US-Wahl 2024 Bei welchen Wählern Trump punkten konnte
Statt tagelanger Hängepartie gibt es bei der US-Präsidentenwahl einen schnellen Sieger. Trump gewann alle entscheidenden Swing States - und punktete gegen Harris nicht nur bei Latinos sondern auch bei Frauen.
Mit der Aussicht auf ein enges Rennen war diese US-Wahlnacht gestartet. Auf ein Rennen, das womöglich wieder Tage dauern könnte. Letztlich aber war der Mittwochmorgen in Deutschland noch jung, da erklärte sich der republikanische Kandidat Donald Trump vor Anhängern bereits höchst persönlich zum Sieger. Statt tagelanger Hängepartie ein klares Ergebnis - wie kann das sein?
Ein Grund: Es war nicht nur ein enges Rennen, sondern streng genommen gleich sieben. Denn während sich ein Großteil der US-Bundesstaaten über die Nacht zuverlässig genau so blau beziehungsweise rot färbte, wie das im Vorfeld erwartet worden war, richtete sich das Augenmerk auf die besonders umkämpften Swing States, auf die sich Harris und Trump auch im Wahlkampf konzentriert hatten.
Klar war: Gewinnt der eine Kandidat in diesen und die andere in jenen Swing States, dann könnte es auf die letzten verbleibenden Staaten ankommen, die mitunter besonders lange mit dem Zählen brauchen. In manchen Staaten werden auch solche Briefwahlstimmen gezählt, die noch Tage nach der Wahl eintreffen - solange sie den Poststempel vom Wahltag tragen. So wie in Nevada, wo gegenwärtig noch kein Endergebnis feststeht.
Vorsprung in Swing States teils unter einem Prozent
Vor vier Jahren hatte es deshalb mehr als vier Tage gedauert, ehe Joe Biden zum gewählten US-Präsidenten ausgerufen wurde. Diesmal aber kommt es auf die letzten Swing States gar nicht mehr an. Denn die ersten vier engen Rennen konnte Donald Trump alle für sich entscheiden: erst North Carolina, dann Georgia, die besonders wichtigen 19 Wahlleute aus Pennsylvania und schließlich Wisconsin.
In manchen Staaten beträgt Trumps Vorsprung weniger als einen Prozentpunkt, in anderen liegt er gute drei vorn. Zu den aktuellsten Umfragen, die teils noch am Wahltag selbst veröffentlicht wurden, bedeutet das Abweichungen, die größtenteils im Bereich der üblichen Fehlertoleranz repräsentativer Befragungen liegen. Doch diese teils kleinen, manchmal größeren Abweichungen fielen meist zu Trumps Gunsten aus - und machten in engen Rennen an mancher Stelle den Unterschied.
Trump wird auch den "popular vote" für sich entscheiden
Zur Wahrheit gehört: Auch in diesem Jahr wurde der Zuspruch für Trump in Umfragen bis zuletzt schwächer eingeschätzt als er sich bei der Wahl tatsächlich zeigte. Für die US-amerikanischen Meinungsforscher ist es ein Déjà-vu: Schon 2020 und 2016 kämpften sie damit, dass Trump-Wähler weniger gerne an Umfragen teilnehmen oder - vor allem 2016 - weniger offen ihre Meinung sagten. In diesem Jahr wollten sie das mit einer Anpassung bei der Gewichtung beheben. Das gelang offenbar nur bedingt.
Nationale Umfragen sahen Kamala Harris und Donald Trump nah beieinander, mitunter auch Harris leicht vorn. Inzwischen aber scheint klar, dass Donald Trump auch diesen sogenannten "popular vote" für sich entscheiden wird. Bei insgesamt rund 90 Prozent ausgezählten Stimmen liegt Trump rund fünf Millionen Stimmen vor Kamala Harris.
Trumps Zugewinne in einzelnen Wählergruppen
Ein anderes Beispiel zeigte sich früh in der Nacht: Den Sonnenstaat Florida gewinnt Trump mit satten 13 Prozentpunkten Vorsprung. Doppelt so viel, wie der Umfragen-Schnitt von FiveThirtyEight noch am Wahltag gemessen hatte. Florida - in der Vergangenheit ein umkämpfter Swing State, in dem noch im Jahr 2000 die Winzigkeit von nur 537 Stimmen den Ausschlag gab - ist zum Trump-Staat geworden, auf das Republikaner fest zählen können.
Das hat auch mit Zugewinnen in einzelnen Wählergruppen zu tun. So schneidet Trump bei Latinos deutlich besser ab als noch vor vier Jahren. Damals gewann der demokratische Kandidat Joe Biden diese Wählergruppe mit mehr als 30 Punkten Vorsprung. Harris' Vorteil in dieser Wählergruppe schrumpfte nun auf weniger als zehn Punkte.
Trennlinie beim Thema Bildung
Eine Trennlinie zwischen Demokraten und Republikanern vollzieht sich zunehmend beim Thema Bildung: Während Harris mehr Wähler mit College-Abschluss auf ihre Seite ziehen konnte, zeigt der Trend bei Wählern ohne College-Abschluss in die entgegengesetzte Richtung. Hier lagen Biden und Trump vor vier Jahren noch beinahe gleichauf.
Nun sicherte sich Trump in dieser Wählergruppe rund zehn Punkte Vorsprung. Die Republikaner gewinnen damit eine Wählergruppe, die in vergangenen Zeiten zuverlässig bei den Demokraten ihr Kreuz machte. Noch dazu eine besonders wichtige: Vier von zehn Wahlberechtigten in den Vereinigten Staaten sind Weiße ohne College-Abschluss. Sie gehören zur Basis des republikanischen Erfolgs.
Und Harris? Die hatte unter anderem auf ein Stimmen-Plus bei Frauen gehofft und im Wahlkampf stark auf das Thema Abtreibungsrecht gesetzt. Diese Hoffnung allerdings hat sich nach Erkenntnissen aus den Nachwahlbefragungen nicht erfüllt: Harris schnitt bei den Wählerinnen sogar minimal schwächer ab als Joe Biden vor vier Jahren.