Elfenbeinküste Teurer Kakao - reiche Bauern?
Der Preis für Kakao steigt, und das spüren auch die Herstellerländer. Doch bei den Bauern kommt wenig an. Ihnen machen dafür Extremwetter und Inflation zu schaffen - und eine fatale Preisgarantie.
Ende 2023 hätten die Lagerhäuser in der Elfenbeinküste eigentlich gut gefüllt sein sollen. Doch im Sommer waren starke Regenfälle auf die Bäume niedergeprasselt, ausgerechnet zur Zeit der Kakaoblüte. Die Ernte sei "katastrophal" ausgefallen, erzählten ratlose Bauern der Nachrichtenagentur AFP.
Durch den Regen seien die Blüten abgefallen, diese Menge habe der Kakao nicht verkraften können. Bauer Siaka Sylla sprach vom "schlimmsten Jahr", seitdem er in dem Geschäft tätig sei.
Die wenigen Früchte, die heranreifen konnten, waren im Innern oft verfault. Auch eine Folge des starken Regens und der lang andauernden Feuchtigkeit.
Ein neues Jahr und eine neue Sorge
Nun, im neuen Jahr, plagt Trockenheit die Kakaoplantagen. Die schlechten Ernten aus Westafrika treiben die Weltmarktpreise in die Höhe, sagt Hélène Kouamé. Sie ist Kakaobauerin und leitet eine Genossenschaft, die den Kakao auch im Land verarbeitet und exportiert. Sie sagt, durch die knappe Ernte müsse sie den Kakao nun teurer einkaufen.
Sie sei gezwungen, den Bauern einen Preis zu zahlen, der über dem vom staatlichen Kaffee-Kakao-Rat festgelegten Niveau pro Tonne liege.
Die Elfenbeinküste ist nicht nur der weltweit größte Kakaoproduzent, in diesem Sektor arbeiten auch gut 20 Prozent der Bevölkerung. Von den gestiegenen Preisen haben die ivorischen Bauern aber nicht viel. Die Mehrheit von ihnen lebt von weniger als 0,67 Euro pro Tag. Die Profiteure sind die großen internationalen Schokoladenhersteller.
Zur Klimakrise kommt die Inflation
Die Armut der Bauern wird in der Elfenbeinküste zunehmend zu einem gesellschaftlichen Problem. Denn nicht nur die häufiger werdenden Starkwetterereignisse setzen ihnen zu. Auch die starke Inflation führt dazu, dass die Bauern sich die hohen Kosten für Pestizide und Düngemittel nur noch schwer leisten können.
Auch hier ist die Folge ein Ernterückgang. Und dann fehlt das Geld für Erntehelfer. Auch deshalb nimmt der Anteil von Kinderarbeit auf Kakaoplantagen zu.
Preisgarantie mit Folgen
Der staatliche Kaffee-Kakao-Rat versucht eigentlich seit ein paar Jahren, seine Bauern zu unterstützen mit einem festgelegten Preis pro Saison und einer staatlichen Prämie von 400 US-Dollar pro Tonne. Experten sagen, durch den vor der Ernte staatlich festgelegten Preis profitierten die Bauern aber eben auch nicht von den aktuellen Höchstpreisen.
So sieht das auch Kakaoproduzentin Hélène Kouamé. Die derzeitige Politik der Elfenbeinküste führe vielmehr zu einem "Tiefstpreis". Sie verweist darauf, dass der festgelegte Preis vom 1. Oktober bis zum 31. März gilt - und dass der Marktpreis in dieser Zeit steigt, sei man nicht gewohnt. Nun hofft sie, dass die Produzenten bei der nächsten Kampagne im Oktober 2024 von einer Preiserhöhung profitieren werden.
Die Bäume werden abgeholzt
Hinzu kommt: Viele Kakaobäume sind alt und anfällig für Krankheiten. Daher legen viele Bauern neue Felder an und holzen dafür Wälder ab. Die Elfenbeinküste hat so seit 1960 rund 85 Prozent ihres Waldes verloren.
In Europa versucht man, auf dieses Problem zu reagieren. Ab Ende des Jahres gilt eine neue EU-Regelung. Sie verbietet Unternehmen den Kauf von Kakao, der auf solchen abgeholzten Flächen angebaut wurde. Das könnte wichtige Wälder in Westafrika schützen, aber auch dazu führen, dass betroffene Landwirte noch weiter verarmen, wenn sie nicht für weniger Kakao besser bezahlt werden.