Krieg in Nahost Israel rüstet sich für Krieg an allen Fronten
In Israel wächst die Sorge vor Gegenangriffen aus dem Iran und dem Libanon. Diese könnten über mehrere Fronten erfolgen, berichten Medien. In der Nacht kam es erneut zu massivem Raketenbeschuss von Seiten der Hisbollah.
Vor dem Hintergrund massiver Angriffsdrohungen der Erzfeinde sind Israels Sicherheitskräfte Berichten zufolge in höchster Alarmbereitschaft. Man rechne damit, dass die vom Iran und der libanesischen Terrororganisation Hisbollah angedrohten Attacken "über mehrere Fronten" erfolgen, berichtete der israelische Fernsehsender Channel 12.
Das würde bedeuten, dass sich neben der Hisbollah auch andere bewaffnete Stellvertretergruppen Teherans an einer Aggression gegen Israel beteiligen könnten. Dazu gehören die Huthi im Jemen sowie Iran-treue Milizen im Irak und in Syrien.
Die israelische Führung diskutiere derzeit über mögliche Antworten auf eine derartige konzertierte Angriffshandlung. Diese beinhalteten "die Bereitschaft, in diesem Zusammenhang in einen allumfassenden Krieg einzutreten", hieß es bei Channel 12 weiter.
Hisbollah feuert Dutzende Raketen ab
Die Hisbollah feuerte eigenen Angaben zufolge in der Nacht erneut Dutzende Raketen auf Israel ab. Erstmals seien Katjuscha-Raketen auf die Ortschaft Beit Hillel in Nordisrael abgefeuert worden, teilte die Hisbollah mit. Dies sei eine Reaktion auf die israelischen Angriffe auf Dörfer wie Kafr Kila im Süden des Libanons, bei denen Zivilisten verletzt worden seien.
Nach Angaben libanesischer Sicherheitsquellen wurden aus dem Südlibanon rund 50 Raketen auf Nordisrael abgefeuert. Laut israelischen Medien wurden viele Raketen durch das Abwehrsystem Iron Dome abgefangen. Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs kommt es auch zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär täglich zu Beschuss.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Erneut Proteste gegen Netanyahu
Auch innenpolitisch wachsen die Spannungen: In Israel gingen wieder Tausende Menschen auf die Straße, um für ein Abkommen zur Freilassung der noch rund 100 Geiseln in der Gewalt der militant-islamistischen Hamas zu demonstrieren. Redner auf verschiedenen Kundgebungen warfen dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu vor, durch seine Blockadehaltung einen Deal zu verhindern. Tausende Israelis marschierten vor die Residenz Netanyahus in Jerusalem.
"Die Zeit für einen Deal ist gekommen, und die Zeit ist gekommen für (vorgezogene) Wahlen", rief der ehemalige Diplomat Eran Etzion in die Menge, wie die "Times of Israel" berichtete. Der Deal liege auf dem Tisch, Netanyahu würde ihn lediglich "aus politischen, persönlichen und strafrechtlichen Gründen" blockieren.
Biden: Tötung von Hamas-Anführer hat "nicht geholfen"
Nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden könnte die Tötung von Hamas-Anführer Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran erschweren, ein Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln in der Hand der islamistischen Hamas zu erreichen. Auf eine entsprechende Frage antwortete Biden im Gespräch mit Journalisten laut New York Times: "Das hat nicht geholfen." In einem Telefonat mit Netanyahu habe Biden die Ansicht vertreten, dass die Tötung von Hanija zu einem ungünstigen Zeitpunkt erfolgt sei, berichtet die Zeitung unter Berufung auf einen US-Beamten.
Die Tötung sei genau in dem Moment erfolgt, von dem die USA gehofft hätten, die Gespräche abschließen zu können. Darüber hinaus habe Biden die Befürchtung geäußert, dass die Durchführung der Operation in Teheran einen größeren regionalen Krieg auslösen könnte, den er zu verhindern versucht habe.
Keine Fortschritte bei Verhandlungen
Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen aus dem Gazastreifen im Süden Israels rund 1.200 Menschen ermordet und weitere 250 entführt. Mehr als 100 von ihnen kamen während einer kurzen Waffenruhe im November frei. Viele der noch im Gazastreifen gut 100 verbliebenen Geiseln dürften nicht mehr am Leben sein.
Netanyahu regiert seit Ende 2022 in einer Koalition mit ultrareligiösen und rechtsextremen Partnern. Diese sind strikt gegen Zugeständnisse an die Hamas. Seine Gegner werfen Netanyahu vor, sich an seine Koalitionspartner zu klammern, weil er bei Neuwahlen unterliegen könnte. Der Verlust des höchsten Regierungsamtes würde wiederum die strafrechtliche Verfolgung von Korruptionsfällen beschleunigen, in die Netanyahu verwickelt sein soll.
Von den USA, Ägypten und Katar vermittelte indirekte Gespräche über eine Freilassung der Geiseln und eine Waffenruhe im Gaza-Krieg treten seit Monaten auf der Stelle. Eine letzte Verhandlungsrunde in Kairo brachte keine Fortschritte, wie israelische Medien berichteten.