Botswana Das Problem mit den Elefanten - und Europa
Wegen der hohen Zahl von Elefanten hat Botswana wieder die Jagd auf die Tiere erlaubt. Doch nun soll es in Europa Einfuhrbeschränkungen für Trophäen geben. Botswana hält das für neokoloniale Bevormundung.
Sepako, ein kleines Dorf im Nordosten von Botswana. 200 Einwohner, die meisten von ihnen wohnen in einfachen Hütten, fließendes Wasser gibt es kaum. In der Region leben auch viele Elefanten. Regelmäßig wandern sie auf der Suche nach Nahrung und Trinkwasser quer durch das Dorf.
Die Menschen in Sepako sind arm, viele arbeiten als Tagelöhner. So wie der Mann von Reginah Paulos. Ein durstiger Elefant hat ihn vor einem Jahr getötet, als er für die Rinder seines Arbeitgebers Wasser holen wollte.
Paulos ist traurig - und wütend. "Seitdem ich meinen Mann verloren habe, geht es mir schlecht. Oft bekomme ich Herzrasen. Ich vermisse ihn so sehr. Die Elefanten müssen weg, weg von hier - und wenn es nicht anders geht, dann müssen wir sie töten. Ich hasse diese Tiere so sehr."
17 Tote in zwölf Monaten
In Botswana leben rund 130.000 wilde Elefanten. Selbst für ein Land, das zweimal so groß ist wie Frankreich, sind das zu viele, sagen Experten. Konflikte zwischen Tier und Mensch sind vorprogrammiert. Elefanten zertrampeln Felder, verwüsten Dörfer, sind eine Gefahr für die Bevölkerung.
Kabo Obonetse arbeitet als Wildtier-Ranger in einer Safari-Lodge. Er führt Touristen durch die Natur. "Wir hören immer wieder von solchen Zwischenfällen, davon, dass Elefanten Farmen zerstören, dass Menschen von Elefanten getötet werden", sagt Obonetse. Es gebe einfach zu viele Elefanten: "Die Tiere sind aggressiv, sie bringen Menschen um." 17 Tote waren es allein in den vergangenen zwölf Monaten.
Importverbot für Jagdtrophäen
Die botswanische Regierung hat auch deshalb die Elefantenjagd wieder erlaubt. Etwa 300 Tiere dürfen pro Jahr geschossen werden. Die Lizenzen sind begehrt. Großwildjäger aus Europa, Asien oder den USA bezahlen dafür viel Geld. Es ist Geld, das in den armen Regionen des Landes dringend gebraucht wird.
Allerdings droht das Geschäftsmodell in Gefahr zu geraten. Aus Tier- und Artenschutzgründen wird in der EU über Einfuhrbeschränkungen für Jagdtrophäen wie etwa Stoßzähne diskutiert. Auch die Bundesregierung denkt darüber nach. Belgien hat ein Importverbot bereits beschlossen.
Neokoloniale Bevormundung?
Botswana hält das, wie andere afrikanische Länder, für eine spezielle Form von neokolonialer Bevormundung. Aus Protest hatte Präsident Mogkweetsi Masisi deshalb zuletzt angekündigt, 20.000 Elefanten nach Deutschland zu schicken. "Wir leben hier mit diesen Tieren. Und wenn Ihr nicht wollt, dass wir unsere Bestände regulieren, dann müsst Ihr dasselbe erleben. Kommt uns doch mal besuchen!", sagte Masisi. "Ich wette, dass keiner unserer Kritiker jemals in Botswana war, um zu verstehen, wie wir leben und wie wir unsere Elefanten wertschätzen!"
Natürlich werden keine Elefanten aus Botswana nach Deutschland abgeschoben. Das war auch nie geplant. Mit seiner öffentlichkeitswirksamen Drohung hat es Masisi aber immerhin geschafft, dass in der Diskussion über den Artenschutz auch afrikanische Argumente gehört werden.
Ranger Edwin Cejka hält Ratschläge aus Europa ebenfalls für überflüssig und verweist darauf, dass die kontrollierte Jagd auf Elefanten dabei helfen kann, die Tierbestände zu erhalten. Schließlich brauche die Regierung Geld, um die Elefanten schützen zu können.
"Es ist also eher so, dass die Elefanten für ihr Überleben bezahlen müssen, und zwar durch eine nachhaltige Jagd, bei der die Menschen Geld verdienen und die Tiere geschützt werden", so die Argumentation Cejkas. "Botswana lässt die Jagden von privaten Unternehmen dokumentieren. Das schafft Arbeitsplätze für die Einheimischen. Die Europäer sollten uns nicht diktieren, was passieren soll und was nicht."