Konflikt in Bergkarabach Erdogan will sich mit Alijew treffen
Nach der Feuerpause in Bergkarabach will sich der türkische Staatschef Erdogan mit seinem aserbaidschanischen Amtskollegen Alijew treffen. Armenien meldete unterdessen fast 3.000 Flüchtlinge aus der Konfliktregion.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will sich wegen der Situation in Bergkarabach mit seinem Verbündeten, dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew, treffen. Nach Angaben des türkischen Präsidentenbüros wird Erdogan dafür für einen Tag in die autonome aserbaidschanische Exklave Nachitschewan reisen, um dort mit Alijew die Lage zu erörtern.
Erdogan hatte die Aserbaidschaner im Konflikt von 2020 mit Waffen unterstützt. Er sagte jedoch in der vergangenen Woche, er unterstütze die Ziele der jüngsten Militäroperation Aserbaidschans, sei aber nicht daran beteiligt.
Mehr als 2.900 Menschen nach Armenien geflüchtet
Nach dem Waffenstillstand in Bergkarabach flüchten zahlreiche armenische Bewohner ins angrenzende Armenien. Die Regierung in Armenien bereitet sich bereits auf die Aufnahme von Zehntausenden Menschen vor. So werden Hotels nahe der Grenze zur Verfügung gestellt. Die Führung der Armenier in Bergkarabach rechnet mit einem Exodus der zuletzt auf 120.000 Menschen bezifferten Bevölkerung.
Bis zum frühen Montagmorgen seien 2.906 Flüchtlinge in Armenien registriert worden, teilte die Regierung in Eriwan mit. Am Sonntagabend war noch von etwa 1.000 Menschen die Rede gewesen. Nach Angaben der Regierung seien etwa 1.100 in Notunterkünfte gebracht worden, weitere 1.000 hätten anderweitig eine Bleibe gefunden. Die Bedürfnisse der übrigen Menschen würden derzeit noch geprüft, hieß es.
Angst vor "ethnischer Säuberung"
"Die Armenier in Bergkarabach sehen sich immer noch der Gefahr einer ethnischen Säuberung ausgesetzt", betonte Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan in einer Rede an die Nation. Es sei zwar humanitäre Hilfe in den vergangenen Tagen angekommen. Aber das ändere die Situation der Bevölkerung nicht, so Paschinjan. Ihr einziger Ausweg könnte die Flucht sein, sollten sich die Bedingungen nicht wirklich verbessern. "Die Regierung wird unsere Brüder und Schwestern aus Bergkarabach mit Liebe willkommen heißen."
Forderung nach UN-Mission für Bergkarabach
Die armenische Regierung forderte eine UN-Mission für Bergkarabach. Die internationale Gemeinschaft solle alles für eine umgehende Entsendung von UN-Vertretern nach Bergkarabach tun, sagte der armenische Außenminister Ararat Mirsojan laut Protokoll in einer Rede vor den Vereinten Nationen (UN). Ziel sei es, vor Ort die Einhaltung der Menschenrechte, die humanitäre Versorgung und die Sicherheit der Bevölkerung zu überwachen. Derzeit sind russische Soldaten als "Friedenstruppe" in Bergkarabach stationiert. Sie sollten eigentlich den Waffenstillstand überwachen.
Der aserbaidschanische Außenminister, Jeyhun Bayramow, betonte dagegen, seine Regierung bemühe sich weiterhin um Wiedereingliederung und eine friedliche Koexistenz der Bevölkerungsgruppen.
Tote und Verletzte bei Militäreinsatz
Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber überwiegend von ethnischen Armeniern bewohnt, die die Region mit Hilfe der armenischen Regierung drei Jahrzehnte lang weitgehend kontrollierten.
Aserbaidschan hatte das Gebiet militärisch angegriffen, einen Tag später stimmten die ethnischen Armenier in Bergkarabach notgedrungen einer Feuerpause zu. Aserbaidschan sagte zu, die Rechte der etwa 120.000 ethnischen Armenier in dem Gebiet zu respektieren. Diese befürchten jedoch Verfolgung.
Bei dem aserbaidschanischen Einsatz sollen Hunderte Menschen getötet und verletzt worden sein, darunter auch Zivilisten.