Sprengstoffexperten der libanesischen Armee entschärfen einen Sprengsatz in einem Kommunikationsgerät, das mutmaßlich vom Mossad präpariert wurde.

Israels Geheimdienst Die tödlichen Missionen des Mossad

Stand: 19.09.2024 15:15 Uhr

Das Vorgehen des Mossad wird gefürchtet und bewundert - und speist den Mythos der Organisation. Und doch ist Israels Geheimdienst umstritten, denn nicht jeder Einsatz gelingt.

Er gilt als einer der besten Auslandsgeheimdienste der Welt - und schon seit Jahrzehnten ist die Mission des Mossad, Angriffe auf den Staat Israel möglichst vorzeitig und außerhalb der Landesgrenzen zu vereiteln.  

Doch immer wieder hatte der Mossad auch einen anderen Auftrag, nämlich im Nachhinein Terror mit Gegenterror zu vergelten - so hat es beispielsweise der ehemalige Mossad-Agent Gad Shimron im Interview mit der NZZ am Sonntag bezeichnet. Dazu gehört die gezielte Tötung von Beteiligten am Anschlag auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München 1972, sagt Ahron Klein, Autor eines Buchs über den Mossad: 

"Drei Wochen nach München wurde in Rom der erste Verantwortliche liquidiert. In der Folge wurden noch Dutzende getötet. Das Ziel war es, Anschläge auf Israel zu verhindern. Es wurden Leute liquidiert, die die Absicht hatten, Flugzeuge zu entführen oder Israelis zu ermorden", so Klein. Auch dieses Vorgehen habe den Mossad bekannt gemacht.  

Verbindungen wahrscheinlich, aber nicht belegbar

Nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 gab Israels Premier Benjamin Netanyahu die Losung aus: "Ich habe den Mossad beauftragt, gegen die Hamas-Anführer, wer und wo immer sie sind, vorzugehen."

Ob die gezielte Tötung von Hamas-Chef Ismail Hanija mitten in der iranischen Hauptstadt Teheran vor kurzem auf das Konto des Mossad geht, ist nicht bewiesen. Und auch bei den Explosionen von tausenden Kommunikationsgeräten der Hisbollah jetzt im Libanon und in Syrien mit vielen Verletzten und Toten steht eine Beteiligung des Mossad nicht fest. Beides aber gilt als wahrscheinlich.  

Der Mythos Mossad

Schon 1949, also kurz nach der Staatsgründung Israels, wurde der Auslandsgeheimdienst gegründet. Spätestens 1960 wurde er zum Mythos, als seine Agenten in Argentinien Adolf Eichmann entführten. In Jerusalem wurde dem früheren SS-Mann als einem der Organisatoren des Holocaust der Prozess gemacht, dort wurde Eichmann zum Tode verurteilt und 1962 hingerichtet.  

Bis heute wird das Vorgehen des Mossad mal gefürchtet, mal bewundert - genau wie der besondere Geist der Organisation. So beschrieb ihn Meir Dagan, ein ehemaliger Chef des Mossad: "Es ist eine einzigartige und herausragende Gemeinschaft von Frauen und Männern, die mit Originalität und Mut operieren, angetrieben von einem Geist der Hingabe. Sie arbeiten Tag und Nacht, ohne zu erwarten, dafür geehrt zu werden."

Dabei würden die Mitglieder als Gruppe nicht unterstützt und sie hätten auch keine Flugzeuge und bewaffnete Truppen als Verstärkung, so Dagan weiter. In den meisten Fällen gebe es auch keine Möglichkeit, sie in Notfällen zu retten. "Sie operieren mit einem scharfen Geist im Verborgenem und mit Mut als ihrem einzigen Schutz", so der ehemalige Chef.  

Sabotagen und Fehlschläge

Gefangene macht Israels Auslandsgeheimdienst in der Regel keine. Hunderte gezielte Tötungen sollen auf das Konto des Mossad gehen. Dazu kommen viele Sabotageakte, zum Beispiel gegen das Atomprogramm des Iran. So soll der Geheimdienst 2010 das Stuxnet-Virus programmiert und eingesetzt haben, um Zentrifugen für die Uran-Anreicherung zu zerstören.  

Doch längst nicht alles ist dem Mossad gelungen: Immer wieder wurden seine Agenten auf geradezu peinliche Art enttarnt. Auch 1997 ging ein Tötungsversuch gewaltig schief. Agenten des Mossad wollten in der jordanischen Hauptstadt Amman den politischen Chef der Hamas, Chalid Maschal, vergiften, wurden dabei aber gefasst. Um sie freizubekommen, musste Israel nicht nur ein Gegengift zur Verfügung stellen, sondern auch den geistigen Führer der Hamas, Scheich Ahmed Yassin, aus dem Gefängnis entlassen. Maschal blieb dann noch 20 weitere Jahre Chef der Terrororganisation und erklärte:

Der Mordanschlag war ein Wendepunkt im Leben der Hamas. Das Image des Mossad wurde dadurch ernsthaft geschädigt. Wir behaupten nicht, dass es ihn nicht mehr gibt, aber er ist gescheitert. Die stille Operation, die Netanyahu und Geheimdienstchef Danny Yatom geplant hatten, ist nun der ganzen Welt bekannt. Einem unserer Männer ist es gelungen, den Mord zu verhindern. Obwohl das Gift schon im Körper war, habe ich mein Leben Gott sei Dank zurückbekommen."  

Chalid Maschal hat neulich erst aus dem Exil zu einer neuen Welle von Selbstmordanschlägen in Israel aufgerufen. Und es ist auch längst noch nicht ausgemacht, dass die mutmaßliche Operation des Mossad gegen die Hisbollah zur größeren Sicherheit Israels beiträgt. Auch wenn sie viele beeindruckt.  

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 19. September 2024 um 12:52 Uhr.