Wegen Rafah-Offensive USA setzen offenbar Waffenlieferungen an Israel aus
Wiederholt hat Präsident Biden Israel vor einer Rafah-Offensive gewarnt, nun erhöhen die USA offenbar den Druck: Laut übereinstimmenden Medienberichten liegt eine Waffenlieferung an Israel seit Tagen auf Eis - darunter seien Hunderte Bomben.
Um angesichts der drohenden israelischen Offensive auf Rafah im Süden Gazas den Druck auf Israel zu erhöhen, haben die USA offenbar in der vergangenen Woche Waffenlieferungen an Israel ausgesetzt. Das berichten mehrere Medien unter Berufung sowohl auf US- als auch israelische Regierungskreise.
Zuerst hatte das Portal Axios über den Schritt der US-Regierung berichtet. Es zitiert einen israelischen Insider, wonach sich die israelische Regierung besorgt über die Entscheidung gezeigt hätte. Später schrieb die amerikanische Zeitung Politico mit Verweis auf Mitarbeiter der US-Regierung, dass damit eine politische Botschaft an Israel gesendet werden soll.
Zu den vorerst gestoppten Lieferungen gehören demnach unter anderem Bausätze für ungelenkte Bomben mit kleinem Durchmesser, die vom Flugzeugbauer Boeing hergestellt werden. Auch andere geplante Verkäufe an Israel seien blockiert worden.
Lieferung umfasst offenbar Tausende Bomben
Die Nachrichtenagenturen AFP und AP gehen unter Berufung auf einen hochrangigen US-Regierungsvertreter weiter ins Detail: Die Lieferungen hätten demnach 1.800 907-Kilogramm-Bomben sowie 1.700 226-Kilogramm-Bomben umfassen sollen. Es sei noch noch nicht endgültig darüber entschieden worden, wie damit weiter verfahren und ob diese eventuell zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt würden, sagte der Regierungsvertreter.
Laut dem Regierungsvertreter wurde die Entscheidung angesichts des angekündigten israelischen Militäreinsatzes in Rafah getroffen, den die USA ablehnen. Die Sorgen der USA bezögen sich vor allem darauf, wie die Bomben in einem dicht besiedelten städtischen Umfeld eingesetzt werden könnten.
Vertreter Israels und der USA hätten Alternativen diskutiert, sagte der Insider. Diese Gespräche dauerten jedoch noch an und hätten die "Bedenken" der Vereinigten Staaten nicht vollständig berücksichtigt.
US-Bedenken gegen geplante Rafah-Offensive
Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden hat wiederholt gewarnt, eine Offensive in der Grenzstadt Rafah im Gazastreifen werde ohne ein glaubwürdiges Konzept zum Schutz der Hunderttausenden Zivilisten in der Stadt von den USA nicht unterstützt.
Israel hatte am Dienstag Panzer in die Stadt Rafah geschickt und die Kontrolle über den Grenzübergang zu Ägypten übernommen. Das Weiße Haus hatte zuvor erklärt, Israel habe zugesagt, dass es sich um eine "begrenzte Operation" handele.
In Rafah haben mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israels Armee und der palästinensischen Terrororganisation Hamas gesucht. Die israelische Regierung hält trotz massiver internationaler Kritik an ihren Plänen für eine Bodenoffensive in Rafah fest. Sie bezeichnet die Stadt im Süden des Gazastreifens als letzte verbliebene Hochburg der Hamas.