Kampfpanzer für die Ukraine Mehr Waffen aus den USA - aber keine "Abrams"?
Die USA sind offenbar bereit, mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. "Abrams"-Kampfpanzer, die Deutschland zur Bedingung für eine "Leopard 2"-Lieferung gemacht haben soll, sind aber wohl nicht dabei. Was sind die Gründe?
Die USA bereiten nach Berichten verschiedener Medien neue umfangreiche Waffenlieferungen an die von Russland angegriffene Ukraine vor. Das Nachrichtenportal "Politico" berichtete unter Berufung auf informierte Kreise, dass die USA unter anderem die Lieferung von Radschützenpanzern des Typs "Stryker" erwägen. Radschützenpanzer werden etwa zur Aufklärung und zum Transport eingesetzt und sollen hohen Schutz vor Angriffen bieten.
Es werde derzeit aber nicht erwartet, dass die USA die Lieferung eigener "Abrams"-Kampfpanzer genehmigen, hieß es in dem Bericht. Die Lieferung solcher Kampfpanzer hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gestern nach einer Meldung der "Süddeutschen Zeitung" in einem Telefonat mit dem US-Präsidenten Joe Biden zur Bedingung gemacht, dass Deutschland "Leopard 2"-Kampfpanzer an die Ukraine liefert.
"Abrams"-Kampfpanzer sind "logistisch ein Albtraum"
Grund für die amerikanische Zurückhaltung sei die aufwendige Instandhaltung und Ausbildung an dem Kampfpanzer. Von offizieller Stelle gab es hierfür zunächst keine Bestätigung. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, sagte im US-Fernsehen: "Wir wollen unseren ukrainischen Partnern keine Systeme aufbürden, die sie nicht nutzen können; Systeme, die sie nicht reparieren können; Systeme, die sie nicht überholen können." Man wolle den Streitkräften das zur Verfügung stellen, was sie effektiv auf dem Schlachtfeld einsetzen könnten.
Eine Einschätzung, die Max Bergmann vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien CSIS in Washington teilt:
"Abrams"-Panzer sind ganz anders als die deutschen Panzer. Sie brauchen andere Wartung, andere logistische Unterstützung, brauchen anderen Treibstoff. Sie sind logistisch ein Albtraum, sind auch viel zu schwer. Die deutschen Panzer sind viel besser geeignet für das, was der ukrainischen Armee bevorsteht.
Bezüglich einer Absicherung Deutschlands, eigene Kampfpanzer zu liefern, müsse die mögliche Lieferung des "Stryker"-Radschützenpanzers durch die USA zusammen mit der britischen Lieferankündigung für "Challenger"-Panzer ausreichen, sagte Bergmann.
Deutsche Sorgen nach Expertenmeinung unbegründet
Insgesamt würden Deutschlands Leistungen mit Blick auf die Ukraine durchaus geschätzt, sagte der CSIS-Experte. Doch in Washington wachse auch die Ungeduld.
Deutsche Sorgen, eine Kampfpanzerlieferung an die Ukraine könne eine Eskalation bewirken, hält der Europa-Experte des CSIS für übertrieben: "Schon in dem Moment, in dem man andere Waffen geliefert hat - Artillerie, Schützenpanzer - die, um es klar zu sagen, russische Soldaten töten können, hat man die Schwelle zur Eskalation bereits überschritten."
Polen will offenbar nicht auf deutsche Genehmigung warten
Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki deutete derweil an, dass Polen eigene "Leopard 2"-Panzer an die Ukraine liefern könnte, ohne auf eine deutsche Genehmigung zu warten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur PAP sagte Morawiecki In einem TV-Interview mit dem Sender Polsat News in Bezug auf die Lieferung von Kampfpanzern: "Die Zustimmung ist hier zweitrangig. Wir werden entweder schnell eine Einigung erzielen oder wir werden selbst das Richtige tun". Man werde Deutschland daher weiterhin zu einer schnellen Zustimmung drängen. Für langes Warten sei aber keine Zeit, weil Russland offensichtlich für Februar eine neue Offensive vorbereite.
Am Freitag beraten die westlichen Alliierten der Ukraine im rheinland-pfälzischen Ramstein über weitere Waffenlieferungen. Dann dürfte es weitere Ankündigungen geben. Weltweit verfügen 20 Länder über die modernen "Leopard 2"-Panzer, die in Deutschland produziert werden. Die Bundesregierung muss deshalb jede Weitergabe genehmigen - egal aus welchem Land.