US-Politiker Und sie machen immer weiter
McConnell, Biden, Pelosi: In der US-Politik sind die Mächtigsten fast alle um die 80 Jahre alt, viele US-Amerikaner finden ihre Angelegenheiten von ihnen nicht repräsentiert. Nur die Alten wollen weiter kandidieren - mit guten Aussichten.
Vor vier Jahren entspann sich im US-Senat ein denkwürdiger Dialog. Senator Orrin Hatch aus Utah, damals 84 Jahre alt und im April dieses Jahres verstorben, befragte den 33-jährigen Mark Zuckerberg über die Geschäftspraktiken von Facebook: "Wie halten Sie ein Geschäftsmodell aufrecht, wenn die Kunden nicht für ihre Dienste bezahlen?", fragte Hatch, und Zuckerberg antwortete nüchtern: "Senator, wir verkaufen Anzeigen".
Der kurze Dialog wird gerne angeführt, wenn es um die Frage geht, ob die amerikanische Politik nicht dringend verjüngt werden müsste. Amerika sei eine Gerontokratie, heißt es, das Land werde von Greisen regiert.
Hier ein paar Zahlen: Der Altersdurchschnitt im Senat liegt bei etwa 63 Jahren, im Abgeordnetenhaus bei etwa 58 Jahren. Dagegen ist der Bundestag jung mit seinem Abgeordnetenalter von durchschnittlich 47 Jahren. Und die US-Bevölkerung sowieso: Der Median liegt bei etwa 38 Jahren.
Zwei Welten: Marc Zuckerberg und der inzwischen verstorbene Senator Orrin Hatch 2018 im Senat.
"Wir brauchen junge Leute"
"Wir brauchen definitiv ein Regierungsorgan, das die Bevölkerung repräsentiert. Wir brauchen junge Leute in der Regierung, unterschiedliche Hintergründe, Lehrer, Krankenschwestern. Nicht immer das gleiche", sagt Maxwell Alejandro Frost, ein 25 Jahre alter Demokrat aus Florida, der für den Kongress kandidiert. Frost ist mit seinen 25 Jahren tatsächlich gerade alt genug für das Abgeordnetenhaus. Für den Senat liegt die Altersgrenze noch höher, bei 30 Jahren.
Das bedeutet, dass gut ein Drittel der US-Bevölkerung dort keinen politischen Vertreter hat, der oder die in ihrem Alter wäre. Mit Folgen: "Wir erleben Probleme in einem Ausmaß, das unsere Eltern und ihre Eltern nicht erleben mussten. Die Klimakrise etwa passiert jetzt. Wir alle haben den UN-Report gelesen, der sagt, dass wir uns auf das Schlimmste vorbereiten müssen", sagte Frost im Sender NPR.
Immer noch streitbar und ebenso umstritten: Die Demokratin Dianne Feinstein ist mit 89 Jahren das älteste Mitglied des US-Senats.
Senats-Kandidatur mit 88
Nancy Pelosi, die mächtigste Frau der Demokraten, Mitch McConnell, der Strippenzieher der Republikaner, Präsident Joe Biden, um nur ein paar zu nennen: alle um die 80.
Nachwuchspolitiker wie Maxwell Alejandro Frost legen Wert darauf, dass sie die 80-Jährigen nicht loswerden wollen, nur weil sie 80 sind. Ältere Politiker haben mehr Erfahrung, und sie sind oft auch sehr gut darin, Spendengelder einzutreiben - eine sehr wichtige Fähigkeit, um in der US-Politik zu überleben.
Und dass man auch im hohen Alter noch sehr auf Zack sein kann, will Senator Chuck Grassley, 88, aus Iowa beweisen. Er sei sehr energiegeladen und habe den Job im Griff, sagt Grassley immer wieder und verweist darauf, dass er jeden Morgen mehr als drei Kilometer geht. Natürlich tritt Grassley bei den Senatswahlen im November 2022 nochmal an - und sehr wahrscheinlich wird er auch wieder gewählt.
Biden - noch fit genug?
Aber über Präsident Biden wird seit langem spekuliert. Sogar viele Demokraten glauben, dass man für die Wahl 2024 einen anderen Kandidaten nominieren sollte: Er sei zu alt und sein Alter sei zu erkennen, sagt Kyle Kondik von Sabato's Crystal Ball, einem Politik-Newsletter.
Laut Umfragen glaubt eine Mehrheit der US-Amerikaner, dass Biden zu alt oder nicht fit genug für den Job ist. Und dass er 2024 nicht noch einmal antreten sollte. Sein Gegenspieler Donald Trump wird als fitter wahrgenommen. Aber auch er wäre 78, sollte er die nächste Wahl gewinnen und wieder Präsident werden.
Auch wenn die Jungen sich beschweren, den meisten Wählerinnen und Wählern scheint das hohe Alter ihrer Vertreter nichts auszumachen. Kein Wunder: Menschen über 65 sind sehr viel fleißigere Wähler als junge Leute.