Trump nach Schuldspruch Wenig Fakten, viel Emotion
Nach seiner Verurteilung im Schweigegeld-Prozess hat der ehemalige US-Präsident Donald Trump seinem Unmut über das Urteil Luft gemacht. Er trat persönlich vor seine Anhänger, die sich flammend mit ihm solidarisierten.
Schon ganz früh morgens haben sich dutzende Menschen genau gegenüber vom Trump Tower mit seinen goldenen Lettern in Stellung gebracht - noch bevor die Absperrgitter an der Fifth Avenue überhaupt aufgestellt worden waren.
Unter ihnen ist auch eine New Yorkerin, die anonym bleiben möchte. Sie trägt eine rote Trump-Kappe, in der Hand ein Trump-Foto und glaubt weiter an die Unschuld des ehemaligen US-Präsidenten: "Trump ist nicht schuldig. Deshalb ist es nicht fair. Es ist eine politische Verfolgung. Es gibt keine Beweise."
Um die Frau herum stehen dutzende Kamerateams aus aller Welt. Rund 40 Journalisten hatten Zugang zu Trumps Pressestatement - am Tag nach dem Schuldspruch. "Das ist es. Wenn sie mir das antun können, können sie das jedem antun. Und das sind schlechte Menschen", so Trump.
Die Lüge vom Wahlbetrug
Während Trump sich als Opfer inszeniert, steht unten auf der Straße Robert. Er feiert den strafrechtlichen Schuldspruch für Trump in dessen Schweigegeld-Prozess und hält ein selbst gemaltes Plakat hoch. "Lock him up!", steht darauf - "Locht ihn ein!" Und er erklärt: "Endlich funktioniert das Justizsystem hier in diesem Land."
Auf dem Abschnitt zwischen der 55. und 56. Straße halten immer mehr Menschen an. Viele von ihnen verfolgen per Livestream, was im Gebäude gegenüber gerade gesagt wird. Vieles davon klingt altbekannt, fast wie ein Mantra Trumps: "Wir haben es mit einer korrupten Regierung, mit einem korrupten Land zu tun! Unsere Wahlen sind korrupt!"
Das Märchen vom Wahlbetrug 2020, es hält sich. Auch wenn amerikanische Gerichte längst gegenteilig entschieden haben. Aber Donald Trump, der im November bei der US-Wahl wieder für die Republikaner antreten möchte, bleibt dabei.
"We want Trump!"
"We want Trump!", schallt es unterdessen unten auf dem Bürgersteig in der New Yorker Mittagssonne. "Wir wollen Trump!" Eine der Stimmen gehört zu Brenda, einer Juristin aus Brooklyn. Sie trägt einen blonden Pferdeschwanz, ein rotes T-Shirt und blaue Sportleggins mit dem Slogan "Make America Great Again."
Ihr Bekenntnis wird schnell klar: sie ist gegen Abtreibung, spricht von einem großen Erwachen bei einer Wiederwahl Trumps und meint, ausländische Mächte hätten bei der US-Wahl 2020 mitgemischt. Sie spricht von Datenübermittlungen nach Deutschland und von toten US-Soldaten. Beweise, Quellen oder einen wie auch immer gearteten Beleg für ihre Behauptungen bleibt sie auf Nachfrage aber schuldig.
Gemeinsam hinter Trump
Fakten sind an diesem Vormittag rund um den Trump Tower eher schwer zu finden. Hinter verdunkelten Scheiben spricht Trump von angeblich offenen Grenzen, Migranten und fremden Sprachen. Währenddessen verbrüdern sich vor dem Trump Tower die Anhänger des ehemaligen Präsidenten.
Bis eben kannten sich der weiße Jeremy und der Afroamerikaner Bo nicht, sie stimmen aber in ihrer Ablehnung des Urteils gegen Trump überein: "Und ich bin als Afroamerikaner hier. Er ist hier als weißer Amerikaner. Aber wir sind beide als Amerikaner hier. Wir sind hier, um zu protestieren und Trump zu unterstützen."
In Sichtweite von ihnen steht Sally am Absperrgitter. Die 19-Jährige möchte mit eigenen Augen sehen, was gerade passiert und schaut sorgenvoll auf das, was in den kommenden Monaten passieren könnte: "Ehrlich gesagt glaube ich, dass bei den bevorstehenden Wahlen sehr viel auf dem Spiel steht. Und es ist ein bisschen beängstigend, wenn man bedenkt, wie knapp alles ist. Wir werden einfach den November abwarten müssen."