Lage im Gazastreifen 100.000 Zivilisten sollen Rafah verlassen
Ist das die Vorbereitung auf die Bodenoffensive? Israel hat Zivilisten in Rafah dazu aufgerufen, die Stadt zu verlassen. Betroffen sind demnach etwa 100.000 Menschen im Süden des Gazastreifens.
Die israelische Armee hat die Bewohner im Osten der Stadt Rafah aufgerufen, sich in das Gebiet Al-Muwassi nahe der Küste zu begeben, wie aus einer Mitteilung der Streitkräfte hervorging. Die Hilfe in den erweiterten "humanitären Zonen" sei ausgeweitet worden. Es stünden Feldlazarette, Zelte, Lebensmittel und Wasser bereit.
Die Armee erklärte weiter, dass sie die Bewohner durch Poster, SMS, Anrufe und Aufrufe in den Medien auf Arabisch informiere. Der Aufruf erfolge im Rahmen einer "begrenzten" Operation zur Zerschlagung der palästinensischen Terrorgruppe Hamas, sagte ein Militärsprecher in einer Online-Pressekonferenz.
100.000 Menschen betroffen
Der Armee zufolge sind "etwa 100.000 Personen" von der Evakuierung betroffen. In Rafah im südlichen Gazastreifen haben rund 1,2 Millionen Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israel und der Hamas gesucht. Die israelische Regierung bezeichnet die Stadt als letzte verbliebene Hochburg der Hamas in dem Küstenstreifen. Vier Bataillone der Terrororganisation sollen dort aktiv sein.
Es ist unklar, ob die israelische Armee in die genannten Gebiete vordringt, um Zivilisten herauszuholen, oder ob es nur die Aufrufe geben wird. Offen ist auch, ob die Hamas verhindert, dass Menschen Rafah verlassen.
Ein hochrangiger Hamas-Funktionär kritisierte den Schritt. Dies sei eine "gefährliche Eskalation, die Folgen haben wird", hieß es.
Gallant: Hamas hat keine Interesse an Geisel-Deal
Israel kündigte seit Monaten eine Bodenoffensive in Rafah an, um dort verbliebene Strukturen der militant-islamistischen Hamas zu zerschlagen. Erst am Sonntag warf der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant der Hamas vor, sie sei nicht ernsthaft an einer Vereinbarung mit Israel interessiert. Der Minister warnte vor einem Großeinsatz in Rafah in "sehr naher Zukunft".
In einem Statement stellte Gallant zudem einen Zusammenhang zu den schleppenden Verhandlungen über eine Freilassung der Geiseln her. Der jetzige Schritt sei nötig, weil die Terrororganisation Hamas - die noch immer Dutzende israelische Geiseln in ihrer Gewalt hat - nicht bereit sei, auf Vorschläge zu einer Waffenruhe und einer Freilassung der Verschleppten einzugehen.
Warnungen vor Offensive
Israels Verbündete warnen seit Monaten eindringlich vor einer solchen Offensive, weil sich dort Hunderttausende palästinensische Binnenflüchtlinge drängen. Israel hält den Einsatz jedoch für unumgänglich, um eine Zerstörung der Kampffähigkeiten der Hamas sicherzustellen. Anderenfalls könne sie nach Kriegsende wiedererstarken.
Vor Kampfeinsätzen in Rafah will Israel die Stadt nach eigenen Angaben zunächst evakuieren. Es wird erwartet, dass dies mehrere Wochen dauern könnte. Die Hamas habe ihre Kämpfer in Rafah auf den Einsatz gegen Israel vorbereitet und sie mit Proviant und Waffen versorgt, hieß es aus Israel dazu. Auch die Zahl der Wächter für die Geiseln ist nach Medienberichten verstärkt worden.
Nach Informationen des Wall Street Journal will Israel seine Bodenoffensive in Etappen durchführen. Das Blatt schrieb von zwei bis drei Wochen Evakuierung und sechs Wochen Offensive.