Rolle von Fotografen bei Hamas-Überfall Anzeige beim Generalbundesanwalt
Ein ehemaliger Bundesanwalt und ein weiterer Jurist haben nach NDR-Informationen Anzeige beim Generalbundesanwalt gegen die Fotografen erstattet, die Hamas-Terroristen beim Überfall auf Israel begleitet haben sollen.
Zwei deutsche Rechtsanwälte haben beim Generalbundesanwalt Anzeige gegen die Fotografen erstattet, die Hamas-Terroristen bei ihren Anschlägen in Israel Anfang Oktober begleitet haben sollen. Nach Auffassung der Juristen hätten sie den Terroristen durch ihre Arbeit Hilfe bei ihren Taten geleistet.
Etwa 1.200 Menschen waren bei dem Überfall der islamistischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober ermordet worden. Mehr als 240 Menschen wurden nach israelischen Angaben verschleppt. Unter den Toten und Geiseln sind auch deutsche Staatsbürger. Deshalb ermittelt auch die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe gegen die Terroristen. Wenn Deutsche Opfer von Verbrechen im Ausland werden, können die Taten auch durch deutsche Behörden verfolgt werden.
Die Rechtsanwälte Hans-Jürgen Förster und Thomas Walther haben am Freitag Anzeige gegen die Fotojournalisten erstattet, die die Terroristen während ihrer Taten gefilmt und fotografiert hatten. Förster ist selbst ehemaliger Mitarbeiter der Bundesanwaltschaft, war zuletzt als Bundesanwalt in der Spionageabwehr tätig. Laut der Anzeige, die dem NDR vorliegt, bestehe gegen die Reporter der Verdacht der psychischen Beihilfe zu den Taten der Terroristen - unter anderem wegen Mordes und Geiselnahme.
Bundesanwaltschaft äußert sich bislang nicht
Die Journalisten seien bei ihrer Fotodokumentation "unmittelbar in das Tatgeschehen" involviert gewesen. Dabei hätten sie zur von den Terroristen gewollten weltweiten Verbreitung der Tat beigetragen. Die Berufsausübung als Journalisten schützt sie nach Ansicht der Anwälte Förster und Walther nicht vor der Strafverfolgung.
Den Dokumentaren der Taten komme laut den Anzeigenerstattern eine gewichtige Rolle zu. "Diese Beihilfe ist Teil des Konzeptes der 'Propaganda der Tat'", sagt Hans-Jürgen Förster dem NDR. "Dadurch sollen auch Nachahmungstaten animiert werden", befürchtet der Jurist. Anwalt Thomas Walther hat Kontakt zu deutsch-israelischen Familien, die von dem Terror der Hamas betroffen sind. "Die Rolle der Fotografen muss untersucht werden", sagt er. Die Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Vorgang äußern.
In den vergangenen Tagen hatte es Medienberichte über die Rolle von Fotojournalisten gegeben, die am 7. Oktober vom Hamas-Überfall Bilder angefertigt hatten. Die Webseite "HonestReporting" hatte die Frage aufgeworfen, ob die Anwesenheit von freien Reportern, die auch für die Nachrichtenagenturen AP und Reuters arbeiten, womöglich mit der Hamas koordiniert waren. Israelische Minister hatten daraufhin von Reuters und AP eine Klärung der Rolle von freiberuflichen Mitarbeitern im Zuge der Terrorattacke gefordert. Die beiden Nachrichtenagenturen bestreiten, im Vorfeld von den Mordtaten der Terroristen gewusst zu haben. "HonestReporting" stellte inzwischen klar, dass man keine Behauptungen aufgestellt, sondern lediglich ethische Fragen gestellt habe.