US-Republikanerin Greene Verschwörungsmythen als Welterklärung
Die US-Republikanerin Greene ist am 2. Januar von Twitter suspendiert worden. Sie ist immer wieder mit irreführenden Behauptungen und Verschwörungsmythen aufgefallen. Die Themen sind dabei austauschbar.
Der Kurzmitteilungsdienst Twitter hat das persönliche Konto der republikanischen Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses, Marjorie Taylor Greene, am 2. Januar dauerhaft gesperrt. Das Unternehmen begründete den Schritt mit irreführenden oder falschen Mitteilungen über die Coronavirus-Pandemie auf Greenes persönlichem Twitterkanal @mtgreenee. Ihr offizieller Account als Kongressabgeordnete, @RepMTG, ist nicht betroffen.
Greenes Konto war bereits mehrmals vorübergehend gesperrt worden. Dies hatte sie als "Angriff auf die freie Rede im kommunistischen Stil" bezeichnet. Zu der dauerhaften Sperrung schrieb sie: "Twitter ist ein Feind Amerikas und kann nicht mit der Wahrheit umgehen."
Daten ohne Kontext
Das Konto wurde gesperrt, nachdem sie von einer extrem hohen Zahl Toter nach Covid-19-Impfungen geschrieben hatte und sich auf Statistiken des Vaccine Adverse Event Reporting System bezog. Es handelt sich dabei um eine behördliche Datenbank, die auch nicht verifizierte Rohdaten enthält.
Das Vorgehen erinnert an Desinformation in Deutschland, die einem ähnlichen Muster folgt. So hatte unter anderem der russische Staatssender RT DE die Zahl der gemeldeten aber nicht geprüften Verdachtsfälle als vermeintlichen Beleg für viele Nebenwirkungen angeführt. Auch die AfD bediente sich in ähnlicher Form dieses Tricks.
Holocaust-Relativierung
Zudem brachte Green im Mai 2021 das Tragen von Masken in einen Zusammenhang mit dem Holocaust. In einem Podcast sagte sie:
You know, we can look back at a time in history where people were told to wear a gold star, and they were definitely treated like second class citizens, so much so that they were put in trains and taken to gas chambers in Nazi Germany," Greene said. "And this is exactly the type of abuse that Nancy Pelosi is talking about.
Nach vehementer Kritik distanzierte sie sich Mitte Juni von der Äußerung. Das Relativieren der NS-Verbrechen durch den Vergleich mit Einschränkungen von Grundrechten in der Corona-Pandemie ist auch in Deutschland immer wieder zu beobachten. Fachleute warnen, dass sich Antisemitismus verfestigt und zu einem populären Erklärungsmuster entwickelt habe.
Antisemitistische Denkmuster sind auch Basis für zahlreiche Verschwörungsmythen. Diese funktionierten stets nach demselben Prinzip: Eine kleine geheime Elite steuere Politik und Medien, um einen zerstörerischen Plan umzusetzen. Einen "Bevölkerungsaustausch" beispielsweise. Oder sogar einen Genozid.
Oft war es die Rothschild-Familie, die als geheime Strippenzieher dargestellt wurden, heute sind es oft der Milliardär George Soros oder zu Beginn der Pandemie der Unternehmer Bill Gates.
Die Republikanerin Greene unterstützte solche Verschwörungslegenden - wie unter anderem die US-Faktencheck-Seite Snopes dokumentiert hat. So verbreitete Greene - ähnlich wie Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro - Verschwörungslegenden zum Ausbruch von Buschfeuern.
Die Lüge von der gestohlenen Wahl
Auch die Lügen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump über einen angeblichen Wahlbetrug unterstützte sie. In Deutschland tauchen solche Behauptungen rund um Wahlen seit Jahren ebenfalls immer wieder auf. Gezielt versuchen rechtsradikale Aktivisten und Twitter-Trolle, ohne Belege Zweifel an dem Ablauf und damit der Legitimation von Wahlen zu streuen. Allerdings mit begrenzter Wirkung, wie eine Auswertung nach der Bundestagswahl 2021 zeigt.
In den USA hingegen hat sich der Mythos der angeblich gestohlenen Präsidentschaftswahl fest etabliert - und dieser führte vor knapp einem Jahr zum Sturm des Kapitols.
Greene distanzierte sich im Februar 2021 zwar von verschiedenen Verschwörungslegenden - unter anderem zum 11. September 2001. Doch ob Buschbrände, Corona oder Wahlen - gezielt irreführende Behauptungen sowie Verschwörungslegenden bleiben offenkundig ein populäres Erklärungsmuster, um komplexe Probleme zu vereinfachen und Sündenböcke zu präsentieren. Die Themen sind austauschbar, das Prinzip bleibt gleich.