Israel Anschläge erschüttern Jerusalem
In Jerusalem detonieren am Morgen kurz nacheinander zwei Sprengsätze. Ein 16-Jähriger wird dabei getötet, mehrere Menschen werden von Schrapnellen verletzt. Erste israelische Politiker fordern jetzt Vergeltung.
Es ist ein Morgen, der die Menschen in Jerusalem und in ganz Israel an vergangene, schmerzhafte Intifada-Zeiten erinnert, als Anschläge auf Busse an der Tagesordnung waren. Zwei Terrorattacken im morgendlichen Berufsverkehr haben Israels Hauptstadt erschüttert. Die Schülerin Shahar - auf dem Weg in die Schule - befand sich selbst in einem Bus nahe des zentralen Busbahnhofs, als sie eine ohrenbetäubende Detonation hörte: "Wir saßen im Bus auf unserem Weg zur Schule und auf einmal hörten wir einen Riesenknall." Viele hätten geschrien, alle große Angst gehabt, so das Mädchen.
Schahar hatte Glück. Sie befand sich in sicherer Entfernung zur Explosionsstelle. Andere - in einem Fahrzeug vor ihr - hatten weniger Glück. Bilder zeigen einen durch Schrapnelle durchlöcherten Bus. Dutzende Verletzte wurden geborgen. Ein aus Kanada stammender ultra-orthodoxer Jugendlicher verstarb kurze Zeit später im Krankenhaus.
Zweite Explosion im Norden Jerusalems
Nur Minuten später eine zweite Explosion im Norden Jerusalems. Auch hier gab es zahlreiche Verletzte, die in umliegende Kliniken gebracht wurden. Die Polizei geht inzwischen von zwei koordinierten Terrorattacken aus. Israels Polizeichef Kobi Shabtei war nur wenige Minuten nach der Explosion an einem der Tatorte. Er wies seine Sicherheitskräfte persönlich ein.
Sie müssten die nächste Explosion verhindern, "alle Busse und alle Haltestellen werden jetzt nach Sprengstoffsätzen untersucht." Es könne ein einzelner Attentäter sein, der die Sprengsätze deponiert habe, aber auch mehrere Täter kämen in Betracht, so der Polizeichef. "Auf diese Fragen müssen sich jetzt alle technologischen und geheimdienstlichen Ermittlungen konzentrieren."
Der getötete Jugendliche kam aus Kanada. Er wurde noch am selben Tag traditionell bestattet.
Hintergründe der Anschläge bisher noch unklar
Aktuell gehen die Sicherheitsbehörden von Sprengsätzen aus, von denen mindestens einer per Fernzündung ausgelöst wurde. Augenzeugen berichteten von einer alleinstehenden Tasche an der Bushaltestelle. Zu möglichen Tätern gab es noch keine offiziellen Aussagen.
Auch hat sich bisher noch keine Organisation zu den beiden Anschlägen ausdrücklich bekannt. Medienberichten zufolge soll es allerdings eine Aussage des Islamischen Dschihad geben, wonach die Terroranschläge ein Signal an die designierte neue rechtsgerichtete israelische Regierung sein sollen.
Politiker fordern Konsequenzen
Der mögliche neue Finanzminister Bezalel Smotrich von der rechtsgerichteten Partei Religiöser Zionismus forderte umgehend die Bildung der neuen Regierung unter Benjamin Netanjahu. Der mörderische arabische Terror klopfe an Israels Tür, erklärte er in einem Tweet.
Der Rechtsextremist Itamar Ben-Gvir, der als Minister für Öffentliche Sicherheit im Gespräch ist, wurde deutlicher. Der Terror müsse einen Preis bezahlen, man müsse "zu den gezielten Tötungen zurückkehren." Gefängniszellen sollten geschlossen bleiben, sämtliche Zahlungen an die Palästinensische Autonomiebehörde, die den Terror unterstütze, müssten eingestellt werden, so Ben-Gvir weiter. "Wir müssen so schnell wie möglich eine Regierung bilden, denn der Terror wartet nicht auf uns."
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, sprach in einem Tweet von einem Morgen schrecklicher Nachrichten. Die Verantwortlichen müssten vor Gericht gestellt werden.