Bundesstaat Kachin in Myanmar Tausende fliehen vor Militärjunta
Vor rund anderthalb Jahren hat das Militär in Myanmar gewaltsam die Macht übernommen. In der nördlichen Region Kachin fliehen nun Tausende vor ihm. Die Gegend gilt als ein Zentrum des Bergbaus - und des Widerstands gegen die Junta.
Im überwiegend christlichen Bundesstaat Kachin im Norden Myanmars sind Tausende Menschen vor Angriffen von Luft- und Bodenstreitkräften der Militärjunta geflohen. Hunderte Häuser seien niedergebrannt worden, wie die Nachrichtenagentur KNA unter Bezug auf den asiatischen Pressedienst Ucanews berichtet.
Seit Ende Juli seien die Kämpfe der Armee und der mit ihr verbündeten ethnischen Miliz "Shanni Nationalities Army" gegen die "Unabhängigkeitsarmee der Kachin" eskaliert, heißt es weiter. Zentrum der Bürgerkriegshandlung sei die Region um die Stadt Hpakant, die als Zentrum des Jadebergbaus im Norden von Kachin gilt.
Region reich an Bodenschätzen
Kachin ist eine der 15 Verwaltungseinheiten und der nördlichste Staat von Myanmar. Der milliardenschwere Jadebergbau liegt fest in der Hand von myanmarischen Unternehmen, die eng mit dem Militär verbunden sind. Durch internationale Sanktionen sowie den Rückzug einer Reihe internationaler Unternehmen aus Myanmar - vor allem aus der Öl- und Gasbranche - werden die Einnahmen aus dem Jade-Export für die Junta immer wichtiger.
In der Bergregion nahe der chinesischen Grenze werden neben Jade in hunderten Minen auch seltene Erden abgebaut.
Brutalität gegen die Bevölkerung
Neben Kachin gelten die - laut Nachrichtenagentur KNA ebenfalls vorwiegend christlichen - Bundesstaaten Kayah, Kayin und Chin als Epizentren des Kampfes zwischen der Armee und dem Widerstand gegen das Militärregime. In diesen Regionen beschießt die Armee auch Kirchen, brennt Dörfer nieder und verhaftet Priester.
Die Nachrichtenagentur epd berichtete Ende Juli von einer Analyse der Menschenrechtsorganisation "Kachin Women's Association". Darin wird dokumentiert, wie die Militärjunta in Myanmar Dörfer, Straßen und Felder im Kachin-Staat im Norden Myanmars und dessen Nachbarregionen bombardieren lässt. Zivilistinnen und Zivilisten werden demnach getötet oder fliehen zu Tausenden. Die Bombardements sind den Angaben zufolge eine direkte Vergeltung für militärische Verluste der Junta in strategisch wichtigen Gebieten - insbesondere entlang von Versorgungsrouten und Hauptstraßen.
Auch in den überwiegend buddhistischen Regionen Sagaing und Magwe in Zentralbirma ging die Armee in den vergangenen Wochen brutal gegen katholische Dörfer vor, wie die Nachrichtenagentur KNA schreibt. Kardinal Charles Bo, Erzbischof von Yangon, hatte jüngst bei einem Besuch in Australien gewarnt, die Junta wolle mit einer weiteren Eskalation der Gewalt den Widerstand bis Ende 2022 ausmerzen.
Landesweite Ausschreitungen
Laut Auswärtigem Amt kommt es landesweit regelmäßig zu Sprengstoffanschlägen und gewalttätigen Auseinandersetzungen, auch mit Schusswaffengebrauch. Ziele sind militärische und staatliche Einrichtungen, aber auch öffentliche Einrichtungen wie Einkaufszentren oder Banken.
Vor eineinhalb Jahren, am 1. Februar 2021, hatte die Armee gegen die zivile Regierung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geputscht. Jegliche Form von Protest und Widerstand versuchen die Machthaber seitdem niederzuschlagen.