Israelische Berichte Waffenfund im Al-Schifa-Krankenhaus
Bei einem stundenlangen Militäreinsatz im Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen haben israelische Truppen Berichten zufolge Waffen der Terrorgruppe Hamas gefunden. Hinweise auf dort gehaltene Geiseln gebe es derzeit nicht.
Israelische Soldaten haben im Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt Waffen der islamistischen Terrorgruppe Hamas gefunden. Das meldeten israelische Medien unter Berufung auf die Armee.
Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass in der Klinik auch Geiseln festgehalten werden. Israels Streitkräfte hofften aber, in dem Gebäudekomplex Informationen über den Verbleib der am 7. Oktober bei der Hamas-Terrorattacke aus Israel verschleppten Geiseln zu finden.
Israel und USA verweisen auf Geheimdienstinfos
Das israelische Militär ist davon überzeugt, dass sich unter dem Krankenhaus eine Hamas-Kommandozentrale befindet. Dazu legte die Armee Ende Oktober nach eigenen Angaben Geheimdienstinformationen vor. Auch die US-Regierung stützt die Darstellung, wonach die Hamas und eine andere militant-islamistische Gruppe Krankenhäuser im Gazastreifen, darunter die Al-Schifa-Klinik, für militärische Zwecke nutzen.
Der Sprecher des nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby, sagte, es gebe auch Tunnel unter den Kliniken, um militärische Operationen der Hamas zu verbergen und Geiseln gefangen zu halten. Al-Schifa sei ein "Kommando- und Kontrollknoten" für die Terrorgruppen. Wahrscheinlich würden dort auch Ausrüstung und Waffen gelagert, hieß es. Diese Informationen stammen laut Kirby "aus einer Vielzahl eigener Geheimdienstmethoden".
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Die Nutzung der Schifa-Klinik für militärische Zweck sei ein Kriegsverbrechen. Das Vorgehen der Terroristen mache den Einsatz des israelischen Militärs "deutlich schwieriger", sagte Kirby. Er betonte jedoch auch, die USA unterstützten weder Luftangriffe auf Krankenhäuser noch Feuergefechte in deren Nähe. Unschuldige, hilflose und kranke Menschen dürften nicht ins Kreuzfeuer geraten.
Die Hamas wies die Anschuldigungen zurück und warf den USA vor, Lügen Israels zu verbreiten. Die Einrichtungen würden nicht als Versteck für "gefangene israelische Soldaten" oder als Kommandozentralen genutzt. "Wir bekräftigen unsere Forderung an die Vereinten Nationen, ein internationales Komitee einzurichten, das alle Krankenhäuser im Gazastreifen inspiziert", hieß es in einer Mitteilung der Terroristen.
"Keine Spannungen" mit Patienten oder Personal
Bei dem stundenlangen Militäreinsatz im größten Krankenhaus im Gazastreifen sei es nicht zu Spannungen zwischen den israelischen Truppen und Patienten oder Personal gekommen, hieß es in den israelischen Medienberichten weiter.
Zivilisten, die von der Hamas als menschliche Schutzschilde benutzt würden, solle kein Schaden zugefügt werden, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Israels Militär habe eine großangelegte Evakuierung des Krankenhauses ermöglicht und einen regelmäßigen Dialog mit den Krankenhausbehörden geführt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nach Angaben ihres Generaldirektors Tedros Adhanom Ghebreyesus jedoch mittlerweile keine Verbindung mehr zu den Mitarbeitern der Klinik. "Wir haben erneut den Kontakt zum medizinischen Personal des Krankenhauses verloren und sind sehr besorgt um ihre Sicherheit und die ihrer Patienten", teilte er auf der Online-Plattform X, ehemals Twitter, mit.
Gefechte vor dem Krankenhaus
Bei einem Gefecht vor der Klinik sind den Medienberichten zufolge mindestens fünf bewaffnete Mitglieder der Hamas getötet worden. Israelische Soldaten seien nicht verletzt worden.
Seit Tagen gibt es in der Nähe von Krankenhäusern im nördlichen Gazastreifen Gefechte zwischen israelischen Bodentruppen und palästinensischen Extremisten. Mitarbeiter des Al-Schifa-Krankenhauses berichteten von anhaltendem Beschuss in dem Gebiet. Al-Schifa ist ein weitläufiger Komplex von Gebäuden und Höfen, nur wenige hundert Meter vom Fischereihafen von Gaza-Stadt entfernt.
Medizinische Teams auch im Einsatz
Zuvor hatte Israels Militärsprecher Hagari bereits angekündigt, dass die Streitkräfte auch gegen mutmaßliche Infrastruktur der Hamas in Krankenhäusern im Gazastreifen vorgehen werden. "Die fortgesetzte militärische Nutzung des Schifa-Krankenhauses durch die Hamas führt dazu, dass es seinen besonderen völkerrechtlichen Schutz verliert", sagte Hagari. "Wir sind gezwungen, vorsichtig und präzise gegen die militärische Infrastruktur der Hamas in den Krankenhäusern vorzugehen."
Zu den Einsatzkräften bei der Militäroperation im Schifa-Krankenhaus gehörten nach Armeeangaben auch medizinische Teams und Arabisch sprechende Personen. Sie hätten eine spezielle Ausbildung durchlaufen und sollten sicherstellen, dass Zivilisten, die von der Hamas als menschliche Schutzschilde benutzt würden, kein Schaden zugefügt werde, hieß es in der Mitteilung der Streitkräfte weiter.