Nach Präsidentschaftswahl Militär stürzt Regierung in Gabun
Wenige Tage nach der Präsidentschaftswahl in Gabun spricht das Militär von "Betrug" - und stürzt die Regierung. Wo sich Präsident Bongo derzeit aufhält, ist unklar. Bongos Familie regiert in Gabun seit 55 Jahren.
Eine Gruppe von Militärs erscheint im Staatsfernsehen von Gabun. Zwölf düster drein blickende Männer, der Großteil von ihnen in Uniform.
Sie verkünden die Machtübernahme in dem westafrikanischen Land: "Im Namen des Volkes von Gabun und im Sinne der Verfassung haben wir beschlossen, den Frieden zu verteidigen, indem wir der bisherigen Regierung ein Ende setzen."
Das Militär hat im Staatsfernsehen "Gabon 24" die Machtübernahme verkündet.
Präsident Ali Bongo wäre damit aus dem Amt verdrängt. Wo er sich aufhält, sagten die Putschisten nicht. Klar ist, dass die Ansprache aus dem Präsidentenpalast kam. In der Hauptstadt Libreville waren Agenturberichten zufolge am Morgen Schüsse zu hören.
Militärs sprechen von Wahlbetrug
Am Wochenende war in Gabun gewählt worden. Kurz vor der Ansprache der Militärs hatte die zuständige Kommission verkündet, dass Bongo dem offiziellen Ergebnis zufolge gewonnen habe. Er wäre damit in die dritte Amtszeit gegangen.
Doch die Militärs sprechen von Wahlbetrug: "Daher werden die Wahlen vom 26. August und ihre gefälschten Ergebnisse annulliert. Die Grenzen bleiben bis auf weiteres geschlossen. Alle Institutionen der Republik sind außer Kraft gesetzt."
Das Ende einer Ära?
Für das westafrikanische Land wäre es das Ende einer Ära. Der Bongo-Clan hatte Gabun seit rund 55 Jahren regiert. Omar Bongo, der Vater des bisherigen Präsidenten, war einst mit Unterstützung Frankreichs ins Amt gekommen.
Über die Jahrzehnte haben die großen Erdöl- und Gasvorkommen des Landes die Familie reich gemacht. Dieses Vermögen wurde auch dazu genutzt, einen Sicherheitsapparat zu finanzieren, der die Macht der Bongos bisher erfolgreich verteidigt hatte.
Zum Beispiel als es nach den Wahlen vor sieben Jahren zu Ausschreitungen kam. Zuletzt war vor allem unter der jungen Bevölkerung der Unmut über die Regierung allerdings immer mehr gewachsen.
Großteil der Einwohner lebt in Armut
Denn obwohl Gabun auf dem Kontinent zu den Ländern mit dem durchschnittlich höchsten Pro-Kopf-Einkommen gehört, lebt ein Großteil der knapp zweieinhalb Millionen Einwohner in Armut.
"Ich persönlich bin für einen Wechsel", sagte ein Student kurz vor der Wahl in Libreville. "Dieses korrupte System muss beendet werden."
Erste Reaktionen auf den vermeintlichen Putsch
Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne sagte, man verfolge die Entwicklungen in Gabun sehr genau. Die Verteidigungsminister der Europäischen Union wollen über die Situation diskutieren.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte, ein weiterer Militärcoup nach dem Putsch in Niger vor wenigen Wochen könne die instabile Lage verschärfen.
Diese ganze Region, angefangen mit der Zentralafrikanischen Republik über Mali, Burkina Faso, Niger und jetzt vielleicht Gabun, befindet sich in einer sehr schwierigen Lage. Darum müssen die europäischen Verteidigungs- und Außenminister darüber nachdenken, wie wir unsere Politik in Bezug auf diese Länder verbessern können. Das ist wichtig für Europa.
Unter anderem, weil hier wichtige Rohstoffvorkommen lagern. Niger beispielsweise ist der sechsgrößte Uranproduzent der Welt. Dort hat die Junta nach dem Putsch einen Exportstopp verfügt.
Gabun wiederum ist immerhin der fünftgrößte Ölproduzent in Afrika und hat noch andere Bodenschätze. Wer über diese künftig entscheidet, hat Auswirkungen weit über das Land hinaus.