Nach Militärputsch Wie geht es weiter in Burkina Faso?
Nach dem Militärputsch in Burkina Faso stellt sich die Frage, wie es dort weitergehen soll. Das westafrikanische Land ist zum Sinnbild für den sich ausbreitenden Terror in der Sahelzone geworden.
"Wir haben an diesem Tag, dem 30. September 2022, beschlossen, Oberstleutnant Damiba des Amtes zu entheben" - mit diesen Worten hatte im staatlichen Fernsehen von Burkina Faso eine Militärjunta erklärt, dass Präsident Paul-Henri Damiba nicht länger an der Macht sei und von Hauptmann Ibrahim Traoré abgelöst werde. "Um unser mit allen Menschen in Burkina Faso gemeinsames Ideal zu verfolgen: die Wiederherstellung der Sicherheit und Integrität unseres Territoriums", so die Putschisten weiter.
Zwei Tage lang war daraufhin unklar, wo sich der abgesetzte Präsident aufhielt. Die neue Führung beschuldigte die französischen Truppen im Land, ihn auf einer Militärbasis zu verstecken. Frankreich wies das zurück. Trotzdem zogen Demonstranten zur französischen Botschaft in der Hauptstadt Ouagadougou, randalierten vor dem Gebäude und warfen Fackeln auf das Gelände. Damiba forderte die Putschisten per Facebook auf, zur Vernunft zu kommen und einen Bruderkrieg zu vermeiden.
"Wir haben an diesem Tag, dem 30. September 2022, beschlossen, Oberstleutnant Damiba des Amtes zu entheben" - ein Videostandbild des Staatssenders RTB zeigt die Militärs in einem Fernsehstudio in Burkina Faso.
Einflussreiche religiöse und kommunale Führer des westafrikanischen Landes gaben erst nach zwei Tagen voller Spannungen eine Pressemitteilung heraus. Darin heißt es, Damiba selbst habe seinen Rücktritt vorgeschlagen, um Zusammenstöße mit schwerwiegenden menschlichen und materiellen Folgen zu vermeiden. Angeblich befand er sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Lomé, der Hauptstadt des Nachbarlandes Togo.
Der Terror breitet sich im Land aus
Nun stellt sich die Frage, wie es in dem seit Jahren instabilen Sahelstaat weitergehen soll. Der selbsternannte neue Anführer der Militärjunta, Ibrahim Traoré, erklärte bei einem Treffen mit Ministeriumsvertretern, das ganze Land befände sich in einem Ausnahmezustand. Deswegen seien in allen Bereichen weniger Bürokratie und mehr Tempo nötig, so Traoré: "In Burkina ist alles dringend. Von der Sicherheit über die Verteidigung, die Gesundheit, soziale Maßnahmen bis hin zur Infrastruktur, alles ist dringend. Wir müssen uns beeilen."
Externe Beobachter sind skeptisch, ob so ein Wandel zum Guten gelingen kann. Burkina Faso ist zum Sinnbild für den sich ausbreitenden Terror in der sogenannten Sahelzone geworden. Immer wieder kommt es zu extremistischen Anschlägen. Tausende Menschen wurden bereits getötet. Mehr als eine Million sind auf der Flucht.
"Es geht um die Stabilität in ganz Westafrika"
Auch der gerade abgesetzte Präsident Paul-Henri Damiba hatte bei seinem Putsch gegen den gewählten Präsidenten Kaboré im Januar versprochen, die Sicherheitslage im Land zu verbessern. Doch in den vergangenen Monaten habe die Zahl der Angriffe von islamistischen Terroristen sogar noch zugenommen, sagt Ulf Laessing. Er ist der Leiter des Regionalprogramms Sahel der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung mit Sitz im Nachbarland Mali.
Burkina Faso sei mittlerweile das Epizentrum der Dschihadisten in der gesamten Sahelregion und der Terror greife auf weitere Nachbarländer über, erklärt er: "Sie haben sich im Süden Burkina Fasos festgesetzt und verüben fast täglich Anschläge in den Nachbarländern: Togo, Cote d'Ivoire oder Benin. Das sind stabile Küstenländer. Und das zeigt, dass der Terrorismus hier in der Region ein neues Level erreicht hat. Es geht jetzt nicht mehr nur um Mali, wo die Bundeswehr ist, oder Burkina Faso. Es geht inzwischen um die Stabilität in ganz Westafrika." Deswegen müsse man sich auf noch mehr schlechte Nachrichten aus der Region einstellen.
Laessing glaubt nicht, dass das Militär in Burkina Faso in der Lage sein wird, die Dschihadisten zurückzudrängen. Dafür seien Armee und Sicherheitskräfte in einem zu schlechten Zustand. Dazu passt, dass der neue Anführer Traoré bei seinem Treffen mit Ministeriumsvertetern darum bat, der Militärjunta Landcruiser - also Jeeps mit Vierradantrieb - im Bestand der Ministerien zu melden. Selbst dann, wenn sie kleinere Schäden hätten. "Sie können uns im Notfall helfen", sagte er.