Iran greift erstmals an Hass auf Israel ist seit 45 Jahren Gebot
Der Iran und Israel stehen sich seit Jahrzehnten feindselig gegenüber, doch erst in diesem Jahr kam es zur direkten Konfrontation. Eine Chronik von heimlichen Angriffen und Schattenkriegen.
Der Iran hat am Wochenende seine Drohung wahr gemacht und erstmals Israel direkt angegriffen. Teheran begründet die Attacke mit einem Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, für den Israel verantwortlich sein soll. Israel hat eine Verantwortung für den Angriff, bei dem sieben teils ranghohe Offiziere der iranischen Revolutionsgarden starben, jedoch weder bestätigt noch bestritten.
Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran reicht bereits Jahrzehnte zurück, die beiden Staaten sind die erbittertsten Feinde in der Region und haben eine lange Geschichte von Schattenkriegen und heimlichen Angriffen zu Land, zu Wasser, in der Luft und im Cyberspace.
1979: Der Schah wird gestürzt
Der pro-westliche und von den USA unterstützte Machthaber im Iran, Mohammad Reza Schah Pahlavi, wird im Zuge der Islamischen Revolution gestürzt. Der Schah bestieg 1941 den Thron und sah den 1948 gegründeten Staat Israel als Verbündeten an. Nach der Revolution gründet der aus dem französischen Exil zurückgekehrte Ayatollah Ruhollah Khomeni die Islamische Republik Iran. Von nun an ist die Feindschaft gegen Israel Gebot.
Ayatollah Ruhollah Khomeni kehrte aus dem Exil zurück, um die Islamische Republik zu gründen.
1982: Die Geburt der Hisbollah
Israels Militär marschiert im nördlichen Nachbarland Libanon ein. Dort entwickelte sich die Hisbollah (Partei Gottes) während des Bürgerkrieges 1975 bis 1990 von einer kleinen schiitischen Gruppe zu einer einflussreichen Größe über den Libanon hinaus. Die iranischen Revolutionsgarden gründen 1982 die Hisbollah-Miliz, um ihre Islamische Revolution zu exportieren. Ziel ist es auch, das israelische Militär wieder zurückzudrängen. Israel betrachtet die Miliz schließlich als den gefährlichsten Gegner an seinen Grenzen.
1983: Israels Militär auf dem Rückzug
Die vom Iran unterstützte Hisbollah vertreibt mit Selbstmordattentaten westliche und israelische Streitkräfte aus dem Libanon. Im November fährt ein mit Sprengstoff vollgepacktes Auto in das Hauptquartier des israelischen Militärs. Israel zieht sich später aus großen Teilen des Libanons zurück.
1992 und 1994: Terror gegen Juden in Südamerika
In den beiden Jahren kommt es in Buenos Aires zu Selbstmordanschlägen auf die israelische Botschaft sowie auf ein jüdisches Zentrum. Dutzende Menschen kommen ums Leben. Argentinien und Israel werfen dem Iran und der Hisbollah vor, hinter den Attentaten zu stecken. Beide weisen jede Verantwortung zurück.
2002: Baut der Iran eine Atombombe?
Die Enthüllung, dass der Iran ein geheimes Programm zur Anreicherung von Uran betreibt, löst Ängste aus, die Islamische Republik könne versuchen, eine Atomwaffe zu bauen. Der Iran bestreitet das. Israel selbst wird international zu den faktischen Atommächten gezählt, hat den Besitz von Atomwaffen allerdings nie offiziell bestätigt. Das Land hat den Atomwaffensperrvertrag, der die Nichtverbreitung von Atomwaffen vorsieht, nicht unterzeichnet.
2006: Zweiter Versuch im Libanon schlägt fehl
In einem monatelangen Krieg kämpft das israelische Militär gegen die Hisbollah im Libanon. Es kann die schwer bewaffnete Miliz jedoch nicht besiegen und zieht die Truppen ab.
Hisbollah-Kämpfer tragen den Sarg einer ihrer Kameraden.
2010: Hackerangriff auf den Iran
"Stuxnet", ein mutmaßlich von den USA und Israel entwickelter Computervirus, wird für einen Angriff auf die Urananreicherungsanlage im iranischen Natans eingesetzt. Es ist der erste öffentlich bekannte Cyber-Angriff auf eine Industrieanlage.
2012: Atomforscher wird getötet
Der iranische Atomwissenschaftler Mostafa Ahmadi-Roschan wird in Teheran durch eine Bombe getötet, die ein Motorradfahrer an seinem Auto angebracht hatte. Die Behörden machen Israel für den Anschlag verantwortlich.
Benjamin Netanyahu, Premierminister von Israel, zeigt bei seiner Rede vor der UN-Vollversammlung in Bild von einem angeblichen Atomlager des Iran.
2018: Attacken auf Syrien und den Golan
US-Präsident Donald Trump zieht sich aus dem Atomabkommen mit dem Iran zurück. Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu hatte jahrelang das internationale Abkommen gekämpft. Trumps Entscheidung nennt er "einen historischen Schritt". Im Mai greift Israel nach eigener Aussage iranische Militärinfrastruktur in Syrien an. Iranische Streitkräfte hatten von syrischem Boden aus Raketen auf die von Israel besetzten Golanhöhen abgefeuert.
2020: USA töten iranischen General
Israel begrüßt die gezielte Tötung von General Kassem Soleimani durch einen US-Drohnenangriff in der irakischen Hauptstadt Bagdad. Soleimani war Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden, einer Sondereinheit für Auslandseinsätze der iranischen Revolutionsgarden. Der Iran schlägt zurück mit Raketenangriffen auf irakische Stützpunkte, in denen US-Truppen stationiert sind. Etwa 100 US-Soldaten werden verletzt.
US-Präsident Donald Trump spricht zu Beginn der Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.
2021: Weiterer Atomexperte stirbt
Der Iran macht Israel für die Ermordung von Mohsen Fachrisadeh verantwortlich, der von westlichen Geheimdiensten als Drahtzieher eines geheimen iranischen Programms zur Entwicklung von Atomwaffen angesehen wurde. Die Regierung in Teheran hat derartige Ambitionen lange bestritten.
2022: Biden macht Haltung klar
US-Präsident Joe Biden und der israelische Premierminister Yair Lapid unterzeichnen eine gemeinsame Verpflichtungserklärung zur Ablehnung iranischer Atomwaffen. Damit demonstrieren die Verbündeten, die lange Zeit über die Diplomatie gegenüber dem Iran uneins waren, nun ihre Einigkeit. Die Zusage erfolgt einen Tag, nachdem Biden einem lokalen Fernsehsender erklärt hat, er sei offen für den Einsatz von Gewalt gegen den Iran als "letztes Mittel" - ein Schritt, um Israels Forderungen nach einer "glaubwürdigen militärischen Drohung" entgegenzukommen.
2024: Erster direkter Angriff auf Israel
Bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf das Gelände der iranischen Botschaft in Damaskus werden am 1. April sieben Offiziere der Revolutionsgarde getötet, darunter zwei ranghohe Kommandeure. Der Iran droht Israel mit Vergeltung. In der Nacht vom 13. auf den 14. April feuert der Iran mehr als 300 Drohnen und Raketen in Richtung Israel ab, die nach israelischen Angaben aber zu 99 Prozent abgefangen werden. Israel wiederum greift wenige Tage später eine Luftwaffenbasis in der Provinz Isfahan unweit iranischer Atomanlagen mit einer Rakete an. Die iranische Führung spielt diesen Angriff aber als unbedeutend herunter.
Ende Juli wird bei einem Angriff auf seine Residenz in Teheran Hamas-Führer Ismail Hanija getötet. Der Iran und die Hamas machen dafür Israel verantwortlich und kündigen Vergeltung an. Israel äußert sich nicht zu den Vorwürfen.