Einigung zwischen Israel und Hamas Medikamente für Geiseln unterwegs
Mehr als 130 israelische Geiseln werden noch im Gazastreifen festgehalten - unter ihnen viele chronisch Kranke. Sie sollen nun dringend benötigte Medikamente erhalten. Unterdessen wird in dem Palästinensergebiet weiter gekämpft.
Die Einigung steht: Die israelischen Geiseln im Gazastreifen sollen Medikamente erhalten. Und auch für palästinensische Zivilisten soll es Hilfe geben. Am Morgen brachte die katarische Luftwaffe Medikamente und andere humanitäre Hilfsgüter ins ägyptische El Arish, nahe der Grenze zum Gazastreifen. Der Weitertransport in das Kriegsgebiet werde von katarischen Unterhändlern überwacht, unterstrich die israelische Regierung.
Medienberichten zufolge, soll auch das internationale Rote Kreuz eingebunden sein, um sicherzustellen, dass die gelieferten Medikamente auch tatsächlich die israelischen Geiseln erreichen. Wie genau dieser Teil des Abkommens umgesetzt werden soll, ist unklar und damit aus Sicht der Geiselangehörigen die Schwachstelle.
Angehörige fordern Beweise für die Übergabe
Nadav Rudaeff, dessen Vater Lior verschleppt wurde, sagte im Interview mit dem israelischen Sender KAN: "Es muss Beweisbilder dafür geben. Was soll die Hamas sonst davon abhalten, die gelieferten Medikamente selbst zu nutzen?" Man habe in dieser Frage keine Zusagen bekommen. "Es ist nicht klar, ob wir über die Lieferung der Medizin auch ein Lebenszeichen der Geiseln erhalten."
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee
Katar hatte die Einigung zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Ein Teil der noch mehr als 100 im Gazastreifen verbliebenen Geiseln, leidet unter Vorerkrankungen wie Diabetes. Im Gegenzug für ihre Versorgung sollen auch Medikamente für palästinensische Patientinnen und Patienten geliefert werden.
Kämpfe im Gazastreifen gehen weiter
Im Gazastreifen dauern die intensiven Kämpfe unterdessen an. Nach nicht überprüfbaren Angaben der örtlichen Behörden vom Morgen, kamen in den vergangenen rund 24 Stunden etwa 160 Palästinenser ums Leben. Auch die israelische Armee meldete erneut Verluste. Seit Beginn der Bodenoffensive wurden ihren Angaben nach 192 Soldatinnen und Soldaten getötet.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Eine besondere Herausforderung für die Armee sind weiterhin die Tunnelanlagen der Hamas. Sie verzögern den Verlauf der Operation, sagte Roi Sharon, Militärkorrespondent des Senders KAN. "Die Tunnel sind sehr viel länger, komplizierter und hochwertiger, als die Armee vor Beginn der Bodenoffensive vermutet hat. Alles dauert viel länger, als man annahm", erklärte er.
In Chan Yunis gehe man nun von einer Tunnellänge von insgesamt 160 Kilometern aus und auch das sei nur eine Schätzung. "Die Armee ist bereits seit knapp zwei Monaten dort und hat gerade einmal ein Fünftel der Tunnel erreicht, und das nur in Chan Yunis."
Weiterhin Spannungen im Westjordanland und an der Nordgrenze
Angespannt bleibt die Sicherheitslage auch im Westjordanland. Bei einem israelischen Drohnenangriff nahe der Stadt Nablus starben in der Nacht mehrere Palästinenser - ihr Auto wurde von einer Rakete getroffen. Nach israelischen Militärangaben galt der Angriff dem Führer einer Terrorzelle, die kurz vor der Durchführung eines Anschlags gestanden haben soll. Stunden später kam es zu einem weiteren israelischen Luftangriff im Westjordanland.
An Israels Nordgrenze geht die Armee weiter gegen die libanesische Hisbollah-Miliz vor. Gestern wurden dabei Ziele im libanesischen Hinterland nahe der Grenze angegriffen. Generalmajor Ori Gordin, Chef des israelischen Nordkommandos, erklärte: "Zehntausende Soldaten sind entlang der libanesischen Grenze verteilt, um sie verteidigen zu können. Gleichzeitig führen wir weiter Operationen durch, um die Hisbollah zurückzudrängen und ihre Fähigkeiten auszuschalten."
Israels politische und militärische Führung bekräftigt seit Wochen, dass sie nicht mehr bereit sei, eine Situation zu akzeptieren, in der die Hisbollah schwerbewaffnet direkt im Grenzgebiet präsent ist.