UN-Umweltprogramm UNEP "Wir wissen, wie das geht"
Seit 50 Jahren existiert das UN-Umweltprogramm UNEP inzwischen. Schon damals gab es Warnungen vor einer weltweiten Umweltkrise und Pläne zur Bekämpfung. Zum Jubiläum sind die Ziele klarer denn je.
Auf dem Gelände der Vereinten Nationen in Kenias Hauptstadt Nairobi wird gehämmert. Es soll renoviert werden. Allerdings nicht das Gebäude des UN-Umweltprogramms, kurz UNEP, denn das ist das modernste hier: Ein langer Bau mit viel Glas und Solarzellen auf dem Dach. Durch den Innenbereich zieht sich ein langer Garten. Sogar Vögel nisten hier in kleinen Bäumen.
Als UNEP vor 50 Jahren in Ostafrika angesiedelt wurde, gab es viele Kritiker dieses Standorts. Zu weit weg vom Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York, hieß es - zumal in Zeiten, als oft nicht mal die Telefonleitungen funktionierten. Doch inzwischen hat sich der UN-Sitz etabliert, meint Udo Fenchel. Er ist Mitglied einer Delegation, die über die nötigen Investitionen der UN in Kenia entscheiden soll, und sagt: "Ich finde, dass das sehr wichtig ist, dass das hier ist. Es ist ja praktisch das einzige UN-Hauptquartier im sogenannten Globalen Süden." Das UNEP-Hauptquartier solle deshalb unbedingt am Standort bleiben, findet Fenchel.
In Stockholm feiert UNEP jetzt sein Jubiläum, weil hier 1972 die erste Umweltkonferenz stattfand. Die Premierministerin von Indien, Indira Gandhi, hielt damals eine aufrüttelnde Rede: Die Umweltkrise, vor der die Welt stehe, werde die Zukunft des Planeten verändern. Niemand bleibe davon verschont, warnte sie.
"Niemand von uns, ganz gleich wie Status, Stärke oder Umstände sind, kann sich dem entziehen": Indira Gandhis Worte bei der Umweltkonferenz 1972 in Stockholm.
"Kann keinen Zauberstab schwingen"
Fünf Jahrzehnte später sieht die Exekutivdirektorin des Umweltprogramms, Inger Andersen, diese Prognose erfüllt. Die größten Probleme: Klimawandel, Umweltverschmutzung und Artensterben. Dagegen sollten die Mitgliedsländer gemeinsam vorgehen - auch wenn es eine Herausforderung sei, alle ins Boot zu holen. "193 unterschiedliche Meinungen, 193 Mitgliedsstaaten. Niemand hat gesagt, dass das leicht wäre", sagt sie. "Ich kann keinen Zauberstab schwingen und dann funktioniert alles. Nein, wir müssen jede Stimme am Tisch anhören."
Zweimal in der Geschichte des Umweltprogramms standen Deutsche an seiner Spitze. Der erste war CDU-Politiker Klaus Töpfer. Von 1998 an leitete er UNEP für acht Jahre. Nach ihm kam Achim Steiner. Beide kämpften damit, die Mittel für UNEP möglichst gut zu nutzen, erinnert sich Töpfer: "Wir waren ewig unter dem Druck: Wie finanzieren wir das? Es war eine bleibende Arbeit. Und du hast ja auch immer Wettbewerb zwischen den einzelnen Organisationen."
Eine halbe Milliarde Dollar hat das Umweltprogramm inzwischen jedes Jahr zur Verfügung. Es ist dafür vor allem von freiwilligen Abgaben der Mitgliedsländer abhängig. Nur fünf Prozent des Budgets kommen aus dem UN-Haushalt.
Wer die UNEP bremst
Als das Programm vor 50 Jahren gegründet wurde, war Umweltschutz schon ein Thema. Aber so wichtig wie heute wurde er noch nicht genommen. Darum ist UNEP in der Hierarchie der Vereinten Nationen nicht auf den oberen Ebenen angesiedelt.
Versuche, das Programm aufzuwerten, scheiterten immer wieder, sagt Marianne Beisheim von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Die Mitgliedsländer wollten ihre Zustimmung dazu nicht geben: "Das sind zum einen die Entwicklungs- und Schwellenländer, die sich Sorgen machen, dass das ihre Entwicklungsinteressen behindert. Aber auch Schwellenländer und Industrieländer, die sich nicht in ihre souveränen Entscheidungen mit Blick auf ihre wirtschaftliche Entwicklung hineinreden lassen wollen. Es sind zum anderen aber auch die Hauptgeldgeber im UN-System, die nicht bereit waren, entsprechende Aufwertungen mit einer finanziellen Unterfütterung zu versehen. Und dann klappt das eben nicht."
Inger Andersen hält eine Rede anlässlich des 50-jährigen Bestehens von UNEP.
Erfolg versprechend für die Zukunft wäre es nach Meinung der Expertin, wenn die Programme der Vereinten Nationen noch mehr untereinander zusammenarbeiten.
Hilfreich dabei mag sein, dass der frühere UNEP-Chef Achim Steiner inzwischen das UN-Entwicklungsprogramm leitet. Er hat noch immer einen direkten Draht nach Nairobi - und könnte daran mitwirken, dass sich die Wünsche der jetzigen Amtsinhaberin Inger Andersen für die nächsten 50 Jahre erfüllen.
"Bis dahin werden die Länder Gas geben. Ich will feiern, dass klimafreundlich Energie gewonnen wird. Und dass wir uns gleichzeitig an den Klimawandel anpassen, um die zu schützen, die am meisten davon betroffen sind", sagt sie. "Wir sollten dann in einer Welt ohne Umweltverschmutzung leben. Wir wissen, wie das geht."