"Neue Seidenstraße" Häfen, Schienen - und eine Militärbasis
Vor zehn Jahren rief China seine "Seidenstraßen"-Initiative ins Leben. Welche Projekte gibt es, wie erfolgreich sind sie - und welche Kritik gibt es daran?
Zehn Jahre nach Beginn der Initiative "Neue Seidenstraße" wird das Projekt in China als Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung vieler Länder gelobt. Gleichzeitig wird die Initiative international scharf kritisiert, weil sie ärmere Länder in die Abhängigkeit der Volksrepublik treibe. Ein Blick auf fünf wichtige Projekte:
Südostasien-Verbindung via Laos
Zehn Millionen Fahrgäste sollen die Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen der chinesischen Stadt Kunming und der laotischen Hauptstadt Vientiane Pekings Angaben zufolge bereits genutzt haben, nachdem der erste Zug 2021 in Betrieb genommen wurde.
Umgerechnet rund 5,7 Milliarden Euro kostete die über 1.000 Kilometer lange Strecke insgesamt, zur Finanzierung hat Laos hohe Kredite bei China aufgenommen. Beide Seiten priesen den großen Nutzen des Projekts für beide Länder. Peking erklärte, der neue Zug bringe "Freundschaft, Glück und neue Möglichkeiten".
Der laotische Premierminister Sonexay Siphandone sagte der staatlichen chinesischen Zeitung "Global Times" am Sonntag, dass die Eisenbahn "nicht nur Laos, sondern auch den Nachbarländern zugute" komme. Kritiker glauben, dass Laos Probleme haben dürfte, seine Schulden zurückzuzahlen.
Der China-Pakistan Economic Corridor soll Chinas Region Xinjiang mit dem Arabischen Meer verbinden.
Zugang zum Indischen Ozean durch Pakistan
Mehrere dutzend Milliarden Euro haben China und Pakistan bereits in den Korridor CPEC (China-Pakistan Economic Corridor) investiert, der China mit der Hafenstadt Gwadar am Arabischen Meer verbinden soll.
Er führt über mehr als 2.000 Kilometer von Chinas westlichster Region Xinjiang nach Belutschistan. Auf der gesamten Strecke entsteht ein Netz aus Autobahnen und Zugstrecken, zusätzlich gibt es enorme Investitionen in die Energieversorgung.
China erhielt damit Zugang zum Indischen Ozean. Die auf China spezialisierte Denkfabrik MERICS nennt den CPEC ein ehrgeiziges finanzielles Wagnis für Pakistan.
Marinestützpunkt in Dschibuti
Nachdem das ostafrikanische Dschibuti Teil der "Neuen Seidenstraße" wurde, investierte Peking massiv in das kleine Land. Das Hauptprojekt dort ist eine große, etwa 560 Millionen Euro teure Militärbasis Chinas, die strategisch günstig zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden liegt.
Nach Angaben Pekings soll der Stützpunkt Marineschiffe versorgen und im Kampf gegen Piraten in der Region helfen. Auch humanitäre Einsätze und der Schutz chinesischer Handelsschiffe seien vorgesehen.
Bedenken aus dem Westen gibt es aber insbesondere wegen der Nähe zu einer Basis des US-Militärs. China könnte seine Position nutzen um zu spionieren, so die Befürchtung. Der Präsident Dschibutis, Ismail Omar Guelleh, hat die "ständigen" Beschwerden Washingtons über das Projekt schon zurückgewiesen.
Griechischer Hafen als Tor in die EU
2016 sorgte China in Europa für Aufsehen, als ein staatliches chinesisches Unternehmen eine Mehrheitsbeteiligung am Hafen von Piräus erwarb. Zwei Jahre später wurde Griechenland offiziell Teil der "Neuen Seidenstraße" und der Hafen ein wichtiger Knotenpunkt, der Asien und Europa verbinden soll, wie beide Länder damals mitteilten.
Noch im August dieses Jahres erklärte die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, dass chinesische Investitionen dem früher maroden Hafen neues Leben eingehaucht hätten. Gegner des Projekts fürchten einen zu starken Einfluss auf das wirtschaftlich schwache Griechenland, ein Mitglied der EU und der Eurozone. China bestreitet das.
Italien vor dem Rückzug
2019 kündigte Italien während eines Staatsbesuchs des chinesischen Partei- und Staatschefs Xi Jinping an, Teil der "Neuen Seidenstraße" werden zu wollen und schockierte damit seine westlichen Verbündeten. Es war der erste Beitritt eines G7-Staates zu dem Infrastrukturprojekt.
Allerdings konnten die unterzeichneten Verträge bisher nur wenig dazu beitragen, das Handelsdefizit Italiens zu verringern. Gleichzeitig ist die Sorge im Land vor zu viel chinesischem Einfluss hoch. Italien denkt deshalb offenbar über den Ausstieg aus dem Projekt nach - die ursprüngliche Absichtserklärung läuft im März kommenden Jahres aus.
Italiens Premierministerin Giorgia Meloni erklärte vergangenen Monat, dass eine Entscheidung noch nicht gefallen sei. Außenminister Antonio Tajani sagte deutlich klarer, die Seidenstraßeninitiative habe "nicht die Ergebnisse gebracht, die wir uns erhofft hatten".