Darunter zwei Deutsche Elf weitere Hamas-Geiseln zurück in Israel
Erneut sind laut israelischen Angaben elf Geiseln der Hamas freigekommen - neun Kinder und zwei Frauen. Unter ihnen sind zwei deutsche Jugendliche, bestätigte Außenministerin Baerbock.
Zum vierten Mal seit Beginn der Feuerpause am Freitag hat die militant-islamistische Hamas Geiseln freigelassen. Elf weitere der Verschleppten sind laut israelischer Armee nach Israel zurückgekehrt. Die neun Kinder und Jugendlichen sowie zwei Mütter würden nun medizinisch untersucht, bevor sie ihre Familien treffen. Die jüngsten der Kinder sind dreijährige Zwillinge.
Unter den freigelassenen israelischen Geiseln sind nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock zwei deutsche Jugendliche. "Nach 52 Tagen Leid und Verzweiflung kann ihre Mutter sie wieder in die Arme nehmen", erklärte Baerbock im Onlinedienst X, ehemals Twitter. Sie denke an die Familien, die weiter bangen müssten. "Wir tun alles dafür, dass auch sie ihre Liebsten wieder in die Arme schließen können."
Auch drei Franzosen sind nun frei. "Drei unserer jungen Landsleute gehören zu der Gruppe von Geiseln, die heute freigelassen wurden", sagte Präsident Emmanuel Macron. Laut Angaben des katarischen Außenministeriums kamen zudem sechs Argentinier frei.
Im Gegenzug für die israelischen Geiseln werden 33 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen, erklärte ein Sprecher des katarischen Außenministeriums im Onlinedienst X, ehemals Twitter. Die israelische Gefängnisbehörde bestätigte die Freilassung in der Nacht. Am frühen Morgen traf ein vom Roten Kreuz betriebener Bus mit den Freigelassenen in der Stadt Ramallah im Westjordanland ein, wo sie von einer jubelnden Menge empfangen wurden.
Offenbar Unstimmigkeiten über Namensliste
Vorausgegangen waren offenbar Unstimmigkeiten darüber, wer von den von der Hamas festgehaltenen Geiseln freigelassen wird. Ursprünglich sollten nach Informationen von ARD-Korrespondentin Bettina Meier ältere Frauen und Kinder freigelassen werden. Die Mütter einiger Kinder hätten aber gefehlt. Dies verletze eine Vereinbarung, die Israel und die Hamas getroffen haben. Familien dürften demnach nicht getrennt werden. Das Büro von Premierminister Netanyahu bestätigte, dass über die Liste weiterverhandelt worden sei.
Israel und die Hamas hatten sich am 22. November auf eine viertägige Feuerpause geeinigt. Teil dieses ersten Deals ist ein Austausch von bis zu 100 Geiseln gegen bis zu 300 palästinensische Häftlinge.
Feuerpause um zwei Tage verlängert
Auch in den kommenden Tagen sollen weitere Geiseln freikommen. Wenige Stunden vor Ablauf der zunächst auf vier Tage angelegten Feuerpause hatten sich Israel und die Hamas offenbar auf eine Verlängerung geeinigt. Die seit Freitagmorgen geltende Feuerpause werde um zwei Tage verlängert, teilte Madschid al-Ansari, Sprecher des katarischen Außenministeriums, mit. Damit dürfte sie bis Donnerstagfrüh andauern. Ein Mitarbeiter des Weißen Hauses bestätigte die Verlängerung ebenfalls, allerdings ohne weitere Details zu nennen.
Auch die Hamas sprach von einer Verlängerung. Für die zwei weiteren Tage sollen laut der Terrororganisation die bereits vereinbarten Bedingungen gelten. Auch israelische Medien berichten über die Einigung, eine offizielle Bestätigung der Regierung stehe aber noch aus, weil man die Übergabe der Geiseln abwarten wolle, hieß es.
Laut dem ägyptischen Staatsinformationsdienst soll die verlängerte Waffenpause auch die tägliche Freilassung von zehn im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Austausch gegen 30 palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen umfassen. Zusätzlich solle die Einfuhr von medizinischen Hilfsgütern, Nahrungsmitteln und Treibstoff in den Gazastreifen fortgesetzt werden.
Katar und Ägypten hatten vermittelt
Die Hamas hatte nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters eine Verlängerung um weitere vier Tage angestrebt. Israel hat dagegen erklärt, die Waffenruhe täglich verlängern zu wollen, wenn dafür im Gegenzug zehn Geiseln am Tag freigelassen würden. Israel wollte in diesem Fall jeweils drei Mal so viele palästinensische Häftlinge entlassen.
Katar, das zusammen mit Ägypten in dem Krieg vermittelt, hatte sich schon vorher optimistisch zur einer mögliche Verlängerung geäußert. "Wir haben jetzt die Formel", sagte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Al-Ansari, der Nachrichetnagentur dpa. Ein zweiter Deal wie die jetzt angekündigte Verlängerung werde nun "leichter über die Bühne zu bringen" sein. Es sei aber wohl noch zu früh, um darüber hinaus über einen langfristigen Waffenstillstand zu verhandeln, sagte Al-Ansari.
Baerbock: Feuerpause als Brücke für dauerhafte Lösung
UN-Generalsekretär António Guterres sagte, die Verlängerung sei ein "Schimmer der Hoffnung und der Menschlichkeit". Die Vereinten Nationen hoffen, dadurch die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen weiter ausbauen zu können. Der Generalsekretär regte zudem an, weitere Grenzübergänge zu öffnen. Dies würde es auch für Israel einfacher machen, die Lieferungen zu kontrollieren. Gegenwärtig ist nur ein Grenzübergang zu Ägypten geöffnet.
"Die humanitäre Katastrophe in Gaza wird jeden Tag schlimmer", teilte Guterres mit. Er forderte einen "kompletten humanitären Waffenstillstand". Zudem müssten alle restlichen Geiseln ebenfalls freigelassen werden. Auch Saudi-Arabien und Jordanien forderten einen Waffenstillstand.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mahnte, die derzeitige Feuerpause solle als Brücke zu einem politischen Prozess für eine dauerhafte Lösung des Konflikts genutzt werden.
In Washington begrüßte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, John Kirby, die Verlängerung der Waffenruhe. Die US-Regierung hoffe auf eine weitere Verlängerung. Doch dies hänge davon ab, ob die Hamas weitere Geiseln freilasse, sagte Kirby.
Mit Informationen von Bettina Meier, ARD-Studio Tel Aviv.