Harris und Walz im Interview Pfannkuchen, Fracking und ein bisschen Trump
US-Präsidentschaftskandidatin Harris und ihr Vize-Kandidat Walz haben erstmals ein gemeinsames Interview gegeben. Beim US-Nachrichtenkanal CNN ging es zunächst heimelig zu - doch beim Thema Fracking wurde es ungemütlich.
"Kim's Café" ist normalerweise ein quirliger Ort. Ein Familienrestaurant im malerischen Savannah in Georgia. Und familiär ging es dann auch über weite Strecken zu, als nur drei Gäste bei Kim zusammensaßen: Das Duo Kamala Harris und ihr Vize-Kandidat Tim Walz, sowie die CNN-Moderatorin Dana Bash.
Behagliche Atmosphäre, private Einblicke
Die verstand es geschickt, es sich mit ihren beiden Gästen behaglich zu machen und der üblicherweise eher zugeknöpften und beherrschten Ex-Staatsanwältin auch Persönliches zu entlocken. Etwa den Moment, als sie von Joe Bidens Rückzug erfuhr.
Harris erzählte durchaus humorvoll, wie sie an jenem Schicksals-Sonntag mit ihrer Familie zusammen saß, Pfannkuchen mit Bacon essend und ein Puzzle legend, als Biden anrief und sie über seinen Entschluss informierte. Die Szene wurde so plastisch, dass man meinen konnte, dabei gewesen zu sein.
Aber die politisch entscheidende Frage, welche Rolle denn Harris dabei gespielt hat, dem Polit-Senioren von einem Verzicht zu überzeugen, die wurde nicht beantwortet. Harris, die Profiteurin von Bidens Rückzug, konnte ohne Nachfrage behaupten, sie habe in dem Moment ausschließlich an Biden und keinesfalls an sich selber gedacht.
Ein paar Reizthemen nicht ausgespart
Immerhin: Weil die Gesprächsatmosphäre weitestgehend wohlwollend war, konnte Bash auch Heikles ansprechen. Das "Flip-Flopping", die Meinungswechsel, die das Trump-Lager Harris bei jeder Gelegenheit genussvoll um die Ohren haut.
Etwa beim Reizthema Fracking, besonders wichtig im Bergbau- und Wechselwählerstaat Pennsylvania, ohne den weder Harris noch Trump gewinnen können. Nein, sie würde die umstrittene Gas- und Öl-Fördermethode nicht verbieten, so Harris. Obwohl sie Fracking einst aus Klimaschutz-Gründen vehement abgelehnt hatte.
Das dürfte Harris' schwächster Moment gewesen sein: Sie behauptete Kontinuität, schließlich sei sie bereits im Wahlkampf 2020 pro-Fracking gewesen. Und überhaupt: Ihre Wertvorstellungen seien stets verlässlich die gleichen geblieben. Und darauf käme es an.
Tim Walz pflegt Kumpel-Image
Überhaupt Verlässlichkeit: Auch Tim Walz, der über weite Strecken einfach zurückgenommen neben den beiden Frauen saß, ging es in der Selbstdarstellung darum, sein Image als Kumpeltyp von nebenan zu pflegen. Einer, der eine verständliche Sprache spricht und das Herz am rechten Fleck hat.
Und weil Harris und Walz als Tandem mit Bodenhaftung wahrgenommen werden wollen, bejahte die amtierende Vizepräsidentin auch die Frage danach, ob sie jemanden aus dem gegnerischen Lager, einen Republikaner, ins Kabinett holen würde.
Trumps Name fällt selten
Es sei wichtig, Menschen mit breitem Meinungsspektrum am Tisch zu haben, wenn wichtige Entscheidungen gefällt werden: Über das Stärken der Mittelschicht, das Drücken von Lebenshaltungskosten, bezahlbares Wohnen oder das Fördern mittelständischer Betriebe.
Geknistert hat es nur selten in dem Interview, das aufgezeichnet war und in wohlportionierten Häppchen ausgestrahlt wurde. Beim Thema Nahost-Politik bekräftigte Harris die Notwendigkeit einer Zwei-Staaten-Lösung. Die Ukraine wurde nicht erwähnt. Bei der Einwanderungspolitik hätten die Republikaner auf Drängen Donald Trumps einen überparteilichen Kompromiss in der Grenzpolitik verhindert, sagte Harris.
Das war eine der wenige Stellen, an denen Trumps Name fiel. Harris vermied es, ihren Gegner zu erwähnen. Aber die Frage kam erwartungsgemäß: Wie habe sie den Moment erlebt, als Trump ihr unlängst vorwarf, nur aus politischen Gründen zu behaupten, sie sei eine Schwarze. Harris winkte souverän ab: Es sei Trumps "sattsam bekanntes, ermüdendes Strategiepapier. Nächste Frage bitte".