Wagner-Aufstand Blinken sieht Risse in Putins Machtapparat
Wie viele andere westliche Regierungen hielt sich auch das Weiße Haus mit Aussagen zum Wagner-Aufstand zurück. Im US-Fernsehen sagte Außenminister Blinken jedoch, dass man nun in Russland Risse sehe, die es vorher nicht gegeben habe.
Außenminister Antony Blinken ist nicht umsonst der Chefdiplomat der Vereinigten Staaten. Als er in den US-Sonntags-Talkshows seine Einschätzung der dramatischen Ereignisse in Russland in den vergangenen 48 Stunden abgeben sollte, wählte er seine Worte sehr sorgfältig bei "State of the Union" beim Sender CNN: "Man sieht Risse aufbrechen, die vorher nicht da waren. Zuerst mal dadurch, dass Prigoschin sehr deutlich den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in Frage gestellt hat, indem er gesagt hat, dass die Ukraine und die NATO keine Bedrohung für Russland darstellten. Und es war eine direkte Herausforderung von Putin selbst."
Das Weiße Haus hat sich bislang zur Revolte der Wagner-Söldner in Russland nicht geäußert, es hieß lediglich, die US-Regierung beobachte die Situation in Moskau. Auch der US-Außenminister konnte und wollte - bei CBS "Face the Nation" viele Fragen nicht beantworten. Zum Beispiel, wie es dazu kam, dass Söldner-Chef Prigoschin seinen Marsch auf Moskau abblies und worin der Deal zwischen ihm und Wladimir Putin bestand, den der Präsident von Belarus vermittelt hatte, Alexander Lukaschenko.
"Interne Angelegenheit Russlands"
US-Präsident Joe Biden habe sich mit seinen europäischen Partnern besprochen, fügte Blinken hinzu. Er selbst hätte zwar nicht mit Sergej Lawrow, dem russischen Außenminister, telefoniert, aber seine Mitarbeiter im Außenministerium hätten zu ihren russischen Kollegen Kontakt gehabt. In der ABC Talkshow "This Week" betonte er, dass es sich um eine "interne Angelegenheit" Russlands handle, deswegen würden sich die USA mit öffentlichen Kommentaren über Putins Zukunft zurückhalten.
Dies war ein verheerendes strategisches Versagen von Putin - wirtschaftlich, militärisch, geopolitisch. Wir können nicht darüber spekulieren, wo das Ganze hinführen wird. Wir konzentrieren uns auf die Ukraine.
US-Geheimdienste haben Aufstand wohl geahnt
Bereits am Samstag wurde bekannt, dass US-Geheimdienste schon vor Tagen Hinweise darauf hatten, dass Wagner-Chef Prigoschin eine militärische Aktion gegen das russische Verteidigungsministerium plante.
Bei NBC "Meet the press" sprach Blinken von einem "aufziehenden Sturm": "Natürlich sage ich nichts zu Geheimdienst-Angelegenheiten. Es war für viele kein Geheimnis, dass sich da Spannungen aufgebaut haben. Prigoschin hat außerordentliche Dinge gesagt über die russische Kriegsführung, er hat die russische Militärführung attackiert."
Gegenoffensive werde lange dauern
Dass die Ukraine diesen Moment der russischen Schwäche für ihre Gegenoffensive nutzen wird, wollte der US-Außenminister nicht bestätigen. Es werde Wochen, vielleicht sogar Monate dauern, bis die Gegenoffensive erfolgreich sein wird, sagte er bei NBC.
Die Ukrainer müssten sich durch starke Verteidigungswälle der Russen durcharbeiten - "Letzten Endes geht es darum - und deswegen wird sich die Ukraine durchsetzen: Es geht um ihr Land, es geht um ihre Zukunft, es geht um ihre Freiheit, nicht um die Russlands."