Burkina Faso Angriff auf französische Botschaft
In Burkina Faso haben Demonstranten die französische Botschaft angegriffen. Zuvor hatte der neue Machthaber Frankreich beschuldigt, dem gestürzten Präsidenten Unterschlupf zu gewähren. Frankreich stritt das ab.
Nach dem Putsch in Burkina Faso haben wütende Demonstranten die französische Botschaft in der Hauptstadt Ouagadougou angegriffen. Videoaufnahmen in den sozialen Medien zeigten Einwohner mit Fackeln vor dem Gebäude. Andere Bilder zeigten, dass Teile der Residenz in Flammen standen.
Nahe des französischen Stützpunktes in der Hauptstadt war eine kleine Gruppe von Menschen auf die Straße gegangen, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Sie forderten die französischen Soldaten auf, das Land zu verlassen und versicherten ihre Unterstützung für Putschistenführer Ibrahima Traoré. Vereinzelt waren auch russische Flaggen zu sehen. In sozialen Medien wurden Aufrufe zu einer Solidaritätsdemonstration für Traoré geteilt, die mit dem Untertitel "Gegen Damiba und Frankreich" versehen waren.
In der zweitgrößten Stadt Burkina Fasos, Bobo-Dioulasso, wurde das französische Institut von einer wütenden Menge verwüstet. Der neue Machthaber, Hauptmann Traoré, hatte zuvor Frankreich beschuldigt, dem gestürzten Präsidenten Paul-Henri Sandaogo Damiba Unterschlupf zu gewähren.
Frankreich weist Beteiligung zurück
Das französische Außenministerium wies den Vorwurf entschieden zurück. "Wir bestreiten, an den Ereignissen in Burkina Faso beteiligt zu sein", teilte das Ministerium mit. Auch die französische Botschaft in dem westafrikanischen Land wies jegliche Beteiligung an den Geschehnissen zurück. Der abgesetzte Präsident, Oberstleutnant Damiba, befinde sich weder in der diplomatischen Vertretung noch auf einem französischen Militärstützpunkt, erklärte die Botschaft.
Die Sprecherin des französischen Außenministeriums, Anne-Claire Legendre, sagte dem Sender France-24, die Lage in Ouagadougou sei unklar. Sie rief die französischen Bürger in der Stadt auf, zu Hause zu bleiben.
"Jeder Angriff auf unsere diplomatischen Einrichtungen ist inakzeptabel. Wir rufen alle Beteiligten dazu auf, ihre Sicherheit gemäß den internationalen Übereinkommen zu gewährleisten", hieß es am Samstagabend in Paris. In der Botschaft und im Lagezentrum in Paris seien Krisenstäbe eingerichtet worden, um die Situation zu verfolgen. Die Sicherheit französischer Staatsangehöriger habe Priorität.
Aufenthaltsort von Damiba unklar
Acht Monate nach dem letzten Staatsstreich hatte ein Teil des Militärs um Hauptmann Traoré am Freitag erneut geputscht. Wo sich Damiba aufhält, blieb unklar. Er appelliere an die Putschisten, "zur Vernunft zu kommen, um einen Bruderkrieg zu vermeiden, den Burkina Faso nicht gebrauchen kann", erklärte Damiba laut einer auf der offiziellen Facebook-Seite des Präsidialamts veröffentlichten Mitteilung am Samstagabend. Er wies Behauptungen der Putschisten zurück, er plane "eine Gegenoffensive" von einer französischen Militärbasis aus. Dabei handele es sich nur um den Versuch, "die öffentliche Meinung zu manipulieren", erklärte Damiba.
Traoré: "Wir wollen diese Katastrophe nicht"
Traoré sagte in seinem ersten Interview nach dem Staatsstreich, er und seine Männer wollten Damiba nicht schaden. "Wenn wir wollten, würden wir ihn innerhalb von fünf Minuten ergreifen und vielleicht wäre er dann tot, der Präsident. Aber wir wollen diese Katastrophe nicht", sagte Traoré dem Sender Voice of America. "Wir kämpfen für Burkina Faso."
Damiba reichte trotz des Putsches bisher nicht seinen Rücktritt ein. Nach seinem Amtsantritt im Januar hatte er versprochen, die islamistische Gewalt zu beenden, die zwei Millionen Menschen in Burkina Faso zur Flucht zwang. Doch die von Traoré angeführte Gruppe von Offizieren erklärte am Freitag, Damiba habe versagt und werde abgesetzt. Jetzt werde man sich mit aller Kraft darauf konzentrieren, die Sicherheit zu verbessern und die territoriale Integrität wiederherzustellen.
Internationale Gemeinschaft verurteilt Putsch
Der Generalstab der burkinischen Armee teilte mit, es gebe weiter Verhandlungen innerhalb der Streitkräfte, um die Spannungen zu beseitigen. Die internationale Gemeinschaft verurteilte den Sturz Damibas, der im Januar den demokratisch gewählten Präsidenten des Landes gestürzt hatte. Die Afrikanische Union und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) bedauerten den erneuten Staatsstreich und forderten, dass wie vorgesehen spätestens im Juli 2024 eine Rückkehr zur verfassungsgemäßen Ordnung erfolgen müsse. In jüngster Zeit hat sich die Sicherheitslage in dem Sahelstaat mit rund 21 Millionen Einwohnern verschlechtert, was den Druck auf die bisherige Übergangsregierung von Damiba verstärkt hatte.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich besorgt: Er sei "tief beunruhigt" über die Entwicklungen in dem westafrikanischen Land und verurteile jeglichen Versuch, mit Waffengewalt die Macht zu übernehmen, teilte sein Sprecher Stéphane Dujarric mit.