Gouverneur DeSantis DeSantis' Florida, der konservative Sehnsuchtsort
Florida hat sich zum Sehnsuchtsort für Konservative entwickelt. Mancher sähe Gouverneur DeSantis mit seinem harten Kurs lieber im Weißen Haus als Trump - der aber in den US-weiten Umfragen deutlich vorn liegt.
Bonita Springs, ein Seebad an Floridas Golfküste, etwa auf der Hälfte zwischen Fort Myers und Naples gelegen: In "Mel's Diner" gönnt sich Kim Tolkien zum Lunch einen Cheeseburger. Das schmucke Art-déco-Diner, bonbonfarben, mit viel Chrom, wirkt wie ein Relikt aus den 1950er-Jahren.
Wenn Ron DeSantis immer wieder die Einwohner von Kalifornien umwirbt, sie sollen doch zu ihm nach Florida ziehen, wenn es ihnen an der Westküste zu progressiv, zu links, zu "woke" zugeht, dann hat er Menschen wie Tolkien im Sinn.
"Ich sehe mich eindeutig als Kalifornien-Flüchtling"
"Ich sehe mich eindeutig als Kalifornien-Flüchtling", sagt sie schmunzelnd. Die seien total durchgeknallt da drüben, viel zu liberal. Nach vielen Jahren in Los Angeles lebt die Expertin für digitales Marketing jetzt wieder in Bonita Springs.
Tolkien sagt, sie sei unendlich froh, "wieder einen roten Gouverneur zu haben". Rot ist die Parteifarbe der Republikaner. Blau steht für die Demokraten. DeSantis habe Erstaunliches für Florida geleistet, schwärmt sie beim Lunch in "Mel's Diner".
Kopfschüttelnd denkt die Mutter einer Tochter an Los Angeles zurück. "Die hohe Kriminalität hat die Stadtverwaltung ebenso wenig in den Griff bekommen wie die Ausschreitungen nach dem Tod von George Floyd", erzählt sie. "Auch die Obdachlosigkeit ist völlig außer Kontrolle geraten."
Das sei kein Wunder, denn alle linken Stadtverwaltungen lockten Nichtsesshafte geradezu an - mit viel zu großzügigen Sozialprogrammen.
Harte Hand gegen illegale Einwanderer
Obdachlose sieht man in diesem Teil von DeSantis' wohlhabendem Tropenparadies kaum: schon gar nicht in den luxuriösen Gated Communities, geschlossenen Wohnanlagen wie "Tarpon Gardens" in Cape Coral, eine halbe Autostunde nördlich von Bonita Springs.
Hier leben zwischen Golfplätzen, Marinas und Sandstränden Menschen wie Bob Turner, gerade 90 Jahre alt geworden. Nach der Pensionierung ist er von New Jersey nach Florida gezogen, wegen des tropischen Klimas.
Bob schätzt auch das politische Klima, das DeSantis geschaffen hat. "Bevor der antrat, war das hier weder ein roter, noch ein blauer Staat", erzählt der braungebrannte Rentner. DeSantis habe das mit konservativer Rezeptur geändert: niedrige Steuern, wenig Regulierung, kaum Covid-Restriktionen, harte Hand gegen illegale Einwanderer.
"DeSantis kann Menschen zusammenbringen"
Turner und sein Nachbar John Baker sehen in DeSantis, der vergangenes Jahr erdrutschartig wiedergewählt wurde, einen pragmatischen Integrierer. Und nicht den ideologischen Spalter, als der er außerhalb Floridas häufig dargestellt wird. Beispielhaft nennt Baker, der pensionierte Orthopäde und Chirurg, DeSantis' laxe Covid-Auflagen: "So ist Florida sehr attraktiv geworden für Menschen aus den demokratisch regierten Staaten, die viel länger im Lockdown waren."
In Illinois, wo der 78-jährige Hobbypilot bis vor sieben Jahren, bis zu seiner Übersiedelung nach Florida lebte, wäre Baker viel länger ans Haus gefesselt gewesen. Auch das Katastrophenmanagement, nachdem Hurrikan "Ian" im September 2022 die Gegend um Cape Coral verwüstet hatte, gefiel dem Mediziner: "DeSantis hat einen guten Job gemacht."
Deshalb sähe Turner auch lieber seinen Gouverneur im Weißen Haus als Donald Trump, den er die letzten beiden Male gewählt hat. "DeSantis hat die besseren Chancen gegen Biden", glaubt er. "Der kann Menschen zusammenbringen und spaltet nicht so wie Trump."
DeSantis als Versöhner?
DeSantis als Versöhner: Wie passt das zusammen mit seinen konstanten Provokationen? Seiner Fehde mit Disney, dem Abschieben von illegalen Einwanderern in liberale Staaten, dem Eingriff in Schullehrpläne? Ein weiterer Nachbar in "Tarpon Gardens", Mike Hudson, ebenfalls DeSantis-Fan, winkt ab: "Das ist alles von den Demokraten aufgeblasen worden, um von den wirklichen Problemen abzulenken."
Er nennt Inflation, Lebenshaltungskosten und illegale Einwanderung. "Eine Million Mexikaner; wenn eine Million Türken illegal nach Deutschland kämen, dann gäbe es einen Bürgerkrieg", glaubt der Pilot im Ruhestand. Er ist davon überzeugt, dass die nächste Präsidentschaftswahl nicht anhand von gesellschaftspolitischen Themen entschieden wird. "Die Demokraten haben das Abtreibungsthema völlig überhöht", sagt Hudson. Wer in den USA einen Schwangerschaftsabbruch wolle, der könne ihn auch kriegen, behauptet er.
Für seinen Nachbarn Turner ist Florida geradezu ein Paradebeispiel dafür, dass immer die Republikaner davon profitieren, wenn zu viel über "woke" Ideologie und zu wenig über Handfestes diskutiert wird. DeSantis schätzt er auch für dessen harte Haltung im Kulturkampf, gebündelt in dem Slogan: "Florida is where woke goes to die" - "Florida ist, wo 'woke' nicht überlebt".