Kämpfe in Grenzstadt Thailands sorgenvoller Blick auf Myanmar
Der Bürgerkrieg in Myanmar hat sich an die Grenze zu Thailand verlagert. Bislang hatte dort das Militärregime das Sagen, nun übernehmen die Rebellen. Das lässt nicht nur Thailand aufhorchen.
Der Außenminister Thailands ist an die Grenze gekommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Drüben - hinter dem Fluss - in Myanmar, stehen die Menschen Schlange, um nach Thailand zu gelangen. Der Minister kann hinüber gucken. Die Stadt Myawaddy auf der anderen Seite ist jetzt in der Hand von Rebellen.
"Wir wünschen uns Frieden in Myawaddy", sagt Parnpree Bahiddha-Nukara. Es mache ihm Sorgen, dass der Handel zwischen den Ländern beeinträchtigt wird. "Wir müssen in einen Dialog treten. Wir übernehmen gern die Rolle eines Moderators, wenn es so weit ist", sagt der Politiker.
Menschen nehmen ihr Hab und Gut mit. Ein Mann an der Grenze erzählt der Nachrichtenagentur Reuters, dass ihm die Lage zu unsicher sei. "Die Situation in Myawaddy ist okay", sagt er, "aber wenn wir weiter nach Myanmar reinfahren, da schießen sie noch." Er habe Angst.
Handelsstadt von strategischer Bedeutung
Myawaddy scheint inzwischen eingenommen zu sein. Es ist eine Handelsstadt von strategischer Bedeutung. Drei Jahre dauert der Bürgerkrieg in Myanmar nun schon. 2021 riss die Militärjunta die Macht an sich, machte die aufstrebende Demokratie damit zunichte. Dem Regime gegenüber stehen im Land verteilt verschiedene ethnische Gruppierungen, die schwer bewaffnet sind.
David Brenner forscht an der englischen Universität von Sussex zum Krieg in Myanmar. Meist denke man, es ginge in dem Konflikt um eine Demokratiebewegung, die gegen ein autoritäres Militärregime kämpfe. "Und das ist natürlich zu einem großen Teil auch richtig", sagt Brenner. "Es ist aber viel zu kurz gefasst. Dieser Krieg, den wir seit dem Militärputsch sehen, ist eigentlich nur die letzte Eskalationsstufe, die neueste Episode im längsten Krieg der Welt."
Vermutlich nicht die entscheidende Niederlage fürs Regime
Schon seit 75 Jahren schwelt der Konflikt. Die jetzt von den Rebellen zurückeroberte Handelsstadt Myawaddy mag strategisch wichtig sein, doch die Regierung, die Militärjunta, hat weiterhin große Teile im Kern des Landes unter Kontrolle. Daher ist der Kontrollverlust eine - aber vermutlich nicht die entscheidende - Niederlage für das Regime.
Dennoch, es tut sich etwas. Das erklärt auch, warum plötzlich der thailändische Premierminister Srettha Thavisin in einem Exklusivinterview mit Reuters sagt: "Wir wissen doch alle, dass das Regime anfängt, an Kraft zu verlieren." Sei das die Zeit für Konfrontation oder Dialog? "Ich bin für letzteres. Selbst wenn sie verlieren - sie haben Macht und Waffen. Vielleicht ist es Zeit, einen Deal zu machen."
Ein Deal - aber wohin würde das führen?
Eine Lösung für den Konflikt in Myanmar ist nicht in Sicht. Die Menschen sind sehr arm - jetzt noch mehr als früher. Dabei galt Myanmar vor wenigen Jahren noch als wirtschaftlicher Shootingstar in Südostasien. Es ist ein Staat, der an Indien, China und Thailand grenzt. Hier ist es von zentraler Bedeutung, was mit diesem großen Land passiert.