustandserhebung 2023 sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), weiterhin sei nur jeder fünfte Baum gesund. Insgesamt lägen die Schäden nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. Sie hätten sich je nach Baumart im Vergleich zum Jahr 2022 gar nicht oder nur sehr geringfügig verändert, so Özdemir.
Am häufigsten sind der Erhebung zufolge Fichte, Kiefer, Buche und Eiche krank - Bäume mit einem Alter von mehr als 60 Jahren stärker als jüngere. Doch auch die jungen Bäume zeigen den Daten zufolge einen negativen Trend. Mehr Regen im Herbst und Winter könne die Schäden nicht mehr kompensieren. Der Wald habe sich nach den trockenen Jahren seit 2018 nicht erholen können. Die Folge seien deutliche Schäden bei einem Großteil der Baumkronen.
"Ökosystem braucht eine Langzeitkur"
"Die Klimakrise hat unseren Wald fest im Griff. Lang andauernde Trockenheit und hohe Temperaturen der letzten Jahre haben bleibende Schäden hinterlassen", erklärte Özdemir. "Der Wald entwickelt sich zum Dauerpatienten." Nötig sei daher, dem wertvollen Ökosystem "eine Langzeitkur" unter anderem mit einem Umbau zu mehr Mischwäldern zu verschreiben. Dies sei ein Generationenprojekt.
Im Zuge des Klimawandels gewinne der Wald zunehmend an Bedeutung, "denn er entzieht der Luft das klimaschädliche Kohlendioxid und bindet es für Jahrzehnte und Jahrhunderte", führte Özdemir aus. Für dieses Jahr sind 250 Millionen Euro zur Waldförderung eingeplant. Die Finanzierung für die Folgejahre ist noch nicht gesichert.
Das Ministerium dokumentiert den Zustand der Wälder seit 1984 systematisch. Seitdem ist der Anteil der geschädigten Bäume stetig gestiegen. Die stärksten Veränderungen gab es den Angaben zufolge im Jahr 2019.