Gewalt erschüttert Ecuador Bewaffnete stürmen TV-Studio
Ecuador galt lange als relativ friedlich und stabil. Seit einiger Zeit nimmt die Bandengewalt aber massiv zu. Bewaffnete haben nun einen Fernsehsender gestürmt. Mindestens zehn Menschen wurden durch Bandenangriffe getötet.
In Ecuador eskaliert die Gewalt. Bewaffnete haben während einer Livesendung ein Studio des staatlichen Senders TC gestürmt und mehrere Mitarbeitende als Geiseln genommen. Obwohl das Licht im Studio ausging wurde die Übertragung nicht unterbrochen, Schüsse und Schreie waren zu hören.
Maskierte Männer schlugen auf Mitarbeitende ein und zwangen sie zu Boden. Nach etwa 30 Minuten war zu sehen, wie die Polizei eintraf. Sie meldete später die Festnahme von 13 Angreifern.
Präsident Noboa erklärte, sein Land befinde sich in einem "internen bewaffneten Konflikt". Er ordnete Militäreinsätze gegen die kriminellen Banden im Land an, um sie "zu neutralisieren".
Wegen der eskalierenden Gewalt in den Gefängnissen - darunter die Geiselnahmen von Wärtern und die Flucht eines Bandenchefs - hatte er bereits am Montag den Ausnahmezustand verhängt. Seitdem wurden von Behörden mehrere Explosionen gemeldet, die sich gegen die Polizei richteten. Zudem wurden mindestens sieben Polizisten entführt.
Mindestens zehn Tote durch Gewaltausbruch
Nach Polizeiangaben wurden bei Ausschreitungen mindestens zehn Menschen getötet. Acht in der Hafenstadt Guayaquil, wo auch das Fernsehstudio liegt. Kriminelle haben dort auch mehrere Krankenhäuser kurzzeitig besetzt. Insgesamt seien in der Stadt mehr als 600 Notrufe eingegangen, berichtete die Polizei auf einer Pressekonferenz.
In der nahegelegegenen Stadt Nobol sollen zwei Polizisten "von bewaffneten Kriminellen brutal ermordet" worden sein, hieß es von den Behörden.
Auswärtiges Amt rät von Reisen ab
Angesichts der aktuellen Entwicklungen rät das Auswärtige Amt von nicht notwendigen Reisen nach Guayaquil und in die Umgebung, sowie in die Stadt Esmeraldas ab. Vor allem die Lage in Guayaquil sei unübersichtlich, heißt es in den Reise- und Sicherheitshinweisen des Ministeriums.
Auch andere Staaten haben auf die zunehmend schlechte Sicherheitslage reagiert. Der oberste US-Diplomat für Lateinamerika, Brian Nichols, äußerte sich im Onlinedienst X "äußerst besorgt über die heutige Gewalt und die Entführungen in Ecuador". China schließt seine Botschaft und seine Generalkonsulate bis auf weiteres.
Peru hat im Grenzgebiet zu Ecuador den Ausnahmezustand erklärt und verlegt Sicherheitskräfte in die Region. Brasilien, Kolumbien und Chile sprachen der ecuadorianischen Regierung ihre Unterstützung aus.
Drehscheibe für den Drogenhandel
Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainproduzenten der Welt. Lange galt das kleine Land dennoch als friedlich und stabil. In den vergangenen Jahren hat die Bandenkriminalität aber stark zugenommen, das Land wurde zur Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel, vor allem in die USA und Europa. Seitdem eskaliert auch die Gewalt.
Die Mordrate ist eine der höchsten in Lateinamerika. Erst im vergangenen August wurde ein Präsidentschaftskandidat, der sich gegen die Korruption im Land einsetzte, nach einer Wahlkampfveranstaltung erschossen.