Hunderte Drohnen und Raketen Geringe Schäden durch Irans Großangriff auf Israel
In der Nacht hat der Iran seine Drohung wahr gemacht und Israel mit Hunderten Drohnen und Raketen angegriffen. Fast alle wurden abgefangen. Die G7-Staaten und der UN-Sicherheitsrat treffen sich zu Beratungen.
Der Iran hat Israel in der Nacht erstmals direkt von seinem Staatsgebiet aus mit Drohnen und Raketen angegriffen. Im ganzen Land heulten die Sirenen. Nach Angaben der israelischen Armee wurde unter anderem im Süden, am Toten Meer, im Großraum Jerusalem und im Norden des Landes Raketenalarm ausgelöst.
Gegen 1.45 Uhr Ortszeit gab es in Jerusalem Alarm. Über dem Himmel der Stadt waren Leuchtstreifen zu sehen und Explosionen von abgefangenen Raketen zu hören. Die Bürger wurden aufgefordert, sich in Schutzräumen in Sicherheit zu bringen.
Am Morgen erklärte das Militär dann, dass der Angriff "vereitelt" worden sei. Von rund 300 ballistischen Raketen und Drohnen seien 99 Prozent von Israel, den USA, Großbritannien und Jordanien abgefangen worden - teilweise schon über Syrien und Jordanien, melden israelische Medien.
Beschuss auch aus dem Libanon und Jemen
Neben den Geschossen aus dem Iran feuerte auch die libanesische Hisbollah-Miliz nach eigenen Angaben Raketen auf einen israelischen Militärstützpunkt ab. Zudem beteiligten sich Medienberichten zufolge die radikalislamischen Huthi vom Jemen aus an den Angriffen. Deren Geschosse erreichten Israel laut Armeesprecher Daniel Hagari aber nicht.
Nach Informationen von ARD-Korrespondent Christian Limpert sollen bei den Angriffen insgesamt 31 Menschen verletzt worden sein, darunter ein siebenjähriges Mädchen schwer.
Netanyahu: Wir werden gewinnen
In den früheren Morgenstunden äußerte sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu über die Onlineplattform X: "Wir haben abgefangen. Wir haben blockiert. Gemeinsam werden wir gewinnen."
Anschließend gab auch das israelische Militär Entwarnung. Der Luftraum über Israel wurde von den Behörden wieder freigegeben
Zwischenzeitlich waren die Lufträume über Israel, Libanon, Jordanien und dem Irak gesperrt worden. Israel und Jordanien haben diese mittlerweile wieder geöffnet. In Syrien wurden Flugabwehrsysteme um Damaskus und auf mehreren Militärbasen aktiviert, vermutlich in Erwartung israelischer Gegenangriffe auf irantreue Kräfte. Auch in Ägypten wurde die Luftabwehr aktiviert.
Vergeltung für Angriff auf Konsulat
Der iranische Angriff war als Reaktion auf den Angriff auf ein Konsulargebäude neben der iranischen Botschaft in Damaskus im April erwartet worden.
Bei dem Angriff waren ein hochrangiger Offizier der Islamischen Revolutionsgarden, Mohammed Reza Zahedi, sein Stellvertreter und weitere Militärs getötet worden. Diplomatische Vertretungen sind nach internationalen Vereinbarungen von Angriffen ausgenommen.
Iran: Angriff war erfolgreich
Irans Präsident Ebrahim Raisi warnte die israelische Regierung vor einer Gegenreaktion. "Wenn das zionistische Regime oder seine Unterstützer unbesonnenes Verhalten an den Tagen legen, werden sie eine entschiedene und sehr viel stärkere Antwort erhalten", erklärte Raisi. "Die Bestrafung des Aggressors ist erfolgt."
Der Armeechef Mohammed Bagheri nannte den nächtlichen Angriff erfolgreich. "Die Operation 'Ehrliches Versprechen' ist zwischen gestern Abend und heute Früh mit Erfolg ausgeführt worden und hat all ihre Ziele erreicht", sagte er im iranischen Fernsehen.
Laut Bagheri nahm der Iran keine zivilen Ziele oder Städte ins Visier. Es habe zwei Hauptziele gegeben: das Geheimdienstzentrum, das die Informationen für den Angriff auf das iranische Konsulatsgebäude geliefert habe, und der Militärstützpunkt Nevatim, von dem aus die F35-Kampfflugzeuge gestartet seien, die es bombardiert hätten. "Diese beiden Zentren sind beträchtlich beschädigt und außer Betrieb gesetzt worden."
Laut israelischen Angaben wurde die Basis nur leicht getroffen. Sie funktioniere noch.
Israel kündigt Reaktion an
Der iranische General sagte weiter, dass der Iran auch eine Botschaft an die USA übermittelt habe, dass deren Militärstützpunkte "nicht sicher" seien, falls die USA mit Israel bei einer künftigen Aktion kooperieren sollten. Die USA haben eine ganze Reihe von Militärstützpunkten in der Region.
Ein offizieller Vertreter Israels kündigte eine "erhebliche Reaktion" auf die Attacke an, wie der israelische Sender Kanal 12 berichtete.
Angst vor Flächenbrand in Nahost
Der Angriff des Iran schürte international große Besorgnis. Zahlreiche Staaten verurteilten das Vorgehen des Iran, darunter auch Deutschland. US-Präsident Joe Biden brach einen Aufenthalt in Delaware ab und kehrte nach Washington zurück und traf sich dort mit seinen Sicherheitsberatern.
Nach dem Angriff telefonierte Biden mit Netanyahu und kündigte an, im Kreis der G7-Staaten eine diplomatische Reaktion abzusprechen. Für den Nachmittag wurde eine Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs der sieben mächtigsten westlichen Industrienationen angesetzt.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wollte auf Antrag Israels ebenfalls im Laufe des Tages zusammenkommen.