Miliz im Jemen Warum die Huthi-Angriffe den Iran stärken
Die Huthi-Miliz im Jemen hat einen mächtigen Unterstützer im Hintergrund: den Iran. Sie sind Teil seiner "Achse des Widerstands". Die Angriffe auf Schiffe im Roten Meer stärken die Position Teherans.
Ein palästinensischer Reporter berichtet im iranischen Staatsfernsehen aus Gaza, wie sehr sich die Menschen dort über die Angriffe der Huthi-Miliz gefreut hätten. Und der frühere Außenminister Ali Akbar Velayati lobt öffentlich den Kampfgeist der Huthis.
Teheran will auch jetzt keinen Zweifel daran lassen, dass man hinter der jemenitischen Miliz steht. Die enge Beziehung beider Seiten - auch auf höchster Ebene - war nie ein Geheimnis, sagt Magdalena Kirchner von der Friedrich-Ebert-Stiftung, zuständig für den Jemen: "Es gab auch schon Treffen der Huthi-Führung mit dem Revolutionsführer, wovon es auch Bilder gab. Beide Parteien haben auch Interesse daran, dass ihr Bündnis bekannt ist."
Die Ideologie verbinde beide. Die Parolen "Tod den USA, Tod Israel", die im Iran bei jeder Pro-Regime-Demonstration dazugehören, sind auch Motto der Huthi.
Es begann mit Khomeni
Die guten Beziehungen gehen schon in die Zeit kurz nach der Islamischen Revolution zurück, erzählt die jemenitisch-schweizerische Politikwissenschaftlerin Elham Manea: "Die Gründer der Huthi-Bewegung waren und sind vom politischen Projekt Khomenis fasziniert bis heute."
Die Beziehungen hätten Mitte 1980 angefangen. "Es waren eher kulturelle Beziehungen, aber die politischen und militärischen Beziehungen zwischen Iran und den Huthi wurden wirklich stark nach den arabischen Aufständen."
Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und Iran
Als der Bürgerkrieg im Jemen 2014 ausbricht, zeigt sich, wie eng beide Seiten zusammenarbeiten. Es ist ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Der unterstützt die Huthis: "Durch abgefangene Lieferungen dokumentiert ist die Lieferung von Waffen, die Lieferung von Technologie gerade zur Entwicklung von Raketen und Drohnen, wie wir sie eben jetzt auch eingesetzt sehen", berichtet Kirchner. Und es gebe eben auch Berichte darüber, dass iranische Militärberater schon seit einigen Jahren auch im Norden des Jemen aktiv sind.
Allerdings haben sich die Huthis, zumindest was Waffenlieferungen angeht, in den vergangenen Jahren emanzipiert. Jetzt klebt beispielsweise auf vielen Raketen das Schild "Made in Jemen". Nur die technologische Basis ist noch aus dem Iran, erklärt Kirchner. Trotzdem sendet der Iran über die Angriffe im Roten Meer das Signal, dass auch über seine jemenitischen Verbündeten israelische Ziele treffen kann.
Rebellen: Kein Werkzeug des Iran
Die Rebellen wollen nicht als Werkzeug des Iran gesehen werden, sondern als eine nationale Organisation im Jemen. Wie eng die beiden tatsächlich sind, darüber lässt sich nur spekulieren, meint Nahost-Expertin Kirchner: "Für den Iran war es bisher immer vorteilhaft, dass die Beziehung zwischen beiden zwar angenommen, aber nicht so klar dokumentiert wurde." Das habe dem Iran auch erlaubt, "sozusagen Macht und Einfluss in den arabischen Golf hineinzuprojizieren, ohne selber die direkte Konfrontation mit Saudi-Arabien zu wagen".
Ein ähnliches System kann man jetzt auch beim Konflikt im Roten Meer beziehungsweise um Gaza vermuten. Dass der Iran den Auftrag für die Angriffe der Huthi gegeben hat, ist eher unwahrscheinlich, auch dass er sich stärker einmischt.
Iran als politischer Gewinner
Kirchner sieht den Iran als einen Gewinner dieser Krise, nicht wirtschaftlich oder militärisch, sondern vor allem politisch: "Wenn es jetzt darum geht, auf die Huthi Einfluss auszuüben, werden auch gerade viele westliche Staaten beim Iran anklopfen. Einfach aufgrund dieser Verbindung." Das heiße, dass die Verhandlungsposition von Iran jetzt sozusagen durch die Politik der Huthi nochmal gestiegen sei, "ohne dass es ein großes Risiko für den Iran ist, dass er selbst jetzt aktiv werden muss und sich dadurch angreifbar machen kann".
Sein Einfluss auf die Huthi könnte den Iran also als eine Art Mittler stärken und für den Westen zu einem Ansprechpartner machen, so Kirchner. Allerdings nur solange die Lage im Roten Meer nicht eskaliert.