Thailand, Kambodscha und Vietnam Südostasien ächzt unter Hitzewelle
Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius mit verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Natur: Südostasien leidet unter der längsten Hitzewelle seit Jahrzehnten - verursacht durch eine Mischung aus Klimawandel und El Niño.
In Vietnam treiben Hunderttausende tote Fische an der Wasseroberfläche eines Sees. In Kambodscha verkürzt die Regierung die Unterrichtszeiten in der Schule. In Thailand sind bereits mehr als 30 Menschen an den Folgen der Hitze gestorben. Mehr als 40 Grad Celsius zeigt das Thermometer in Südostasien teilweise an. Die gefühlte Temperatur liegt weit höher - bei mehr als 50 Grad Celsius. Das ist lebensgefährlich für Tiere und Menschen.
Die Straßenverkäuferin Buppha Nakhin dreht in Thailands Hauptstadt Bangkok Fleischbällchen auf einem Grill. "Manchmal ist mir schwindelig. Kaltes Wasser hilft", sagt sie. Und sie versucht im Schatten zu bleiben. So heiß habe sie es noch nie erlebt, erzählt sie einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP.
An ihrem Stand hält Boonsri Waenkaew mit seinem Roller. Er ist Essenslieferant und den ganzen Tag auf Bangkoks Straßen unterwegs, wo es wenig Bäume und Schatten gibt und sich die Betonflächen besonders aufheizen. "Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich zusammenbreche, wenn ich draußen bin. Aber ich habe keine Wahl. Ich muss arbeiten", sagt er.
UNICEF: 240 Millionen Kinder bedroht
Wer kann und genug Geld hat, bleibt in Wohnungen, Cafés und Büros mit Klimaanlagen. In Thailand, Myanmar oder Vietnam warnen Behörden die Menschen, wegen der Hitze vor die Tür zu gehen. In Kambodscha hat die Regierung die Unterrichtsstunden für Schülerinnen und Schüler um zwei Stunden pro Tag verkürzt, um die Kinder vor der massiven Mittagshitze zu schützen.
In einer Erklärung des Kinderhilfswerks UNICEF heißt es, im asiatisch-pazifischen Raum seien mehr als 240 Millionen Kinder wegen immer heißerer und längerer Hitzewellen von einer Vielzahl von Krankheiten und sogar dem Tod bedroht.
Wetterphänomen tritt alle paar Jahre auf
Klimaexperten führen die aktuelle Hitzewelle auf den Klimawandel zurück, verstärkt durch einen starken El Niño. Ein Wetterphänomen, das alle paar Jahre auftritt und sehr heißes, trockenes Wetter mit sich bringt. "Ich habe den Eindruck, dass die Ernsthaftigkeit des Klimawandels nicht erkannt wird", sagt Professor Benjamin Horton, Klimawissenschaftler an der Nanyang Technological University in Singapur.
"Nächste Woche um diese Zeit wird es eine andere klimabedingte Katastrophe geben. Menschen werden auf tragische Weise ums Leben kommen oder ihr Hab und Gut verlieren - und das nur, weil man nicht auf uns gehört hat." Horton forscht seit 25 Jahren zum Klimawandel. Die Erkenntnisse von ihm und seinen Kollegen würden jedoch ignoriert, was sie zunehmend frustriere.
In Thailand beten die Menschen daher für Regen. Dutzende Menschen ziehen in einer Prozession durch die Straßen eines Dorfes im Zentrum Thailands. Hier hat es seit Monaten nicht geregnet. Auf der Urlaubsinsel Ko Samui wird bereits das Wasser knapp. Landwirte fürchten um ihre Ernte. Laut lokalen Medien legen Hühner derzeit wegen der Hitze weniger und kleinere Eier.
"Stoppt die Emission von Treibhausgasen"
Die Extremtemperaturen beherrschen seit Ende April die Nachrichten in Südostasien. Überall werden Hitzerekorde gebrochen und Gesundheitswarnungen ausgesprochen. Professor Horton sagt, künftig werden die Hitzewellen noch häufiger kommen: "Leider werden sie in Zukunft noch heißer sein, sie werden länger andauern und immer mehr Menschen betreffen, bis wir das Problem lösen. Und das Problem ist: Stoppt die Emission von Treibhausgasen."
Die Menschen in Südostasien spüren die Auswirkungen des Klimawandels derzeit besonders stark. Viele Menschen in der Region fragen sich, wie bewohnbar und lebenswert ihre Heimat in Zukunft noch sein wird.