Krankenhaus in Gaza-Stadt 31 Frühgeborene aus Al-Schifa-Klinik gebracht
Im Gazastreifen sind 31 Frühgeborene aus dem Al-Schifa-Krankenhaus in eine weiter südlich gelegene Klinik gebracht worden. Sie liegen dort auf der Intensivstation. Die WHO beschriebt die Zustände in der Schifa-Klinik als verheerend.
Aus dem Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza sind 31 Frühgeborene gebracht worden. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kamen sie auf die Intensivstation der Entbindungsklinik des Al-Hilal-Krankenhauses in der südlichen Stadt Rafah, nahe der Grenze zu Ägypten.
Die Babys sollen bald über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten gebracht werden, teilte das von der Terrororganisation Hamas beherrschte Gesundheitsministerium von Gaza mit. In Ägypten sollen die Säuglinge demnach weiter in Krankenhäusern behandelt werden. Nach Ministeriumsangaben sind acht Frühgeborene in der Schifa-Klinik gestorben, weil es an Strom und Medikamenten gemangelt habe. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zeigte auf der Plattform X, dem ehemaligen Twitter, einen UN-Mitarbeiter mit Schutzweste und Helm, der ein winziges Baby hochhebt. Es würden weitere Evakuierungen von verbliebenen Schwerkranken geplant, teilte Tedros mit. Dafür seien aber Sicherheitsgarantien der Konfliktparteien nötig.
Israel vermutet Hamas-Strukturen unter der Klinik
Die Zustände im Schifa-Krankenhaus, wo seit Tagen israelische Soldaten nach Terroristen-Verstecken suchen, werden als verheerend beschrieben. Israelische Truppen durchkämmen die Klinik, weil sich darunter eine Kommandozentrale der Hamas befinden soll. Die Hamas weist die Vorwürfe zurück, Krankenhäuser als Basis für militärische Operationen zu nutzen.
Nach WHO-Angaben waren am Samstag etwa 2.500 Menschen, die in dem Klinikkomplex Schutz gesucht hatten, sowie Mitarbeiter und Patienten nach einem Evakuierungsaufruf der israelischen Armee in den Süden des Gazastreifens geflohen. Nun sollen sich in der Klinik noch etwa 25 Mitarbeiter und mehr als 250 Patienten befinden.
Paris kündigt weitere Hilfe an
Frankreich kündigte an, kranke und verletzte Kinder aufnehmen zu wollen. Man werde alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um die Kinder in französische Krankenhäuser zu bringen, teilte der Élyséepalast mit.
Zudem soll der Helikopterträger "Dixmude" ins östliche Mittelmeer verlegt werden. Das Kriegsschiff werde zu Wochenbeginn ablegen und "in den kommenden Tagen" Ägypten erreichen.
UN-Menschenrechtskommissar fordert Feuerpause
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk äußerte sich entsetzt über die jüngsten Ereignisse im Gazastreifen. Diese überstiegen das Vorstellungsvermögen, sagte er. Bei Angriffen auf zu Notunterkünften umfunktionierte Schulen würden Menschen getötet, Hunderte müssten aus dem Al-Schifa-Krankenhaus flüchten, während Hunderttausende in den südlichen Gazastreifen vertrieben würden. Das seien Ereignisse, die gegen den grundlegenden Schutz verstießen, "der Zivilisten nach internationalem Recht gewährt werden muss", so der Menschenrechtskommissar.
"Der Schmerz, der Schrecken und die Angst, die sich auf den Gesichtern von Kindern, Frauen und Männern zeigen, sind zu schwer zu ertragen." Die Menschlichkeit müsse an erster Stelle stehen, betonte der UN-Menschenrechtskommissar und unterstrich die dringende Notwendigkeit einer sofortigen Feuerpause.