Krieg in Nahost Wird das Gaza-Abkommen verlängert?
Israel und die Terrororganisation Hamas sind offenbar bereit, die Feuerpause zu verlängern. Dies hängt jedoch maßgeblich davon ab, ob die für heute geplante vierte Übergabe der Geiseln klappt.
Benjamin Netanyahu scheint bereit zu sein, das Abkommen mit der Hamas zu verlängern. Nach einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden sagte Israels Ministerpräsident gestern Abend: "Es gibt einen Entwurf, jeden Tag weitere zehn Geiseln freizulassen. Das wäre gut." Er habe Präsident Biden auch gesagt, "dass wir am Ende des Tages unsere Ziele erfüllen werden: Die Hamas zerstören, sicherstellen, dass Gaza nicht wieder das wird, was es war und - natürlich - dass alle unsere Geiseln freikommen."
Israel und die Hamas hatten von vornherein vereinbart, dass das Abkommen verlängert werden kann. Mit jedem weiteren Tag Feuerpause im Gazastreifen soll die Terrororganisation zehn Geiseln entlassen. Israel entlässt im Gegenzug 30 palästinensische Häftlinge.
Auch andere Gruppen könnten Menschen verschleppt haben
Positive Signale für eine Verlängerung des Abkommens kommen auch von der Hamas. Zum Beispiel vom stellvertretenden Hamas-Chef im Gazastreifen Khalil al Hayya. "Wir sagen, dass es uns ernst ist, die größtmögliche Zahl zu recherchieren und zu beschaffen", sagte er im Fernsehsender Al Dschasira. "Weil wir wollen, dass sie trotz der Verbrechen ihres Staates und ihrer Regierung und der Verbrechen ihrer mörderischen Armee zu ihren Familien zurückkehren. Wenn wir die Zahl haben, werden wir sie übermitteln, um die Feuerpause um einen, zwei oder mehr Tage zu verlängern."
Dass die Hamas die Zahl der Geiseln erst herausfinden muss, zeigt, dass die Terrororganisation bis jetzt keinen genauen Überblick hat, wo die Menschen gefangen gehalten werden - und von wem.
Auch andere radikale Palästinensergruppen könnten Menschen aus Israel verschleppt haben. Die Möglichkeiten sie über den Verhandlungsweg freizubekommen, sind also begrenzt.
Katar: Ausgang der Gespräche unberechenbar
Ob das Gaza-Abkommen in die Verlängerung geht, hängt maßgeblich davon ab, ob die für heute geplante vierte Übergabe der Geiseln funktioniert. Israel hat nach Angaben der Regierung eine Liste mit den Namen erhalten. Wie israelische Medien berichten, stehen elf Menschen darauf. Dann wäre die Abmachung erfüllt, 50 Israelis zu entlassen. Weitere 19 Menschen hatte die Hamas bisher außerhalb des Abkommens freigelassen.
Wie schwierig die Gespräche sind, wie unberechenbar der Ausgang, erklärt Katars Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani im US-Sender CBS. "Wir verhandeln mit dem politischen Büro in Doha. Sie kommunizieren mit der Hamas in Gaza und bekommen Informationen von dort. Wir haben während dieser Verhandlungen gesehen, dass die Informationen kurz vor einer Vereinbarung kommen und nicht früher. Das ist eine seit langer Zeit bekannte Methode."
Schon jetzt ein Erfolg für die Hamas
Bisher hat die Hamas über das Abkommen ausschließlich Kinder und Frauen freigelassen. So wie Israel Jugendliche und weibliche Gefängnisinsassen entlassen hat. Spätere Abkommen könnten aber auch ältere Männer umfassen. Israel müsste dann wohl entsprechend ältere Häftlinge aus seinen Gefängnissen freilassen. Das könnten auch Palästinenser sein, die zu längeren Haftstrafen verurteilt worden sind.
Die freigelassenen Jugendlichen und Frauen im besetzten Westjordanland wurden bereits teilweise mit Jubel und Feuerwerk empfangen. Hamas-Fahnen sind zu sehen. Für die Terrororganisation ist das Abkommen schon jetzt ein Propaganda-Erfolg.