Fahrzeugabsatz in den USA Bidens ausgebremste E-Auto-Pläne
Präsident Biden will, dass bis 2030 die Hälfte aller Neuwagen in den USA emissionsfrei fährt. Doch schlechte Infrastruktur, Produktionsprobleme und Misstrauen der Verbraucher durchkreuzen die Pläne.
Der 550-PS-Motor von Bills grünem Oldtimer-Pickup drönt unter der hochgeklappten Haube: "Das ist ein Ford F 1 von 1949", ein knubbeliges Wägelchen mit rundlicher Fahrerkabine und kurzer Ladefläche, das Bill mit einem Rennmotor aufgemotzt hat. Nun präsentiert er es bei einer kleinen Auto-Show in Woodbridge, nicht weit von Washington.
Ja, der Motor braucht viel Sprit, gibt Bill zu: Umgerechnet 47 Liter pro 100 Kilometer, lacht er, aber so wie er fährt, eher 77. Im Alltag benutzt er eine moderne Version seines Pickups, einen Ford F 150. Den gibt es inzwischen auch elektrisch, doch das ist nichts für Bill: "Ich denke, er hat seine Berechtigung, aber man kann es den Menschen nicht aufzwingen." Der Wechsel zu Elektromobilität werde nach und nach von allein passieren. "Aber alle zum Wechsel auf Strom zu zwingen - das wird wohl nicht passieren."
Die E-Version des Ford F-150 bei einer Ausstellung.
Verkaufszahlen steigen langsamer als bisher
Dem stimmt Michelle Krebs zu, Chefanalystin bei Cox Automotive, einem Dienstleister für die Autoindustrie. "Man kann amerikanische Verbraucher nicht dazu bringen etwas zu tun, das sie nicht tun wollen. Diese Erfahrung machen gerade die Autohändler."
Präsident Biden hat ausgegeben, dass die Zukunft der Automobilindustrie elektrisch ist. Bis 2030 soll die Hälfte aller Neuwagen emissionsfrei fahren. Und die Umweltbehörde EPA setzt die Hersteller mit ehrgeizige Abgasstandards unter Druck. Doch die Käufer zögern, die Verkaufszahlen für E-Autos steigen zwar, aber langsamer als bisher. Und Händler bleiben auf ihren Beständen sitzen. Warum?
"Wir wissen aus Umfragen, dass der Preis das größte Hindernis für den Kauf eines E-Autos ist. Sie kosten mehr als normale Autos", sagt Krebs. Aktuelle Zahlen zeigten aber, dass die Preise tatsächlich runter gehen.
Praktische Probleme und Mangel an Verständnis
Und zwar deutlich. Minus 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr, meldet Cox Automotive. Ein E-Auto kostet jetzt im Schnitt 53.000 Dollar, ein regulärer Neuwagen mit 45.000 Dollar aber immer noch deutlich weniger. Zwar könnten viele Käufer Zuschüsse vom Staat bekommen, aber das Antragsverfahren ist verwirrend und kompliziert. Dazu kommen ganz praktische Probleme: zu wenige Ladesäulen, viele davon kaputt, zu geringe Reichweite der Batterien.
Und dann die Technik selbst, sagt Expertin Krebs: "Ich glaube, dass die Amerikaner Interesse an E-Autos haben. Es gibt bloß eine Wissenslücke und einen Mangel an Verständnis."
Produktionsprobleme bei Ford
Das gilt nicht für den Präsidenten. Schon vor zwei Jahr fuhr Joe Biden einen Ford F-150 Lightning zu Probe. Das ist die E-Version des beliebten Pickups. "Fährt schnell", freute sich damals Biden. Doch Ford kann die Nachfrage nicht bedienen, weil die Produktionskapazitäten nicht reichen.
Im zweiten Quartal wurden gerade mal 4500 Lightnings abgesetzt. Selbst BMW, VW und Mercedes verkaufen deutlich mehr E-Autos in den USA. Aber keiner kommt auch nur in die Nähe von Tesla. Der Pionier brachte allein im zweiten Quartal 175.000 Fahrzeuge auf die Straße.
Trotz dieser Zahlen - die Nachfrage bleibt zäh. Zusammen mit den Produktionsproblemen sieht es nicht gut aus für Bidens elektrische Zukunft.