Zehn Jahre nach Beauftragung Erster bemannter Starliner-Flug zur ISS
Nach jahrelangen Verzögerungen soll die Starliner-Raumkapsel des US-Konzerns Boeing erstmals mit Menschen ins All fliegen. Die Rakete startet Dienstag früh am Weltraumbahnhof Cape Canaveral.
Vor zehn Jahren kündigte der damalige NASA-Chef Charles Bolden ein Programm an, mit dem die USA wieder eigene Flüge zur Internationalen Raumstation durchführen wollten. Hintergedanke war, nach dem Ende der Ära der Space Shuttles nicht von Russland abhängig zu sein, wenn es um den Transport von Menschen und Gütern zur ISS ging.
Die US-Raumfahrtbehörde wollte die Raumfähren diesmal nicht selbst entwickeln und bauen, sondern beauftragte den Flugzeugbauer Boeing und das Unternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk. Aus damaliger Sicht schien Boeing mit seinem "Starliner"-Raumschiff im Vorteil zu sein. Die Firma bekam einen Auftrag im Umfang von mehr als vier Milliarden Dollar, SpaceX 2,6 Milliarden. Doch bei Boeing lief es nicht glatt, es kam zu Krisen, Problemen und Verzögerungen.
Schwierigkeiten bei den Tests
Bei einem ersten unbemannten Test 2019 war der Starliner wegen Softwareproblemen gar nicht erst an der ISS angekommen. Ein zweiter unbemannter Testflug glückte 2022, doch dann traten erneut zahlreiche Probleme auf, die einen geplanten bemannten Testflug immer weiter verzögerten.
Nun soll Dienstag früh um 4.34 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit zum ersten mal ein bemannter Flug des Starliner vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida starten - an Bord die NASA-Astronauten Barry Wilmore und Sunita Williams. Die Kapsel soll von einer Atlas-V-Rakete ins All befördert werden, die von Boeing und Lockheed Martin entwickelt wurde.
Der Starliner von Boeing ist ein teilweise wiederverwendbares Raumfahrzeug, das aus einer rund drei Meter hohen Kapsel für die Besatzung und einem Servicemodul besteht und auf vier Besatzungsmitglieder ausgerichtet ist und im Unterschied zum Crew Dragon nicht auf dem Wasser, sondern auf der Erde landet.
"Wir sind bereit, das Raumschiff ist bereit."
Am Mittwoch wird das Raumschiff an der ISS erwartet, wo Wilmore und Williams rund eine Woche lang bleiben sollen. "Es fühlt sich fast unwirklich an", sagte die 58 Jahre alte Williams, die schon zweimal an Bord der ISS war, im Vorfeld bei einer Pressekonferenz. "Wir wären nicht hier, wenn wir nicht bereit wären", sagte ihr 61 Jahre alter Astronauten-Kollege Wilmore, der ebenfalls schon zweimal im All war. "Wir sind bereit. Das Raumschiff ist bereit und das Team ist bereit."
SpaceX hat Wettrennen gewonnen
Konkurrent SpaceX hat Boeing unterdessen längst überholt. 2020 unternahm dessen Crew Dragon erstmals erfolgreich einen bemannten Test zur ISS, seitdem haben sich die Astronauten-Transporte eingespielt. Derzeit ist die achte reguläre Crew auf der Raumstation, die mit dem Dragon dorthin gekommen ist.