Muhammad Yunus Ein Hoffnungsträger für Bangladesch
In Bangladesch liegt alle Hoffnung auf Friedensnobelpreisträger Yunus: Der 84-Jährige soll die Übergangsregierung führen. Mit seiner Idee der Mikrokredite half er bereits Millionen Menschen aus der Armut.
Im Jahr 2006 verkündete der Sprecher des norwegischen Nobel-Komitees: Der Friedensnobelpreis geht an Muhammad Yunus und seine Grameen Bank. Das Komitee würdigte Yunus' "Bemühungen um eine wirtschaftliche und soziale Entwicklung von unten".
Denn ein dauerhafter Frieden könne nur erreicht werden, so der Sprecher, wenn große Bevölkerungsgruppen Wege fänden, sich aus der Armut zu befreien. Und das sei dem Wirtschaftswissenschaftler aus Bangladesch mit seiner Erfindung gelungen. Mit Hilfe von Kleinstkrediten konnten sich Millionen Menschen ein kleines Geschäft aufbauen - nicht nur in Yunus' Heimatland, sondern weltweit.
Bei der feierlichen Verleihung gab es Standing Ovations für Yunus. "Ressourcen in bessere Lebensbedingungen der Armen zu stecken, ist eine bessere Strategie als in Waffen", sagte er in seiner Rede.
Rücktritt und Flucht Hasinas
Seit der Auszeichnung ist Yunus weltweit bekannt und spricht auf internationalen Bühnen. Doch Ruhm und Ehre schützten ihn nicht vor Anfeindungen in seinem Heimatland. Unter der Regierung von Premierministerin Sheikh Hasina musste er sich mit mehreren Gerichtsverfahren wegen Korruption auseinandersetzen. Die Vorwürfe gegen ihn bezeichnete Yunus als Racheakt - lanciert von der jetzt ehemaligen Regierungschefin.
Am Montag war Hasina überraschend zurückgetreten und aus Bangladesch geflohen. Hunderttausende hatten zuvor in der Hauptstadt Dhaka protestiert.
"Wie ein zweiter Tag der Befreiung"
Gestern Abend dann plötzlich die Nachricht des Tages: Yunus soll die Übergangsregierung leiten. Die Protestbewegung der Studenten hatte ihn am Morgen vorgeschlagen. Yunus selbst war zu dem Zeitpunkt in Paris. In einem französischen Nachrichtensender hatte sich der 84-Jährige geäußert, bevor die Nachricht verkündet wurde:
Heute ist für uns ein Tag zum Feiern. Wir haben die Unabhängigkeit von Pakistan gefeiert und heute fühlt es sich an wie ein zweiter Tag der Befreiung. Wir sind frei von der Unterdrückung, von den Angriffen, all der Misswirtschaft, all der Korruption. Millionen sind auf der Straße - überall in Bangladesch.
Ob er eine führende politische Rolle übernehmen werde in Bangladesch, fragte ihn der Moderator. Da antwortete Yunus noch: "Nein, diesen Ehrgeiz habe ich nicht. Ich widme mich der Arbeit, die ich tue, und werde sie hoffentlich fortsetzen."
Demokratische Neuwahlen organisieren
Mit seiner Grameen-Stiftung versucht Muhammad Yunus auch weiter, armen Menschen weltweit zu helfen, vor allem Frauen. Jetzt will er sich doch politisch engagieren. Gestern Abend stimmte er zu, die Übergangsregierung zu führen. Dabei wird es darum gehen, demokratische Neuwahlen für Bangladesch zu organisieren. Und Yunus machte seine Vision für sein Heimatland deutlich:
Der Gedanke, den ich immer vertrete, ist, dass die kreativen jungen Menschen, die wir im Land haben, die Führung übernehmen. Sie werden das Land nach vorne bringen, und dabei geht es vor allem um die drei Nullen: Null Emissionen, null Konzentration von Wohlstand und null Arbeitslosigkeit."
Zwei Drittel der Bevölkerung vom Bangladesch seien junge Leute, und die müssten endlich die Möglichkeit bekommen, fair und frei zu wählen. Wie es aussieht, wird der Friedensnobelpreisträger nun alles daran setzen, dass das gelingen wird.