Wegen Rafah-Offensive USA setzen Waffenlieferung an Israel aus
Laut US-Verteidigungsminister Austin haben die USA eine Waffenlieferung an Israel wegen der geplanten Offensive in Rafah zurückgehalten. Wie es weitergehe, sei noch nicht entschieden.
Um angesichts der angekündigten Offensive Israels in Rafah im Süden Gazas den Druck auf Israel zu erhöhen, haben die USA eine Waffenlieferung an Israel ausgesetzt. Das bestätigte der amerikanische Verteidigungsminister in einer Anhörung im Kongress. Während die US-Regierung die Lage bewerte, habe man die Munitionslieferung angehalten, sagte Lloyd Austin.
"Wir waren uns von Anfang an darüber im Klaren, dass Israel keinen Großangriff auf Rafah starten sollte, ohne die Zivilisten, die sich in diesem Kampfgebiet befinden, zu berücksichtigen und zu schützen", sagte Austin. Wie es mit der Lieferung weitergehe, sei noch nicht final entschieden.
Lieferung umfasst offenbar Tausende Bomben
Zu den vorerst gestoppten Lieferungen gehören laut US-Medienberichten unter anderem Bausätze für ungelenkte Bomben mit kleinem Durchmesser, die vom Flugzeugbauer Boeing hergestellt werden. Die Nachrichtenagenturen AFP und AP gehen unter Berufung auf einen hochrangigen US-Regierungsvertreter weiter ins Detail: Die Lieferungen hätten demnach 1.800 907-Kilogramm-Bomben sowie 1.700 226-Kilogramm-Bomben umfassen sollen.
Das Weiße Haus gab sich sehr zurückhaltend und nannte keine Details. Auf Nachfrage zu den Medienberichten und den angeblichen Bomben in der Lieferung sagte die Sprecherin Karine Jean-Pierre, sie werde diese nicht kommentieren.
US-Bedenken gegen geplante Rafah-Offensive
Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden hat Israel wiederholt vor einer Offensive in Rafah ohne ein glaubwürdiges Konzept zum Schutz der Zivilisten gewarnt. Israel hatte am Dienstag Panzer in die Stadt Rafah geschickt und die Kontrolle über den Grenzübergang zu Ägypten übernommen.
Nach eigenen Angaben hat die israelische Armee im Osten der Stadt Tunnel und andere militärische Einrichtungen zerstört. Bei Gefechten seien eine ungenannte Zahl von Gegnern getötet und im ganzen Gazastreifen mehr als 100 Ziele aus der Luft angegriffen worden.
Am Montag hatte das israelische Militär Einwohner des östlichen Teils Rafahs dazu aufgerufen, das Gebiet zu verlassen. Wie viele Menschen dieser Aufforderung bislang nachgekommen sind, ist unklar. Ein leitender UNRWA-Mitarbeiter sprach im US-Sender CNN von rund 50.000 Menschen, die Rafah seit Montag verlassen hätten.
Krankenhaus funktionsunfähig und Treibstoff knapp
Die Lage der Menschen in Rafah sei "katastrophal", warnte der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. Eins von drei Krankenhäusern der Stadt sei funktionsunfähig; den beiden anderen gehe in den kommenden Tagen der Treibstoff aus. "Ohne Treibstoff werden alle humanitären Maßnahmen eingestellt", erklärte er auf X.
Gegenwärtig reiche der Treibstoff noch für drei Tage. Durch die Schließung des Grenzübergangs könnten die Vereinten Nationen keinen Treibstoff liefern. Auch die Lieferung humanitärer Hilfe nach Gaza werde dadurch behindert, so der WHO-Leiter. Er forderte eine dringende Ausweitung der humanitären Hilfe.
In Rafah haben mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israels Armee und der palästinensischen Terrororganisation Hamas gesucht. Die israelische Regierung hält trotz massiver internationaler Kritik an ihren Plänen für eine Bodenoffensive in Rafah fest. Sie bezeichnet die Stadt im Süden des Gazastreifens als letzte verbliebene Hochburg der Hamas.