Bodeneinsätze im Gazastreifen Israel rückt mit unverminderter Härte vor
Die israelische Armee treibt die Bodeneinsätze im Gazastreifen weiter voran. Laut WHO verschlechtert sich die humanitäre Lage dort kontinuierlich. Die großen Krankenhäuser in Gaza-Stadt könnten nicht mehr versorgt werden.
Die israelischen Einheiten im Norden des Gazastreifens seien in heftige Kämpfe mit Hamas-Bewaffneten verwickelt, teilte Armee-Sprecher Daniel Hagari mit. Dabei seien unter anderem Tunnelanlagen der Hamas zerstört worden. Diese hätten als Raketenabschussrampen gedient. Zudem habe man Kommandozentralen zerstört. Es seien im Zusammenwirken von Bodentruppen und Luftwaffe rund 300 mutmaßliche Ziele angegriffen worden.
Die Kämpfe seien "intensiv", sagte Hagari. "Diese Art des Kampfes gefährdet unsere Streitkräfte, hat einen hohen Preis und ist komplex, aber entscheidend für die Erreichung der Kriegsziele. Die kommenden Wochen werden von uns allen Durchhaltevermögen und Geduld verlangen - sehr viel Durchhaltevermögen und Geduld." Die Zahl der Geiseln, die sich in der Hand der Hamas befänden, hob der Armee-Sprecher auf 240 an.
Luftalarm in Eilat - Drohnen der Huthi-Rebellen
Am Morgen war in Eilat am Roten Meer Luftalarm ausgelöst worden. Es habe sich um eine Drohne gehandelt, die vor Erreichen des israelischen Luftraums abgeschossen worden sei, erklärten die israelischen Streitkräfte. Am Mittag bekannten sich die pro-iranischen Huthi-Rebellen im Jemen dazu, Drohnen in Richtung Israel abgefeuert zu haben.
Unterdessen verschlechtert sich die medizinische Versorgung der rund 2,2 Millionen Einwohner des abgeriegelten Küstenstreifens nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation immer weiter. Ein Drittel der großen Krankenhäuser und 71 Prozent der kleinen Klinken seien nicht mehr funktionsfähig, sagte der Notfallkoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Rich Brennan, der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Fähigkeit der WHO, die verbliebenen Krankenhäuser mit Medikamenten und Ausrüstung zu versorgen, sei lebenswichtig und, so Brennan wörtlich weiter: "Jetzt sind wir von dieser Fähigkeit abgeschnitten, wegen des hohen Sicherheitsrisikos im Norden des Gazastreifens." Es gebe 1,4 Millionen Vertriebene, die vorrangig in den Süden des Küstenstreifens geflohen seien, um dort in UN-Einrichtungen oder verwandelten Einrichtungen Schutz vor den Bombardierungen zu finden.
"Die sanitären Einrichtungen sind grauenhaft"
Die sanitäre Lage sei katastrophal, sagte der WHO-Vertreter: "Sie können sich nicht vorstellen, wie die Bedingungen in diesen Sammelunterkünften oder in den Häusern der Menschen sind, die so großzügig waren, andere Familien bei sich wohnen zu lassen. Die sanitären Einrichtungen sind grauenhaft. Ich habe gerade mit einer UNWRA-Kollegin gesprochen, die sagte, die Lebensbedingungen seien unmenschlich. Wo gehen die Leute auf die Toilette? Wie wird der ganze Abfall beseitigt?" Die großen Krankenhäuser in Gaza-Stadt könnten zudem von der WHO nicht mehr erreicht und versorgt werden.
Palästinenser suchen nach einem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Dschabila im nördlichen Gazastreifen nach Überlebenden.
Nach Informationen der israelischen Tageszeitung "Yedioth Achronoth" beabsichtigt die israelische Regierung, den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi davon zu überzeugen, palästinensische Flüchtlinge aus dem Gazastreifen im ägyptischen Sinai-Gebiet aufzunehmen. Al-Sisi lehne dies entschieden ab und schlage seinerseits vor, dass Israel die palästinensischen Flüchtlinge im israelischen Negev aufnehmen solle, hieß es.
Rund drei Viertel der Einwohner des Gazastreifens sind Flüchtlinge beziehungsweise Nachfahren von Flüchtlingen, die 1948 im Zuge der israelischen Staatsgründung vertrieben wurden sowie geflohen sind. Palästinenser sprechen in diesem Zusammenhang von der Nakbar, der "Katastrophe".