US-Hit "Rich Men North of Richmond" Eine Botschaft "für die da oben"
Oliver Anthony war bis vor Kurzem völlig unbekannt. Nun hat er es mit einem Lied über die Nöte der US-Amerikaner an die Spitze der Charts geschafft. Konservative feiern "Rich Men North of Richmond" als eine Botschaft an die Hauptstadt.
Oliver Anthony singt über "Rich Men North of Richmond", die reichen Männer nördlich der Stadt Richmond im US-Bundesstaat Virginia. Er meint damit wohl die Politiker in der Hauptstadt Washington DC. Sie vergäßen die einfachen Leute im Land zu oft, meint er.
So lautet eine Liedzeile:
Sie wollen wissen, was du denkst, was du tust und glauben, du merkst es nicht. Aber ich weiß, dass ihr es tut. Unser Geld zählt für sie nicht und es wird besteuert bis zum Gehtnichtmehr.
Sein Song wird plötzlich im ganzen Land gespielt und gesungen: Oliver Anthony
Die Angst vor dem Niedergang
Über Anthony ist nur wenig bekannt. Der Mann mit rotem Vollbart ist zwischen Ende 20 und Anfang 30 und kommt ursprünglich aus Virginia.
In den sozialen Netzwerken verrät er, dass er die Schule abgebrochen und einige Zeit in einer Fabrik gearbeitet habe. Er habe mit psychischen Problemen und Alkohol zu kämpfen gehabt.
Was ihn in seiner Musik antreibt, hat er dem Sender Fox News so beschrieben:
Wenn wir so weitermachen wie zuletzt, werden wir bald kein Land mehr haben, vielleicht schon in fünf oder 50 Jahren. So, wie es gerade läuft, sehe ich nicht, dass unser Land noch eine weitere Generation überlebt.
Was ihm stattdessen vorschwebt? "Wir müssen zu den Wurzeln dessen zurückkehren, was dieses Land einst groß gemacht hat, unser Gemeinschaftssinn."
"Es kanalisiert den Frust vieler"
Laut US-Charts wurde sein Lied in weniger als einer Woche bereits 17,5 Millionen Mal gestreamt. Es komme vor allem bei konservativen Arbeitern in den USA gut an, meint Marcus Collins, Professor für Musik-Marketing bei Fox News.
Das Lied spiele auf die "wirtschaftliche Verzweiflung" vieler im Land an:
Es kanalisiert den Schmerz und den Frust vieler. Wenn die Menschen diese Musik hören, fühlen sie sich gesehen und verstanden, und dann hören sie nicht nur zu, sondern teilen das Lied mit Gleichgesinnten.
Von Protest zu Patriotismus
Der Song scheint ein Ventil zu sein, auf das viele gewartet haben. Am Wochenende gab Anthony ein Open-Air-Konzert im Bundesstaat North Carolina, Tausende Fans erschienen und jubelten ihm zu. Immer wieder gab es patriotische Sprechchöre.
Ein Fan sagte einem Reporter des Senders Fox News, der Sänger erreiche ihn durch und durch mit seiner Musik. Es sei Zeit für die da oben, ihnen hier zuzuhören.
Die extreme Rechte jubelt
Konservative Politiker versuchen den Hype für sich zu nutzen. Die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene findet, Anthonys Lied sei das, was Washington DC hören müsse. Auch konservative Medien wie der Fernsehsender Fox News pushen das Lied.
Beobachter sehen darin einen neuen Trend: Die politische Rechte in den USA versuche zunehmend, gezielt Musik und Filme mit konservativen Inhalten zu fördern.